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Thai-Markt in Berlin-Wilmersdorf: Diskussion entbrennt erneut

Wilmersdorf streitet über Thai-Markt

  • Thuy-An Nguyen
  • Lesedauer: 3 Min.

Tausende von Menschen zieht der Thai-Streetfoodmarkt im Wilmersdorfer Preußenpark wöchentlich an. Der Markt, der einst ohne formelle Strukturen entstanden ist, hat eine mittlerweile rund 30-jährige Tradition im Stadtbild und ist über die Grenzen Berlins bekannt. Nun steht das zukünftige Fortbestehen des Marktes in Zweifel – und zwar erneut.

Das war Grund für Katarina Niewiedzial, Integrationsbeauftragte des Senats, dem Markt vergangenen Freitag einen Besuch abzustatten. Im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf wird seit Antritt der schwarz-grünen Zählgemeinschaft im Dezember 2021 diskutiert, den Markt zu verlegen – obwohl zuvor nach jahrelangen Bemühungen im Bezirksamt gemeinsam mit dem Betreiber des Markts ein Konzept erarbeitet wurde, mit dem der Markt im Preußenpark erhalten bleiben kann. »Der Thai-Streetfoodmarkt hat nicht nur einen positiven wirtschaftlichen Effekt, sondern belebt auch das Quartier«, sagte Niewiedzial im Vorfeld ihres Besuchs.

Der Markt, der 1995 zunächst ohne organisierte Strukturen entstanden ist, hat sich innerhalb der letzten drei Jahre zunehmend professionalisiert. Das 2020 vorgelegte Konzept des Bezirks erforderte unter anderem strenge hygienische Auflagen und die Einführung von nachhaltigem Mehrweggeschirr. »Die Entwicklung des Thai-Streetfoodmarktes ist ein hervorragendes Beispiel für Arbeitsmarktintegration«, sagt die Integrationsbeauftragte bei ihrem Rundgang über den Markt im Gespräch mit »nd«. Die Händler*innen weisen inzwischen alle eine Rote Karte vom Gesundheitsamt nach, sie haben ein Gewerbe angemeldet und sind registriert.

Niewiedzial zeigt sich beeindruckt, dass eine »informelle Ökonomie«, die vor dreißig Jahren aus privaten Picknicktreffen von Mitgliedern der Wilmersdorfer Thai-Community entstand, sich in eine offizielle Ökonomie verwandelt habe. Viele der Verkäuferinnen nehmen sogar an Schulungen teil, um ihre berufliche Qualifikation als Unternehmerinnen zu verbessern. Dass trotz dieser Entwicklungen und nach beschlossenen Plänen die Standortfrage des Marktes erneut infrage gestellt wird, deutet die Integrationsbeauftragte als Vertrauensbruch.

Tatsächlich hatte ihr Besuch im Vorfeld Oliver Schruoffeneger (Grüne) empört, den für Grünflächen zuständigen Bezirksstadtrat. In einem offenen Brief äußerte Schruoffeneger, über den Besuch von Niewiedzial irritiert gewesen zu sein. Er kritisierte, dass sie nicht ein Gespräch mit dem Bezirk gesucht hätte, sondern stattdessen »demonstrative Begehungen« abhalte. Den von Niewiedzial hervorgehobenen positiven wirtschaftlichen Effekt auf das Quartier sah er nicht. Dem Bezirksstadtrat lägen Beschwerden des Hotel- und Gaststättenverbandes über Umsatzeinbußen der regulären Gastronomie vor. Auch verfüge der Markt für die Senatsverwaltung für Wirtschaft über keinerlei »wirtschaftspolitische« Relevanz.

Doch weder dem Thailändischen Verein, dem zuständigen Betreiber des Thai-Streetfoodmarktes, noch der Integrationsbeauftragten sind Beschwerden des Gaststättenverbands bekannt. Im Gespräch mit »nd« teilt ein Sprecher der Integrationsbeauftragten mit, dass die Wirtschaftssenatsverwaltung ihr gegenüber klargestellt habe, dass ihr lediglich deswegen keine Daten über die Relevanz des Marktes vorlägen, weil er nicht Bestandteil des offiziellen touristischen Angebotes der Stadt sei.

Der Markt ruft allerdings durchaus Konflikte unter Teilen der Anwohner*innen hervor, das wird beim Rundgang Niewiedzials deutlich, bei dem auch Mitglieder der Initiative Preußenpark anwesend sind. Sie beklagen, dass der Park an Wochenenden oft nicht nutzbar sei: Zu voll sei er, zu laut oder vermüllt. Parichat Pai, Vorsitzende des Thailändischen Vereins, waren die Beschwerden der Initiative Preußenpark bislang nicht bekannt. »Die Standbetreiber*innen selbst räumen nach Abbau des Marktes sämtlichen Müll auf«, sagt sie gegenüber »nd«.

Die Klagen der Anwohner*innen kann Verkäuferin Bunlu Namkaew dagegen durchaus nachvollziehen. Sie verkauft seit zwei Jahren Süßspeisen auf dem Markt und verdient so ihren Lebensunterhalt. Gleichzeitig weiß sie, wie voll es besonders an schönen Sonntagen werden kann. Das läge ihr zufolge jedoch nicht an den Verkaufsständen selbst, sondern an den jungen Besuchenden, die oft bis an den späten Abend bleiben oder Musikanlagen mitbringen. Ein Kompromiss, der die Stimmen der Wilmersdorfer Thai-Community sowie der Anwohner*innen um den Preußenpark berücksichtigt, ist aktuell allerdings noch nicht in Sicht.

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