Brennender Autofrachter im Wattenmeer

Die Löscharbeiten gestalten sich weiter schwierig, es droht eine Umweltkatastrophe. Ein Mensch kam ums Leben

  • Christopher Wimmer
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland wird der Kampf gegen das Feuer auf einem Frachtschiff mit rund 3700 Autos fortgesetzt. Der Frachter hatte in der Nacht zum Mittwoch Feuer gefangen. Nach über einem Tag war der Brand noch immer nicht unter Kontrolle. Spezialisten gehen davon aus, dass der Frachter möglicherweise noch tagelang brennen wird. Das Feuer könne nicht gelöscht werden, solange die etwa 200 Meter lange »Fremantle Highway« nicht stabilisiert sei, so eine Sprecherin der niederländischen Küstenwache. Durch den Brand ist ein Besatzungsmitglied ums Leben gekommen, weitere wurden verletzt.

Der in Panama registrierte Frachter war laut Küstenwache mit 23 Besatzungsmitgliedern auf dem Weg von Bremerhaven nach Port Said, als rund 27 Kilometer nördlich von Ameland ein Feuer an Bord ausbrach. Die Besatzung versuchte noch, es selbst zu löschen. Dies gelang ihr jedoch nicht, daraufhin wurde sie mit Hubschraubern und Schiffen von Bord geholt. Einige waren zuvor von Bord gesprungen.

Schlagseite und mögliche Blockade

Nach Angaben der Küstenwache wurden zunächst Spezialkräfte aus Rotterdam per Hubschrauber zum Löschen des Brandes zu dem Frachter geflogen. Doch breitete sich das Feuer so rasch aus, dass sie nicht mehr an Bord gehen konnten.

Inzwischen hat das 18 500 Tonnen schwere Schiff Schlagseite. Trotz Versuchen, das Frachtschiff durch Schleppschiffe und Stahlseile zu stabilisieren, ist es in der Zwischenzeit leicht nach Westen abgedriftet. Es befindet sich nun etwa 16 Kilometer nördlich der Insel Terschelling. Somit besteht weiterhin die Gefahr, dass der brennende Frachter eine wichtige Schifffahrtsroute nach Deutschland blockieren könnte.

Die niederländische Wasserbehörde überlegt nun, wie man das Schiff bergen kann. Auch auf deutscher Seite wappnen sich die Behörden für den Ernstfall. Die Experten würden ihr Vorgehen nun gemeinsam absprechen.

Drohende Katastrophe

Sollte der Frachter sinken, droht eine Umweltkatastrophe im Wattenmeer. Das Naturschutzgebiet gehört zum Weltnaturerbe der Unesco. Das Gebiet verfügt über eine reiche Vielfalt von über 10 000 Tier- und Pflanzenarten. Falls das Öl des Frachters ins Wasser gerät, könnten das Wattenmeer sowie die Nordseeküste der Niederlande und Deutschlands verseucht werden. Explizite Gefahr besteht auch für die deutschen Wattenmeerinseln. Der Bürgermeister der Insel Borkum befürchtet schwere Umweltschäden. »Das Schlimmste wäre, dass das Schiff sinkt und unkontrolliert Schadstoffe ins Meer gespült werden«, so Jürgen Akkermann.

Doch nicht nur das Öl bereitet den Anrainern Sorgen. Bei Kontakt der Autobatterien mit Wasser kann Säure entstehen, die die Umwelt schwer belasten würde.

»Mich erfüllt das mit großer Sorge«, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke zur aktuellen Lage. Sie lobte den Einsatz der niederländischen und deutschen Havariekommandos und warnte vor einer möglichen Tragödie in der Nordsee. »Wir wissen, dass 1600 Tonnen Schweröl an Bord sind, dass 200 Tonnen Marinediesel an Bord sind und natürlich auch noch die Autos«, so Lemke. »Deutschland wird alles zur Verfügung stellen, was helfen kann«, schrieb die Grünen-Politikerin zudem bei Twitter. Ihre Gedanken seien bei den Crewmitgliedern und den Einsatzkräften, die versuchten, eine Katastrophe zu verhindern.

Der Brand war möglicherweise durch eines der 25 Elektroautos ausgelöst worden, sagte ein Vertreter der niederländischen Küstenwache dem Rundfunksender NOS. »Wir ziehen alle Szenarios in Betracht«, fügte er hinzu. Berichten von Fachmedien zufolge gehört die »Fremantle Highway« dem japanischen Unternehmen Shoei Kisen Kaisha, dem Eigner des Containerschiffs »Ever Given«, das im März 2021 den Suezkanal blockiert hatte. An Bord des Frachters befinden sich unter anderem 350 Fahrzeuge von Mercedes-Benz, wie der Autokonzern mitteilte. Mit Agenturen

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