Tesla in Brandenburg: Das Wasser wird knapp

Beiden Vorstehern des Wasserverbands Strausberg-Erkner droht die Abwahl

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.

»Die Erkenntnis, dass Brandenburg ein wasserreiches Land ist, aber ein Trinkwasserproblem hat, die ist nicht neu«, sagt der Landtagsabgeordnete Thomas Domres (Linke) am Dienstag. Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) fördere Grundwasser, um die Bevölkerung und Betriebe zu versorgen. Er sei darauf angewiesen, dass sich das Grundwasser durch Niederschläge neu bilde.

Doch zum Beispiel im Bereich der Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf werde schon lange Jahr für Jahr mehr Grundwasser abgepumpt, als sich neu bilde und damit verträglich sei. Nun heiße es plötzlich nach einer Neuberechnung des Landesumweltamts, die Kapazitäten bei Fredersdorf-Vogelsdorf seien nur zu 75 Prozent ausgeschöpft und dort ließe sich noch mehr Wasser fördern. Domres will wissen: »Wo kommt das jetzt auf einmal her?« Er fordert eine Offenlegung der Berechnungen und sagt: »Es gibt viele Möglichkeiten, dem Problem aktiv zu begegnen – Verschleiern gehört sicherlich nicht dazu.«

So erwähnt der Oppositionspolitiker die Variante, in Erkner zusätzlich 1,3 Millionen Kubikmeter Grundwasser pro Jahr zu fördern. Damit hätte die Gegend wieder einen Spielraum für ihre Entwicklung. Hindernis sei eine unterirdische Industriealtlast: eine giftige Phenolblase. Doch mit einer Sanierung könnte diese Verschmutzungsgefahr beseitigt werden. »Zweifelhaft« nennt Domres die Berechnungen, die noch freie Kapazitäten für Fredersdorf-Vogelsdorf erkennen. Der Verdacht liegt nahe, dass die Landesregierung alles tut, um Hindernisse für die 2022 eröffnete Tesla-Autofabrik in Grünheide aus dem Weg zu räumen. Schließlich hatte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dies in einem Brief an Tesla-Boss Elon Musk versprochen.

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Die Tesla-Fabrik soll erweitert werden. Angeblich benötigt der US-Konzern durch eine richtungsweisende Wiederaufbereitung dafür kein zusätzliches Wasser. Ob das wirklich so ist, steht noch auf einem anderen Blatt. Fakt ist aber, die Produktion von Elektroautos verbraucht jetzt schon viel Wasser und bringt so den Verband WSE und die ganze Region in Not. »Die Situation war schon vor der Tesla-Ansiedlung schwierig. Mit der Ansiedlung ist sie an ihre Grenzen gestoßen«, sagt der Abgeordnete Domres. Über Jahre habe sich ein durchschnittliches Defizit von einer Million Kubikmeter Wasser pro Jahr aufgebaut. Die Lage im Verbandsgebiet sei deswegen »grottig, mit Verlaub«.

Das könnte nun ausgerechnet für Verbandsvorsteher André Bähler und seinen Stellvertreter Gerd Windisch zum Verhängnis werden. Die haben erst die Tesla-Ansiedlung mit großen Anstrengungen ermöglicht, indem sie 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich zur Verfügung stellten. Nun warnen sie vor den Risiken eines stufenweisen Ausbaus des schon 300 Hektar großen Werksgeländes. Es soll um 100 Hektar wachsen. Die Gemeindevertretung von Grünheide hat im Dezember beschlossen, einen Bebauungsplan aufzustellen, damit der US-Konzern dort unter anderem Lagerhallen errichten kann.

»Die Gemeindevertreter, die für die Eröffnung des Verfahrens stimmten, haben damit die Vernichtung des Waldgebietes östlich von Tesla besiegelt«, verurteilten die Bürgerinitiative Grünheide und der Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg den Beschluss damals. »Wir werden weiter gegen den Ausverkauf der Natur, die schleichende Umweltvergiftung durch Tesla und für unsere demokratischen Rechte kämpfen.«

Bähler und Windisch seien doch nur die Überbringer der schlechten Nachricht, die man hier bestrafen wolle, rügt Domres. Die 120 Beschäftigten des WSE stehen demonstrativ hinter ihren Chefs. Aber sieben Bürgermeister von Städten und Gemeinden im Einzugsgebiet des WSE haben die Abwahl der beiden Fachleute beantragt. Am 27. September soll darüber abgestimmt werden.

Bähler und Windisch erregten den Unwillen der Kommunalpolitiker, weil sie Projekten wie dem durchaus notwendigen Bau von Schulen und Kitas die Belieferung mit dem erforderlichen Trinkwasser versagten. Dies geschah nur, weil der WSE mittlerweile nicht mehr weiß, woher er das Wasser nehmen soll. Nach Kenntnis des Landtagsabgeordneten Domres ging es um fünf Projekte mit einem Bedarf von je 2000 Kubikmetern jährlich – für sich genommen kleine Mengen. Was, wenn aber nichts mehr aufzutreiben ist? Auch eine Stellungnahme gegen die Erweiterung der Tesla-Autofabrik hat der Verband WSE abgegeben.

Brandenburgs Linksfraktionschef Sebastian Walter appelliert, die Fachleute Bähler und Windisch nicht hinauszuwerfen. »Es entstünde der fatale Eindruck, dass diejenigen, die sich gegen Konzerninteressen stellen, ihren Hut nehmen müssen.« Für Walter wäre es den Menschen nicht zu erklären, warum sie ihre Kleingärten nicht mehr sprengen dürften, aber Tesla einen höheren Verbrauch zugebilligt bekomme.

Tesla-Boss Elon Musk kann die Aufregung nicht verstehen. Er hat darauf hingewiesen, dass er bei Austin im US-Bundesstaat Texas eine Autofabrik in die Wüste gesetzt habe. Allerdings fließt in der Nähe der Fluss Colorado.

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