Millionengrab im Berliner Plänterwald

Prestigeprojekt »Eierhäuschen« im Spreepark nach 16-Millionen-Euro-Sanierung fertiggestellt

  • Moritz Lang
  • Lesedauer: 3 Min.

Schwebebahn, Olympia, Riesenrad: Im größten Haushalt der Berliner Geschichte lässt sich der schwarz-rote Senat Prestigeprojekte mit beschränktem Nutzen für die Berliner Bevölkrung viel kosten. Auch für den ehemaligen Freizeitpark im Plänterwald sind die Wiederbelebungspläne in vollem Gange: Am Montag wurde die fertige Sanierung des Ausflugslokals »Eierhäuschen« bekannt gegeben, im Frühjahr soll es als Restaurant und Ausstellungsraum eröffnen.

16 Millionen Euro hat die vierjährige Sanierung gekostet. Vor dem am Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Gebäude war im Sommer bereits ein Biergarten in Betrieb genommen worden, an einem neuen Schiffsanleger können Touristen auch auf dem Wasserweg anreisen.

Der Park soll unter dem Motto »Kunst-Kultur-Natur« entwickelt werden, inklusive Veranstaltungshallen. Das ikonische Riesenrad wurde vor knapp drei Jahren abgebaut, wird derzeit saniert und soll bis 2026 wieder stehen beziehungsweise schweben – über einem künstlich angelegten Wasserbecken. Das allein kostet über sechs Millionen Euro.

Laut dem Bund der Steuerzahler rechnete der Senat 2022 noch mit Gesamtkosten von über 70 Millionen Euro für die neue Touristenattraktion. Für den Betrieb des Parks seien jährliche Kosten von mindestens 3,6 Millionen Euro anberaumt. Mit dem frisch verabschiedeten Doppelhaushalt werden insgesamt Landesmittel von knapp 53 Millionen Euro eingeplant.

Der Vergnügungspark wurde 1969 in Ostberlin unter dem Namen Kulturpark Plänterwald eröffnet. Auf dem Dauer-Rummel konnten die Besucher*innen Riesenrad und Achterbahn fahren und Konzerte besuchen. Nach der Wende wurde der landeseigene Betrieb abgewickelt und vom privaten Schausteller Norbert Witte übernommen. Nachdem zu DDR-Zeiten noch jährlich 1,7 Millionen Gäste den Park besuchten, brach diese Zahl auf 400 000 vor der endgültigen Schließung 2002 ein.

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Nach der Insolvenz setzte sich Witte mitsamt Rummel nach Peru ab, kehrte aber mit 167 Kilo Kokain in den Stahlrohren des Fahrgeschäftes »Fliegender Teppich« zurück. Nach Absitzen einer Haftstrafe wurde er dennoch wieder als Verwalter des Parks eingesetzt. Nachdem der Park jahrelang geschlossen war und zusehends verwilderte, wurde er 2014 vom Land erworben.

Die Berliner Immobilienmanagement GmbH hat das Objekt nun an die landeseigene Grün Berlin GmbH übergeben. Grün Berlin betreibt nach eigenen Angaben »nachhaltige Infrastrukturen« in Berlin, unter anderem die Seilbahn über den Gärten der Welt in Marzahn-Hellersdorf.

Bei der Planung des neuen Spreeparks rühmt man sich auch mit besonderer Nachhaltigkeit: Das Wasserbecken werde als Rückhalteraum für Regenwasser genutzt und würde das lokale Mikroklima kühlen, eine nachhaltige Anreise auf dem Wasser und mit dem Rad sei möglich, ebenso wie das Ausleihen von E-Bikes.

Besonders im Gegensatz zu dem Sparkurs bei Obdachlosenversorgung und Kultur seien die enormen Kosten für den touristischen Vergnügungspark alarmierend, kritisiert Katalin Gennburg, Sprecherin für Stadtentwicklung, Bauen, Umwelt & Tourismus der Linken im Abgeordnetenhaus.

Nach ihren Berechnungen sei man mittlerweile bei über 100 Millionen Euro, nachdem 2016 noch von 20 Millionen die Rede gewesen sei. »Hier hätte wunderbar ein Wald oder ein Park für alle entstehen können, deutlich günstiger und ohne die horrenden Folgekosten für Land, Bezirk und Nachbarschaft«, sagte Gennburg.

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