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Columbiabad wieder offen: Verschärfte Kontrollen sorgen für Unmut
Durchgeführte Ausweiskontrollen und geplante Videoüberwachung im Neuköllner Sommerbad rufen Datenschützer auf den Plan
Zwischen Fahrradständern und einem Polizeiwagen sind zwei Fernsehkameras von Journalisten aufgebaut. Sie sind auf den Eingangsbereich des Neuköllner Sommerbades gerichtet und filmen, was sich dort abspielt: Sicherheitsleute kontrollieren akribisch die Taschen der Schwimmwilligen und schauen, ob sie neben Badehose, Handtuch und Sonnencreme keine gefährlichen Gegenstände mitgebracht haben. Was auch neu ist: Die Badegäste müssen ihren Ausweis vorzeigen.
Es kam diesen Sommer in Berliner Freibädern schon mehrmals zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, zuletzt am Sonntagnachmittag im Kreuzberger Prinzenbad, wo mehrere Jugendliche einen 32-Jährigen bewusstlos geschlagen haben sollen. Als Reaktion darauf hat der schwarz-rote Senat eine Verschärfung der Einlasskontrollen durch die Berliner Bäder-Betriebe veranlasst. Seit Samstag gelten daher in allen Berliner Freibädern neue Regeln: Mehr Sicherheitspersonal, weniger zugelassene Badegäste und Eintritt nur noch bei Vorlage eines amtlichen Lichtbildausweises. Außerdem sollen mobile Polizeiwachen vor den Bädern die Sicherheitsleute unterstützen. So auch im Neuköllner Sommerbad, das am Montagmorgen wieder seine Pforten öffnete.
Eine Woche lang war das Freibad am Columbiadamm geschlossen. Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Beschäftigten des Bades am Sonntag vor einer Woche führten dazu, dass die Polizei das Bad zum wiederholten Male räumen musste. Mehrere Mitarbeiter meldeten sich krank, sodass das Sommerbad kurzzeitig nicht mehr betrieben werden konnte.
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»Endlich ist das Bad wieder geöffnet«, sagt eine ältere Frau im Gespräch mit »nd«. »Letzte Woche musste ich an den Wannsee fahren. Das ist eine Zumutung – wegen ein paar jugendlichen Idioten wird das ganze Bad zugemacht!«, beschwert sich die Frau. Sie und ihr Mann haben es sich nahe des 50-Meter-Beckens gemütlich gemacht und glänzen ölgolden in der Sonne. An diesem Tag springt keiner unerlaubt vom Beckenrand, an der Rutsche wird nicht gedrängelt.
Sie habe Verständnis für den Unmut der Angestellten des Bades. Diese hatten in einem Brandbrief, aus dem der »Tagesspiegel« zitierte, von unzumutbaren Arbeitsbedingungen, von Angst und Gewalt berichtet. Außerdem forderten sie besser qualifiziertes Sicherheitspersonal, in den Hauptbadezeiten nur Familien mit Kindern ins Columbiabad reinzulassen, zudem Zugang nur mit namentlichen Onlinetickets sowie dauerhaft Polizeipräsenz.
Die ältere Frau, die seit über 50 Jahren das Columbiabad besucht, kann mit den Forderungen und neuen Regeln nur bedingt etwas anfangen: »Man kann ja nicht Menschen ausgrenzen. Nur Familien reinlassen? Dann komm ich mit meinem Mann ja hier nicht mehr rein«, sagt die Neuköllnerin. Das Vorzeigen des Ausweises sieht sie kritisch: »Stellen Sie sich mal vor: Man will hier hin mit seinen Kindern, will Spaß haben und dann muss man den Ausweis vorzeigen.«
Noch ist das Columbiabad recht leer. Vor allem junge Menschen – Studenten, Zugezogene, Feierwütige – liegen auf den schattigen Wiesen und nutzen das kühle Chlorwasser, um den Rausch des Wochenendes aus den Körpern zu waschen. Zwei Polizisten patrouillieren auf dem Gelände des Sommerbades und laufen an der Frau vorbei. »Es ist schlimm, dass hier die Polizei rumlaufen muss. Die Kinder will man lachen hören, ein Spaß soll das hier für sie sein. Stattdessen wird man regelrecht bewacht«, sagt sie.
Und diese Überwachung könnte sogar noch ausgeweitet werden. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kündigte letzte Woche Videokontrollen an den Eingängen des Prinzen- und Columbiabades an. Das ruft Datenschützer wie die Berliner Datenschutzbeauftragte Meike Kamp auf den Plan. Sie wolle die geplante Videoüberwachung sowie die Ausweispflicht »datenschutzrechtlich« prüfen, wie sie am Montag der Deutschen Presse-Agentur sagte.
»Grundsätzlich gilt, dass die Sicherheit in den Freibädern für alle Gäste zu gewährleisten ist, aber die Wahl der Mittel zur Gewährleistung dieser Sicherheit gesetzlich zulässig und verhältnismäßig sein muss«, sagte Kamp. Ob das bei der seit dem Wochenende durchgesetzten Ausweispflicht und der geplanten Videoüberwachung der Fall sei, müsse geprüft werden. »Insbesondere ist hierbei zu prüfen, ob nicht mildere Maßnahmen in Betracht kommen, wie beispielsweise die Verstärkung des Sicherheitspersonals, der Einsatz von Deeskalationsteams, die Begrenzung der Anzahl von Badegästen, die sicherheitsfördernde Ausgestaltung des Freibadareals etc.«, sagte Kamp.
Die ältere Frau, die an diesem Montag mit ihrem Mann in das Neuköllner Columbiabad gekommen ist, sagt, sie wisse nicht, was das Freibad besser im Umgang mit den randalierenden Jugendlichen machen könne. Sie hat aber einen Ratschlag für die Teenager, die »zu wenig im Kopf, dafür zu viel in den Armen haben«: »Einfach mal mehr miteinander reden – und weniger kloppen!«
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