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Rudy Giuliani ist pleite: Und dann kam Trump
Der Anwalt des Ex-Präsidenten muss Schadensersatz wegen Falschbehauptungen über angeblichen Wahlbetrug zahlen
Die US-Medien beschreiben ihn häufig als Trumps »Fixer«. Ein solcher »Problemlöser« – ein Begriff aus dem Mafia-Jargon – ist mehr als ein regulärer Rechtsanwalt, sondern biegt für seine Klienten schon einmal selbst den einen oder anderen Paragrafen. Genau dies wird Rudy Giuliani nun zum Verhängnis: Weil er haltlose Gerüchte über angeblichen Wahlbetrug im Bundesstaat Georgia verbreitete, verklagten ihn zwei Beamte der dortigen Wahlbehörde auf Schadensersatz. 148 Millionen US-Dollar sprach ihnen ein Gericht deshalb zu – Giuliani hat daraufhin Insolvenz angemeldet. Während Donald Trumps Regierungszeit verwehrte er dem Ex-Präsidenten kaum einen Wunsch. Auch sonst ist Rudy Giuliani kein Sympathieträger: Eine ehemalige Mitarbeiterin verklagte ihn im Mai 2023 wegen sexueller Übergriffe. Ein Urteil steht noch aus.
Giulianis tiefer Fall folgt auf eine Karriere, in deren Lauf er sich vom Rand der Gesellschaft hocharbeitete: Seine Großeltern waren italienische Einwanderer in New York, sein Vater hatte Probleme, einer regulären Beschäftigung nachzugehen, geriet mit dem Gesetz in Konflikt und endete schließlich im Dunstkreis des organisierten Verbrechens.
Der Sohn war offenbar entschlossen, ihm nicht zu folgen: Giuliani, der ursprünglich Priester werden wollte, entschied sich später für ein Jurastudium. Anfang der 80er wurde er Staatsanwalt in New York, wo er sich als Mafia-Jäger einen Namen machte. Als »Amerikas Bürgermeister« erlangte er nach dem 11. September 2001 als Stadtoberhaupt von New York landesweite Berühmtheit. Sein in kulturellen Fragen gemäßigter Konservatismus schien insbesondere an der Ostküste beliebt, 2008 und 2012 kandidierte er bei den Vorwahlen um das Präsidentschaftsamt.
Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Bis zu dem Tag, an dem er seine Unterstützung für Donald Trumps Kandidatur bekannt gab, war Rudy Giuliani ein recht erfolgreicher, einigermaßen angesehener Politiker. Warum er sich für den Ex-Präsidenten der USA persönlich und beruflich derart ruinierte, bleibt ein Mysterium.
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