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Berlin und Brandenburg droht Wasserkrise

Trotz aktuell reichhaltiger Niederschläge: Es regnet zu wenig und der Zustand der Gewässer ist schlecht

  • Merrin Chalethu
  • Lesedauer: 4 Min.

Die Region Berlin-Brandenburg zeichnet sich durch viele Gewässer aus. Zuletzt hat es in der Hauptstadtregion vergleichsweise ausgiebig geregnet. Auch der Dezember war bislang ungewöhnlich nass. Und dennoch: Die Jahresmittelwerte der Niederschläge fallen immer wieder zu niedrig aus. Für die Seen und Flüsse sieht es nicht gut aus. Der Klimawandel und die wachsende Bevölkerungszahl bereiten Probleme. Seit den 1990er Jahren steigen der Trinkwasserverbrauch und die Abwassermengen. Seit über 100 Jahren kommt das Trinkwasser in Berlin aus Berlin selbst oder aus dem naheliegenden Umland.

Das Verbändebündnis Wassernetz Berlin forderte Anfang 2023 ein Sofortprogramm gegen die drohende Wasserkrise. Es prangert nicht nur den zu hohen Verbrauch an, sondern auch die fortschreitende Versiegelung von Flächen, die das Versickern von Wasser und damit die Neubildung von Grundwasser verhindert. Projektleiter Christian Schweer sagt: »Unsere Gewässer brauchen dringend finanzielle und personelle Ressourcen, um Schutzmaßnahmen umsetzen zu können.«

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aus dem Jahr 2000 soll die Wasserpolitik vereinheitlichen. Ihr Ziel ist ein guter ökologischer Zustand aller Gewässer in der Europäischen Union. Bis 2027 statt ursprünglich bis 2015, also in gut drei Jahren, soll dieses Ziel mit klarem Zeitplan erreicht werden.

Es stellte sich heraus, dass die Berliner Gewässer mehrheitlich schlecht abschneiden und dringend etwas getan werden muss, um die Richtlinie zu erfüllen. Berlin erbat Fristverlängerungen. Im Jahr 2021 hatte kein einziges Oberflächengewässer die geforderten Kriterien erfüllt. Grund dafür ist dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zufolge auch die fehlende ökologische Vielfalt. Zusätzlich sind die Berliner Gewässer weder für Trockenheit noch für Starkregen gewappnet.

Die Senatsumweltverwaltung schätzte bereits 2021 ein, dass die Ziele für 2027 nicht zu erreichen seien. Laut BUND wurde in den letzten 20 Jahren zu wenig getan und die aktuellen Maßnahmen greifen nicht schnell genug. Die Grundwasserbestände sinken weiterhin. Besonders vom Grundwasser abhängige Lebensräume wie Moore und Wälder und die darin lebenden Tiere leiden darunter, erlärt Schweer.

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Unter diesen Umständen will die Initiative Wassernetz Berlin auf den Ernst der Lage hinweisen. Mit Blick auf die EU-Richtlinie fordert sie, dass die Politik einen Aktionsplan ausarbeitet und dass auf »überdimensionale Straßenprojekte und Bauvorhaben auf den verbleibenden Grünflächen« verzichtet wird. Auch sollen die Bürger*innen zum sorgsamen Umgang mit Wasser angehalten werden. Die Berliner Wasserbetriebe hatten im Sommer eine Kampagne dazu aufgesetzt.

2022 hatte die Senatsumweltverwaltung einen »Masterplan Wasser« verabschiedet und damit eine Strategie für die Wasserwirtschaft und den Gewässerschutz. Dieser Plan bezieht sich auch auf die Braunkohletagebaue in der Lausitz, die sich negativ auf die Wasserqualität der Spree auswirken.

Prognosen zu steigenden Temperaturen lassen keine Verbesserung der Lage erwarten. Die hohe Verdunstung und der geringe Niederschlag führen zu einem Wasserdefizit in Berlin. Es muss zunehmend auf die Grundwasservorräte zurückgegriffen werden, die sich aber immer weniger neu bilden. Schweer betont, dass überall mehr Grundwasser entnommen werde, als es für die Natur gut sei. »Die Gesamtwasserbilanz in Berlin geht nicht auf.« Die Trinkwasserversorgung zu gewährleisten stellt langfristig eine Herausforderung dar. Kurz- und langfristige Strategien, die möglichst schnell angegangen werden, sind notwendig. Der »Masterplan Wasser« sei zu schwammig und unverbindlich, obwohl die Probleme gut aufgearbeitet seien, meint Schweer. »Jetzt sind genügend Ressourcen für die Umsetzung gefragt – finanzielle und personelle.« Mit ausgearbeiteten Strategien komme man nicht voran, wenn sie nicht umgesetzt werden, sagt er. Zu den konkreten Maßnahmen, die sich im Masterplan finden, gehört die Wiederinbetriebnahme von Wasserwerken, der Bau zusätzlicher Brunnen und die Entsiegelung von Flächen.

Die Klimakrise und die steigende Einwohnerzahl setzen den Rahmen der künftigen Wasserwirtschaft. Bislang durchgeführte Risikoanalysen zeigen, dass es um sichere Trinkwasserversorgung, einen verbesserten Gewässerschutz und den Ausbau und die Modernisierung der Abwasserentsorgung gehen muss. »Wir sind weit entfernt von unseren Zielen« schätzt Schweer ein.

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