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Leverkusen gegen Gladbach: Frostige Rückkehr für Jonas Hofmann
Jonas Hofmann kehrt mit ambitionierten Leverkusenern zu seinem alten Arbeitgeber Gladbach zurück
Neben ihren aktuellen Jobs im Leverkusener Mittelfeld, jeweils angetreten in diesem Sommer, und den beiderseits ausgesprochen ambitionierten Saisonzielen haben Jonas Hofmann und Granit Xhaka noch eine weitere Gemeinsamkeit: die beruflichen Spuren, die sie in Mönchengladbach hinterlassen haben. Allerdings neigte sich Xhakas Zeit bei der Borussia schon ihrem Ende entgegen, als Hofmann Anfang 2016 von Dortmund aus an den Niederrhein wechselte. Ein halbes Jahr kickten die beiden noch Seite an Seite für den Rautenklub, ehe es Xhaka für die nächsten sieben Jahre zum englischen Klub FC Arsenal zog.
Für die Gladbacher Fans ist so ein Tapetenwechsel auf die britische Insel emotional problemlos zu verkraften. Deshalb werden sie am frühen Samstagabend, wenn der Schweizer Nationalspieler zum Liga-Duell in den Borussia-Park zurückkehrt, womöglich auch ein wenig in den Erinnerungen an den 14. Februar 2015 schwelgen: Mit seinem Kopfballtreffer in der Nachspielzeit servierte Xhaka der Fohlenelf damals einen 1:0-Sieg im Derby gegen Köln und sprintete anschließend über den ganzen Platz zu den eigenen Fans. Im Fall von Hofmann dürfte das Wiedersehen dagegen deutlich frostiger ausfallen. Trotz der 48 Treffer und 51 Torvorlagen, die er in 214 Pflichtspielen für die Niederrheinischen zusammengeklaubt hat.
Denn Hofmann ist eben nicht wie Xhaka in eine andere Liga abmarschiert. Sondern ins 60 Kilometer entfernte Leverkusen, zu einem Liga-Konkurrenten – und zudem begleitet von einigen unerfreulichen Nebengeräuschen. So berichtete Borussias Sport-Geschäftsführer Roland Virkus von »sehr offenen Gesprächen« mit dem Nationalspieler, erwähnte aber auch spürbar pikiert: »Schlussendlich haben wir ein Angebot vorgelegt, das alle von Jonas aufgestellten Bedingungen erfüllt hat. Dass er sich dennoch entschieden hat, die Ausstiegsklausel zu aktivieren, hinterlässt kein gutes Gefühl.«
Von der Vorstellung, nach den prominenten Abgängen von Marcus Thuram, Ramy Bensebaini und Lars Stindl um Hofmann herum eine neue Mannschaft aufzubauen, mussten sich die Gladbacher also verabschieden. Als finanzielles Trostpflaster gab es einen Scheck über zehn Millionen Euro vom Werksklub. Und auch wenn Virkus dem 31-jährigen Hofmann später noch vorwarf, erst zu- und einen Tag später wieder abgesagt zu haben, wird es am Samstag eine Verabschiedung des Neu-Leverkuseners geben. »Das«, sagt Gladbachs Sportboss, »gehört sich einfach so.«
Wegen zahlreicher giftiger Kommentare enttäuschter Fans in den sozialen Medien nach dem Wechsel unters Bayer-Kreuz hat Hofmann seinen Account bei Instagram noch immer eingeschränkt. Ob das offizielle Adieu im Borussia-Park für ihn nun zu einem Spießrutenlauf wird, bleibt abzuwarten. »Ich hoffe, dass viele Leute eher das Positive aus den siebeneinhalb Jahren sehen und nicht diesen einen Moment dem Ganzen überordnen. Es ist bei vielen leider manchmal so, dass das dann mehr Bedeutung hat als siebeneinhalb Jahre. Aber das darf jeder für sich entscheiden. Ich nehme es so, wie es kommt«, nennt der gebürtige Heidelberger seine persönliche Marschroute für das Wochenende.
Dabei schwankt Hofmann innerlich zwischen »wahrscheinlich gemischten Gefühlen« und »purer Vorfreude«. Das Wiedersehen mit den alten Kollegen werde auf jeden Fall »ein bisschen emotional in positiver Hinsicht«, ahnt er – und funkt damit zumindest auf einer ähnlichen Wellenlänge wie Gerardo Seoane. Der 44-jährige Schweizer war bis zu seiner Entlassung im vergangenen Oktober 15 Monate lang Cheftrainer in Leverkusen.
In seiner ersten Saison bei Bayer führte er den Verein mit einem internen Torrekord (80 Treffer) in die Champions League. Nun sagt er vor seinem ersten Pflichtspiel als Borussen-Coach im eigenen Stadion: »Ich freue mich, meine Mannschaft nach einer guten Trainingswoche im Heimspiel gegen einen guten Gegner zu sehen.«
Die Leverkusener, glaubt Seoane, »haben das Potenzial, um ganz oben mitzuspielen«. Entsprechende Ankündigungen – mit Bayer Titel holen zu wollen – machten die Herren Hofmann und Xhaka schon bei ihrer Ankunft an der Dhünn. Und diese haben sie zuletzt auch noch mal aktualisiert. So bezeichnete Jonas Hofmann das 3:2 gegen Supercup-Gewinner Leipzig zum Ligastart vor einer Woche als »Statement«. Und Teamkollege Granit Xhaka betonte: »Die Erwartungen steigen – vor allem, wenn man jetzt so eine Mannschaft beieinander hat wie wir.«
Für die Transfers von Xhaka, dem robusten Stabilisator im defensiven Mittelfeld, vom offensiver ausgerichteten Hofmann, von den schnellen Außenverteidigern Arthur und Alejandro Grimaldo sowie von Victor Boniface, dem wuchtigen, ballsicheren Mittelstürmer, erhielten die Leverkusener in diesem Sommer viel Lob aus der Branche. Gerade wegen der prominenten Verstärkungen, die im erkennbar gereiften Kader allesamt schnell Fuß gefasst haben, trauen dem Werksklub manche Experten sogar zu, diesmal im Titelrennen mitzumischen.
Das Nonplusultra beim Rangeln um die Meisterschale werden auch in dieser Saison wieder die Bayern sein – von denen Leverkusen am vergangenen Sonntag den kroatischen Nationalspieler Josip Stanisic für ein Jahr entliehen hat. Dass die Münchner zu dem Wechsel zu einem direkten Konkurrenten grünes Licht gaben, habe ihn »schon ein bisschen verwundert«, kommentierte der in der Abwehr vielseitig verwendbare Stanisic. Und passend zum aktuellen Stimmungsbild in seinem neuen Umfeld erklärte der 23-Jährige: »Mit der Breite des Kaders haben wir eine gute Chance, in der Meisterschaft oder im DFB-Pokal einen Titel zu holen. Oder zumindest um einen Titel zu spielen.«
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