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Die Identitäre Bewegung: Spartanische Kartoffeln

Alles, was rechts ist (Teil 8): Identitäre Bewegung (IB)

Fader Fascho-Fasching: Identitäre mit Speer und Schild vor profaner Kulisse
Fader Fascho-Fasching: Identitäre mit Speer und Schild vor profaner Kulisse

  • Auch bekannt als: VVJM (Völkischer Verein junger Menschen)
  • Motto: »This is Spar…kasse Paderborn.«
  • Weltbild & Ziele: Die Identitäre Bewegung ist eine etwas in die Jahre gekommene Jugendgruppe der »Neuen Rechten«. Sie sieht ihre Aufgabe im Kampf gegen den »Großen Austausch«: den vermeintlichen Verlust der »ethnokulturellen« Identität der europäischen Völker durch kulturelle und genetische Vermischung aufgrund von Einwanderung und linkem »Multikulti-Wahnsinn«. Dies führe zum Verschwinden der europäischen (meint vor allem weißen) Einheimischen aus ihren jeweiligen »natürlichen Lebensräumen« und zum Verlust ihrer kulturellen Homogenität, kurz, zum Untergang des Abendlandes und in die Gosse der Geschichte.
Alles, was rechts ist

Die Rechten werden immer mehr, auch wenn manche beharrlich behaupten, sie seien gar nicht rechts, oder angestrengt versuchen, sich als etwas anderes auszugeben. Um einen Überblick zu behalten, wer und was sich mittlerweile alles in der rechten Ecke tummelt, analysiert der Satiriker Maik Martschinkowsky in unserer Serie »Alles, was rechts ist« die wichtigsten Strömungen. Weitere Texte lesen.

  • Die Identitären stemmen sich mit empfundenem patriotischem Heldenmut gegen diese von ihnen angenommene Entwicklung und vergleichen sich dabei gern mit den fiktiven Spartanischen Kriegern aus der Comicverfilmung »300«, in der ein kleines Heer durchtrainierter, eingeölter Krieger ganze Heerscharen von monströs dargestellten »Persern« … nun ja, letztlich vor allem eine Weile hinhält.
  • Wobei sich der Widerstand der Identitären in erster Linie in kleineren Aktionen äußert, die Aufmerksamkeit für ihre Ideen erzeugen und diese im öffentlichen Diskurs platzieren sollen. Ihr postuliertes politisches Ziel liegt dabei in einer »patriotischen Zivilgesellschaft« und im sogenannten Ethnopluralismus – eine Weltordnung, in der ein jedes Volk einen Platz in seinem »angestammten Territorium« zugeteilt bekäme.
  • Erscheinungsbild: Der berufsjugendliche Style der Identitären erinnert häufig an eine Mischung aus verhipsterten Burschenschaftler*innen und gebügelten Nazipunks. Wichtig sind ihnen zudem Anstecker und Fahnen mit dem griechischen Buchstaben Lambda, weil die knackigen Krieger im Film »300« diesen nämlich auch auf ihren Schilden haben.
  • Auftreten & Charakter: Wenn Identitäre irgendwo auftauchen, hat das oft den Charakter einer Magen-Darm-Infektion: Es kommt plötzlich und mit viel Getöse, ist sehr unangenehm und im Anschluss muss einiges sauber gemacht werden. In der Regel geht es bei den Aktiönchen zwar hauptsächlich um das Entrollen irgendwelcher Transparente mit reißerischen Sprüchen, aber durch ihre Inszenierungen schafft es die IB trotzdem immer wieder, viel mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
  • Sonstige Merkmale: Die »Identitäre Bewegung Deutschland« ist ein eingetragener Verein. In Paderborn. Vermutlich ist das ein strategisch außerordentlich wichtiger Ort, wenn man Europa vor irgendetwas verteidigen will. Die Nähe zur ehemaligen SS-Versammlungsstätte »Wewelsburg« ist bestimmt nur reiner Zufall.
  • Spezialfähigkeit: Da sein.
  • Politische Strategie: Die IB versucht mit ihren Aktionen sogenannte Metapolitik zu betreiben, also eine Art Kulturkampf um gesellschaftliche Wertvorstellungen sowie Denk- und Deutungsmuster. Zu diesem Zweck setzt sie etwa auf Forderungen und Postulate, die gezielt provozieren oder gegen »Regeln des Mainstreams« verstoßen sollen, um eine Diskursverschiebung zu erreichen und den Raum des Sag- und Forderbaren zu dehnen, aber auch auf den Versuch, durch Verharmlosung neue Sprachmuster zu etablieren, und beispielsweise Abschiebungen als »Remigration« zu bezeichnen (intern auch – als Anspielung auf den amerikanischen Waffenhersteller – »Remington« genannt).
  • Wichtigste Medien: »Blaue Narzisse«, »Krautzone«, Telegram und KIs zum Generieren von Bildern vermeintlicher Migrantenströme. Vor allem aber alle großen Medien, die über Aktionen der IB berichten und Fotos verbreiten.
  • Einfluss auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 10 (Maximum): 5. Offenbar sind sich andere rechte Gruppen nicht ganz sicher, ob sie die IB ernst nehmen sollen oder nicht. Sogar die IB selbst scheint sich da nicht immer sicher zu sein.
  • Marschieren gut mit: deutschen Burschenschaftler*innen, Rechtsintellektuellen, Maskulinisten, Nipstern, Autonomen Nationalisten, Parteiopportunist*innen und rechten Trollen.
  • Interne Differenzen mit: Neo-Eurasisten.
  • Erzfeinde: Migration, Mitgefühl, die Antifa und schlechte Fotokulissen.
  • Mögliche Gegenstrategie: die Identitären in eine Identitätskrise stürzen, indem man die multikulturelle Vermischung auf allen Ebenen so dermaßen progressiv vorantreibt, dass sie irgendwann selbst keinen Sinn mehr in sich sehen.
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