• Berlin
  • Proteste gegen Rechts

Tausende bei Anti-AfD-Demo in Cottbus

Nach Correctiv-Recherchen gehen in Südbrandenburg viele gegen Rechtsextremismus auf die Straße

  • Laura Meng
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine symbolische Brandmauer aus Pappkartons steht am Sonntagmittag auf dem Vorplatz der Cottbusser Stadthalle. Auf der anderen Seite haben sich rund 5000 Menschen versammelt – laut »Unteilbar Südbrandenburg« die größte Demo, die es in Cottbus je gab. »Hier wurde die schweigende Mehrheit sichtbar gemacht und das ist ein Auftakt, der uns Hoffnung macht. Heute sind viele gekommen, die sich sonst mit dem Problem alleine gelassen fühlen«, sagt Lukas Pellio von der »Unteilbar«-Ortsgruppe zu »nd«.

Am Wochenende sind in ganz Deutschland Menschen gegen die AfD, Rassismus und rechte Hetze auf die Straßen gegangen. Auch das Bündnis »Südbrandenburg Unteilbar« hatte zu Kundgebungen in Cottbus und Spremberg aufgerufen. Sie reihen sich ein in den Aufschrei nach der Veröffentlichung der rechtsextremen Deportationspläne. »Das war der klare Auslöser, dass wir hier eine Grenze ziehen müssen und Stopp sagen müssen«, bestätigt Pellio.

In Spremberg gab es einen weiteren Anlass für den Protest: Hier hatte die Partei »Die Rechte« für Samstag zum Jahrestag der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 zu einer Demonstration aufgerufen. Ziel des Demozuges war eine Steintafel, der den Mittelpunkt des Deutschen Reiches 1871 markiert. Die Tafel ist immer wieder ein beliebter Treffpunkt für Rechte.

»Als wir davon erfahren haben, haben wir innerhalb von zehn Tagen diese Veranstaltung aus dem Boden gestampft«, erklärt Gunther Müller von »Spremberg Unteilbar« gegenüber »nd«. Während »Die Rechte« einige wenige Neonazis mobilisierte, versammelten sich am Samstag rund 400 Menschen, um für Akzeptanz und gesellschaftlichen Zusammenhalt einzustehen.

Am Pfortenplatz traf der etwa 20 Personen starke rechte Aufmarsch auf die antifaschistische Kundgebung. Das Zusammentreffen beschreibt Müller als friedlich. Von den Rechten kamen zwar Pfiffe, diese wurden aber mit Plakaten, Regenschirmen und Rufen wie »Nazis raus« gekontert. »Ein ganz buntes Bild war das, wie wir das auch in ganz Deutschland tagtäglich erleben. Und in Spremberg, was so ein kleines Provinznest ist, haben wir das auch gemacht«, freut sich Müller.

Die Wucht der Massenproteste

Südbrandenburg und insbesondere die Region um Cottbus gelten mit ihren gut organisierten und vernetzten Nazi-Strukturen als rechte Hochburg. Gleichzeitig sind an diesem Wochenende deutlich mehr Menschen als sonst gegen Nazis auf die Straße gegangen. »Das Bild vom rechten Osten stimmt und stimmt nicht«, erklärt Lukas Pellio. »Natürlich liegt die AfD hier bei 30 Prozent, aber man muss auch betonen, dass der größte Teil die AfD nicht wählt.« Dennoch sei nicht zu leugnen, dass sich Rechte in der Region sehr sichtbar und frei bewegen. Pellio vermutet, dass sich die Kommunen von dem Klischeebild des rechten Ostens stigmatisiert fühlten und als Reaktion darauf lieber die positiven Seiten hervorheben, als sich zu dem Problem zu bekennen.

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