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Borussia Dortmund will mit Niclas Füllkrug noch mal aufrüsten

Der Fußball-Vizemeister wirkte zum Saisonstart zu müde und will daher im Sturm für mehr Konkurrenz sorgen

  • Daniel Theweleit, Dortmund
  • Lesedauer: 4 Min.
Sébastien Haller (l.) bekommt nach zuletzt müden Auftritten wohl Konkurrenz im Dortmunder Sturm.
Sébastien Haller (l.) bekommt nach zuletzt müden Auftritten wohl Konkurrenz im Dortmunder Sturm.

Der Druck auf Sportdirektor Sebastian Kehl und alle weiteren Verantwortlichen bei Borussia Dortmund hat ziemlich zugenommen. Während der langen Sommerpause hat der BVB auf dem Transfermarkt eher solide Handwerksarbeit verrichtet. Während der ersten Partien der noch jungen Saison in der Fußball-Bundesliga sind dann auch weder Linksverteidiger Ramy Bensebaini (kam aus Mönchengladbach) noch die Mittelfeldspieler Felix Nmecha (Wolfsburg) und Marcel Sabitzer (FC Bayern) als echte Verstärkung in Erscheinung getreten. Ganz im Gegenteil: Mit Raphael Guerreiro und Jude Bellingham, die nun bei Bayern München und Real Madrid unter Vertrag stehen, spielte das Team im Frühjahr deutlich besser als in den ersten Partien des neuen Spieljahres.

Vor dem Ende der Transferperiode hat Kehl daher doch noch einmal alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mit dem Nationalstürmer Niclas Füllkrug wenigstens einen Fußballer zu dem Titelaspiranten zu holen, der nicht nur sportlich nachvollziehbar ist, sondern auch den Glauben an eine große Saison beflügelt. Bis Donnerstagmittag war der Wechsel zwar noch nicht offiziell verkündet, alles deutete jedoch darauf hin, dass der 30 Jahre alte Torschützenkönig der vergangenen Saison für einen Betrag von rund 13 Millionen Euro von Werder Bremen nach Dortmund wechselt und dort einen Vertrag bis 2026 erhält.

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Edin Terzić mochte am Donnerstagmittag auf der üblichen Pressekonferenz vor dem Spiel seiner Mannschaft gegen den 1. FC Heidenheim an diesem Freitagabend noch nichts zu Füllkrug sagen, der sich zu diesem Zeitpunkt beim Medizincheck in einem Dortmunder Krankenhaus aufhielt. Stattdessen kündigte der BVB-Cheftrainer an, dass seine Mannschaft »ein anderes Gesicht zeigen« werde als während der ersten beiden eher enttäuschenden Partien dieser Saison. Nach der durch eine Marketingreise in die USA erschwerten Vorbereitung ist das Team offenbar weder eingespielt noch richtig fit. Und auch das traurige Ende der vergangenen Saison scheint eher eine Last zu sein als eine Quelle frischer Motivation und Energie.

Dabei hatte Klubchef Hans-Joachim Watzke noch vor zwei Wochen angedeutet, dass die verspielte Meisterschaft die Verbindung zwischen Anhang und Team und damit den Zusammenhalt im ganzen Klub gestärkt habe: »Hier steht Solidarität im Vordergrund – oder wie wir sagen: echte Liebe. Das haben wir am letzten Spieltag im Mai erlebt«, erklärte der Funktionär vor dem Saisonstart. »Als es den Fans selbst unglaublich schlecht ging, haben sie die Mannschaft aufgefangen. Das war sehr, sehr besonders.« Zwei Bundesligaspiele später ist jedoch schon nichts mehr zu spüren von diesem Schulterschluss.

Das Team wirkte bei dem glücklichen 1:0-Sieg gegen Köln sowie beim 1:1 in Bochum müde und uninspiriert, einige Fans pfiffen sogar. »Uns hat komplett die Schärfe gefehlt – auch in den Zweikämpfen, in der Bereitschaft«, sagte Sportdirektor Kehl in Bochum. Ähnlich unzufrieden war auch Trainer Terzić, und die Spieler lieferten neuen Treibstoff für die ewige Debatte über die Neigung zur Nachlässigkeit, die in dieser Mannschaft festsitzt.

»Wir waren völlig überrascht von der Intensität der Bochumer: Die waren frech, extrem aggressiv, mutig«, sagte Torhüter Gregor Kobel am vergangenen Spieltag und warf damit die Frage auf, ob das Team seinem Trainer, der genau diese Spielweise des Gegners vorhergesagt hatte, überhaupt zuhört. Oder gibt es immer noch Dortmunder Profis, die glauben, Bundesligapartien alleine mit ihrer fußballerischen Qualität bei reduziertem Energieeinsatz gewinnen zu können?

Zudem deutete Nationalspieler Julian Brandt an, dass sich einige Kollegen womöglich nicht mit der erforderlichen Akribie aufs neue Spieljahr vorbereitet hätten, als er sagte: »Am Ende ist jeder selbst dafür verantwortlich, sich am Anfang der Saison dahin zu arbeiten, dass man auf einem Peak ist, dass man in einer guten Verfassung ist. Davon haben wir momentan einfach zu wenige.« Abgesehen von Brandt, Mats Hummels und Donyell Malen wirkt das Team bislang seltsam müde, und der neue Kapitän Emre Can sowie Torjäger Sébastien Haller spielen außerdem ungewohnt fehlerhaft.

Haller bekommt nun wohl Konkurrenz durch Füllkrug, was den Dortmunder Transfersommer plötzlich erheblich besser erscheinen und die immer lauter gewordene Kritik an der Arbeit von Sebastian Kehl womöglich verstummen lässt. Denn der Sportdirektor wirkte zuletzt schon recht uninspiriert auf dem Transfermarkt, während Leverkusen mit Granit Xhaka vom FC Arsenal oder Victor Boniface aus Saint-Gilloise früh Leute verpflichtete, die auch dem BVB helfen würden. Ähnliches gilt für Union Berlin mit Robin Gosens (Inter Mailand), Kevin Volland (AS Monaco) oder David Datro Fofana (FC Chelsea). Mit Füllkrug hätten auch die Dortmunder ihren Transfer, der nicht nur den Kader verbessert, sondern auch die Herzen erwärmt.

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