• Politik
  • Prozess gegen Ghislaine Maxwell

US-Staranwalt Alan Dershowitz in Bedrängnis

Der Anwalt sieht sich mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert

  • Julian Hitschler
  • Lesedauer: 2 Min.

Er ist eine Art wiederkehrende Nebenfigur des US-amerikanischen Nachrichtengeschehens: Der heute 85-jährige Anwalt Alan Dershowitz erreichte in den 80er und 90er Jahren für den dänisch-englischen Adeligen Claus von Bülow und den Football-Spieler O.J. Simpson Freisprüche. Beide waren wegen Mordes angeklagt worden. Auch Donald Trump betraute ihn mit seiner Verteidigung bei seinem ersten Amtsenthebungsverfahren.

Doch nun könnte Dershowitz bald selbst eines Verbrechens angeklagt werden: In Zusammenhang mit einem Verfahren gegen die Vertraute des in Haft verstorbenen US-Milliardärs Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, wird Dershowitz der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen vorgeworfen. Epstein und seine Komplizin sollen reichen und mächtigen Männern systematisch Zugang zu Opfern im Teenageralter verschafft und auch selbst Sexualverbrechen begangen haben. Infolge eines Vergleichs mit einem ihrer Opfer wurde eine Liste von möglichen Zeugen und Tätern veröffentlicht, darunter Namen wie Donald Trump, Bill Clinton und Prinz Andrew. Dies alleine beweist noch keine Schuld, doch es gibt Hinweise, dass zahlreiche Prominente zumindest teilweise von Epsteins Machenschaften wussten und sein Verhalten deckten, das anscheinend als eine Art offenes Geheimnis galt: Die herrschende Klasse der westlichen Welt zeigt sich in Fall Epstein von ihrer hässlichen Seite, ob als Mittäter oder Mitwisser.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erwog nach Berichten des US-Nachrichtenportals »Axios« noch vor kurzem, Dershowitz mit der Verteidigung seines Landes gegen die Anklage Südafrikas beim Internationalen Gerichtshof zu beauftragen, die das israelische Vorgehen im Gazastreifen als Völkermord bezeichnet. Gut möglich, dass nach den jüngsten Enthüllungen um Dershowitz nun die Suche nach einem anderen Vertreter beginnt.

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