Lücken, wo einst Bäume standen

Die Zahl der nachgepflanzten Alleebäume liegt unter gesetzlich vorgeschriebenem Niveau

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Um die Alleen in Brandenburg ist es schlecht bestellt, und die Gründung eines »Kompetenzzentrums« beim Verkehrsministerium scheint da nur Kosmetik. Obwohl die Alleen als Kulturgut einen gesetzlichen Schutz genießen, stehen die Nachpflanzungen in keinem Verhältnis mehr zu den entstandenen Verlusten. 

674 statt 5000 Bäume gepflanzt

Das Verkehrsministerium hat zuletzt einen Förderbescheid zum Aufbau eines Alleenkompetenzzentrums ausgestellt. Der umweltpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag Brandenburg, Thomas Domres, zeigt sich jedoch skeptisch. »Das geplante Alleenkompetenzzentrum wird viel zu tun haben angesichts des Wegduckens der Landesregierung beim Alleenschutz«, merkt er an. Aus seiner Sicht ist die Alleenbilanz katastrophal: »Die Zahl der an den Bundes- und Landesstraßen jährlich nachgepflanzten Alleebäume ist von 2018 bis 2022 auf nur noch rund ein Drittel gesunken.« Domres zufolge waren es im vergangenen Jahr noch 647 Bäume statt der 5000, die nach der noch gültigen Alleenkonzeption eigentlich hätten gepflanzt werden müssen. »Der Alleenbestand an Bundes- und Landesstraßen ist seit 2006 um mehr als ein Viertel zurückgegangen. Alleen drohen Stück für Stück aus unserer Landschaft zu verschwinden. Und das, obwohl das Naturschutzgesetz ausdrücklich vorschreibt, gefällte Alleebäume zu ersetzen

Warten auf neue Alleenkonzeption

Es tut sich der Verdacht auf, dass einfach nicht genug Mittel zur Verfügung stehen, um selbst gesetzlich vorgeschriebene Leistungen zu erbringen. Und bei den Alleen kann man sparen, weil keine unmittelbare Gegenreaktion droht und die Übersicht fehlt. Der Landtag hatte vor einigen Jahren die Landesregierung aufgefordert, die Alleenkonzeption des Bundeslandes bis Ende 2022 zu überarbeiten. Domres: »Das ist immer noch nicht geschehen.« Er will sich nicht austricksen lassen. »Die neue Alleenkonzeption darf sich nicht in symbolischen Aktionen wie dem Nachpflanzen der Deutschen Alleenstraße erschöpfen.«

Ihm zufolge sind durchgreifende Veränderungen notwendig, um eine Trendumkehr zu erreichen: So müsse die novellierte Alleenkonzeption auch Alleen an Kreis- und Gemeindestraßen einbeziehen. Domres forderte neue Regelungen zum Flächenerwerb und zum Abstand der Pflanzungen vom Straßenrand. »Das Naturschutzrecht muss endlich wirksam durchgesetzt werden. Sinnvoll wäre auch ein Alleenfonds, um die Umsetzung von Alleennachpflanzungen wirksam zu befördern.«

Auch die Grünen lässt das Schmelzen der Alleenbestände in Brandenburg nicht kalt. Seit 2018 haben Brandenburgs Alleen an Landesstraßen fast 13 000 Bäume verloren, geht aus der Antwort des Ministeriums auf eine kleine Anfrage der Abgeordneten Thomas von Gizycki und Isabell Hiekel hervor. Der Abgeordnete von Gizycki dazu: »Wenn hier nicht bald deutlich mehr Bäume gepflanzt werden, sind die Tage unserer Alleen gezählt. Dass es beim Landesbetrieb keine jährlichen Budgets für die Ersatzpflanzung gibt, wundert mich sehr. Wenn er diese Entwicklung sieht, muss der Landesbetrieb doch handeln!«

Klimaanpassung notwendig

Dem Grünen-Politiker zufolge sollten zumindest die Lücken wieder mit Neupflanzungen aufgefüllt werden. Das Argument, man habe kein Geld für Flächenkäufe, verfange da nicht: Denn für Lückenbepflanzungen »braucht es keine neuen Flächen, da standen ja mal Bäume«. Als Richtlinie sollte seinen Worten nach gelten, dass in jedem Jahr mindestens so viele Bäume nachgepflanzt werden, die im Jahr davor verloren gegangen sind.

Im Zuge der Überarbeitung der Alleenkonzeption des Landes erwartet die Abgeordnete Hiekel die Einführung von Aspekten, mit denen auf den Klimawandel reagiert werde. »Ich halte es deshalb für erforderlich, dass ein Alleenmonitoring aufgebaut und durchgeführt wird, das sowohl die Ausdehnung der Alleen als auch die Vitalität der Bäume im Blick hat.«

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