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Uwe Freimuth: Ein Zehnkämpfer für Die Linke

DDR-Meister Uwe Freimuth soll bei der Landtagswahl in Brandenburg antreten

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Christian Görke präsentiert Uwe Freimuth (l.) als Landtagskandidaten
Christian Görke präsentiert Uwe Freimuth (l.) als Landtagskandidaten

In seiner Jugend sprang er 7,79 Meter weit und 2,15 Meter hoch, mit Stab sogar 5,15 Meter. Die Kugel stieß er 16,42 Meter, den Diskus warf er 51,54 Meter, den Speer 73,02 Meter. Die 100 Meter lief er in 11,01 Sekunden, die 1500 Meter in 4 Minuten und 23 Sekunden. Viermal wurde Uwe Freimuth DDR-Meister im Zehnkampf: 1984, 1985, 1986 und 1988. Mit 8792 Punkten stellte er 1984 einen Landesrekord auf.

Heute ist Freimuth 62 Jahre alt und lehrt nach Stationen in Vietnam und Malaysia, wo er Strukturen für den Sport aufbaute, inzwischen als Professor in Berlin an der Europäischen Universität für angewandte Wissenschaften, wo er es mit Studenten aus 93 Nationen zu tun hat. Seit 2018 lebt er wieder in seiner alten Heimat Rathenow, wo er in der 2. Klasse mit seinem Zwillingsbruder Jörg bei der Betriebssportgemeinschaft BSG Einheit Rathenow zu trainieren begann. Dann wechselten beide 1974 an die Sportschule in Brandenburg/Havel und von da nach Potsdam. Bruder Jörg gewann übrigens 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau mit persönlicher Bestleistung von 2,31 Metern eine Bronzemedaille im Hochsprung. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück zu Uwe Freimuth, dessen Sohn Rico auch Zehnkämpfer war und 2017 in London Vizeweltmeister wurde. »Als Deutschland zuletzt bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest keine einzige Medaille holte, da blutete mir das Herz«, sagt Uwe Freimuth am Montag in der Geschäftsstelle der Linken in Rathenow. Wie konnte es bei einer einst so erfolgreichen Sportnation dazu kommen? Den 62-Jährigen stören auch Defizite im Bildungswesen und dass er sich, kaum mit dem Zug aus Berlin herausgefahren, schon in den ersten Funklöchern wiederfindet. Wenn er sich darüber beklagte, bekam er in seiner Heimatstadt zu hören: »Uwe, erzähle nicht so viel, mach doch mal was!«

Er sagt jetzt: »Ich möchte aktiv mitgestalten, und die Frage war: Wie kann ich das tun?« Die Freien Wähler zeigten Interesse, den parteilosen Professor für die Landtagswahl am 22. September 2024 aufzustellen. Doch es ergab sich noch eine andere Gelegenheit. Ein alter Schulkamerad, der Bundestagsabgeordnete Christian Görke (Linke), überzeugte Uwe Freimuth, für seine Partei anzutreten. Die beiden Männer verbindet nicht nur die Begeisterung für den Sport. Görke ist von Beruf Sportlehrer. Freimuth bekennt: »Ich konnte mich relativ schnell entscheiden. Solidarität, Gerechtigkeit – dagegen kann man gar nicht sein.« Er betont, dass es viele Schnittmengen gebe.

Den Landtagswahlkreis, zu dem das westliche Havelland mit Rathenow und Premnitz sowie ein Stück vom Nachbarkreis Ostprignitz-Ruppin gehören, hatte Christian Görke 2004, 2009 und 2014 gewonnen. 2019 verfehlte er dann den vierten Sieg in Folge, schnitt mit 20,4 Prozent der Erststimmen aber immer noch deutlich besser ab, als es der Linken damals brandenburgweit mit 10,7 Prozent gelang. Den Wahlkreis holte mit 24,9 Prozent der Stimmen Katja Poschmann (SPD). »Es ist trotzdem ein gutes Pflaster für uns. Wir erzielen hier Ergebnisse über dem Landesdurchschnitt«, sagt Görke, der 2021 vom Landtag in den Bundestag wechselte.

Ihm ist natürlich klar, dass es beinahe unmöglich ist für eine Partei, Wahlkreise zu gewinnen, wenn sie wie Die Linke gegenwärtig in den Meinungsumfragen für das Land Brandenburg bei nur acht Prozent steht. Ausgeschlossen sei es aber nicht. Görke erinnert an Péter Vida von den Freien Wählern, der 2019 seinen Wahlkreis in Bernau mit 27,1 Prozent der Erststimmen gewann, obwohl die Freien Wähler brandenburgweit nur bei fünf Prozent landeten.

Was Uwe Freimuth und den Rathenower Wahlkreis betrifft, versichert Görke deshalb: »Wir werden alles versuchen!« Am 25. Oktober soll Freimuth offiziell als Direktkandidat im Wahlkreis nominiert werden. Görke schlägt ihn vor, und bisher gibt es keinen anderen Bewerber. Die Linke nimmt traditionell alle ihre Direktkandidaten, die das wünschen, auch auf ihre Landesliste. Die Frage ist nur, wie weit vorn der Betreffende steht. Denn das entscheidet darüber, ob es mit einem Einzug ins Parlament klappt, wenn der Sieg im Wahlkreis nicht gelingt. Gegenwärtig verfügt Die Linke über zehn Mandate. Kommendes Jahr möchte sie zwölf erringen. Freimuth habe die Chance, einen guten Listenplatz zu erhalten, bestätigt der Landesvorsitzende Sebastian Walter.

Laut Christian Görke, Linke-Kreisvorsitzender im Havelland, ist Uwe Freimuth ein »bodenständiger, sozial denkender Mensch, der unsere Grundwerte teilt«. Freimuth selbst sagt über den ausgedehnten Wahlkreis: »Ich habe da gelebt, gearbeitet und gepfiffen.« Letzteres als Schiedsrichter bei Fußballspielen in der Kreisliga. In der Politik will er kein Zehnkämpfer sein, sondern sich auf drei Themen konzentrieren: Sport, Bildung und ländliche Regionen. »Ich bin weit davon entfernt, Experte auf allen Gebieten zu sein«, bemerkt der Professor bescheiden. Und er sagt: »Wir waren mal netter zueinander. Ich möchte dieses Gefühl wieder zurück haben. Kann sein, ich bin ein Träumer.«

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