Wölfe in Niedersachsen: Artenschützer gegen Jäger

Konflikt um den Wolf in Niedersachsen verschärft sich

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 3 Min.

In Niedersachsen verschärft sich der Konflikt um den Umgang mit Wölfen. Artenschützer fordern, den Kooperationsvertrag des Landes zum Wolfsmonitoring, also dem Beobachten und Dokumentieren frei lebender Wölfe, mit der Landesjägerschaft (LJN) aufzukündigen. Der Verband sei nicht neutral, so die Begründung des Freundeskreises freilebender Wölfe in einem offenen Brief an Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Die Jägerschaft verwahrt sich gegen die Anwürfe.

»Jäger als Naturnutzer sind eine vom Wolf direkt betroffene Interessengruppe«, schreibt der Freundeskreis. Sie konkurrierten mit dem Wolf um die »Ressource Wild«, sähen die Jagd durch die Wolfspräsenz erschwert und Wölfe überdies als potenzielle Gefahr für Jagdhunde. Auch sei die Landesjägerschaft im Mai dieses Jahres dem »Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement« beigetreten: »Dieses artenschutzfeindliche Bündnis hat die Wiederausrottung des Wolfes als erklärtes Ziel«, kritisiert der Freundeskreis.

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Belegt wird der Ausrottungsvorwurf nicht. Doch hatte sich die LJN im Frühjahr ganz offiziell auf die Seite der Befürworter einer »Obergrenze« und von »wolfsfreien Zonen« gestellt. Zugleich bekundete Jäger-Präsident Helmut Dammann-Tamke Unterstützung für die im April verabschiedete »Auricher Erklärung«, deren Unterzeichner durch die Ausbreitung der Wölfe die Sicherheit der Deiche gefährdet sehen. In den küstennahen Grünlandgebieten stehe die Anwesenheit von Wolfsrudeln dem Ziel der Weidehaltung entgegen. »Es finden so viele Risse statt, dass die Landbevölkerung fordert, dass sich endlich etwas ändern muss.«

Dammann-Tamke hatte bereits im Herbst 2021 davor gewarnt, dass Wölfe gassigehende Hunde angreifen könnten. Als CDU-Landtagsabgeordneter war er Mitinitiator eines Antrags, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen.

Der Freundeskreis wirft dem Jägerverband zudem vor, der »Umweltkriminalität in den eigenen Reihen nicht zielführend entgegenzutreten«. In den vergangenen Monaten hätten illegale Wolfsabschüsse zugenommen. Vor einem Naturschutzzentrum bei Gifhorn hatten Unbekannte im Frühjahr einen Wolfskopf abgelegt. Im Mittellandkanal bei Sehnde entdeckten Spaziergänger in der vorvergangenen Woche einen zerstückelten und in Plastiktüten verpackten Wolf.

Das Umweltministerium in Hannover betont auf Anfrage, Aufrufe zu illegalen Handlungen würden »in keiner Weise toleriert«. »Wenn die Landesjägerschaft zu illegalen Straftaten aufrufen oder diese decken würde, wäre die Grenze zur Kooperation überschritten«, sagte eine Ministeriumssprecherin. Belege dafür gebe es aber im Brief des Freundeskreises nicht. Aus Sicht des Umweltministeriums hat sich auch das Monitoring durch die Landesjägerschaft bewährt: »In der Sache gibt es daran keine fundierte Kritik«.

Der Jägerverband selbst sieht in dem Offenen Brief »zahlreiche Unwahrheiten, aus dem Zusammenhang gerissene Textpassagen und Verunglimpfungen«. »Wer solch eine polemische Herangehensweise wählt, kann an einem sachlichen Dialog keinerlei ernsthaftes Interesse haben.«

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