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Brandenburg gegen Rechts: Die Demokraten bilden Ketten
650 Einwohner zeigen in Wandlitz Haltung und beteiligen sich an einer Menschenkette
»Wir warten hier schon viel zu lang«, sang schon vor Jahren die Band Feine Sahne Fischfilet, die rechten Tendenzen entgegentritt. »Wir bilden Ketten, solange es brennt.« Als hätten sie sich von dem Songtext inspirieren lassen, bilden am Sonntag gegen 16 Uhr ungefähr 650 Einwohner auf der Prenzlauer Chaussee vor dem Rathaus der Gemeinde Wandlitz (Barnim) eine Menschenkette gegen rechts. Auch Bürgermeister Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft) beteiligt sich. Der Fußweg ist so voll, dass Ordner genau aufpassen müssen, damit niemand unbedacht auf die Fahrbahn tritt und vor ein vorbeifahrendes Auto gerät.
Auf die andere Straßenseite verwiesen, steht einer, den sie in Wandlitz kennen. Er hat in der Vergangenheit Stimmung gegen ein Asylheim im Ortsteil Klosterfelde gemacht. An diesem Sonntag ist er mit seinen Ansichten klar in der Minderheit.
Die Wandlitzer Linksfraktionschefin Isabelle Czok-Alm hatte die Menschenkette für geschätzte 150 Teilnehmer bei der Polizei angemeldet. Sie zeigt sich nun total glücklich, dass sehr viel mehr Menschen gekommen sind, als sie gedacht hätte – zumal im Land Brandenburg am Samstag die Winterferien begonnen haben und viele Familien mit Kindern verreist sind.
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»Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte«, so lautet das Motto der Versammlung. »Wir bilden Ketten«, hätte es auch heißen können. Aber obwohl ein Fan von Feine Sahne Fischfilet, ist Isabelle Czok-Alm diese Liedzeile nicht in den Sinn gekommen, als die Idee einer Menschenkette im Bündnis »Wandlitz zeigt Haltung« geboren wurde. »Wäre ein schönes Motto für weitere Aktionen«, bestätigt sie. »Es wird noch weitere Aktionen geben.« So soll am 7. September wieder ein Sommerfest von »Wandlitz zeigt Haltung« stattfinden. Seit zwei Jahren gibt es das Bündnis bereits, und jetzt passt es sich ideal in die größere Initiative »Brandenburg zeigt Haltung« ein, die sich vor zwei Wochen mit einem Aufruf zu Wort meldete, den mittlerweile mehr als 4200 Menschen unterzeichnet haben.
»Demokratie strengt an und braucht Zeit«, steht in diesem Aufruf. Antidemokratische und rechtsextreme Kräfte versprechen demnach vermeintlich einfache Lösungen bei komplexen Problemen. »Aber Hass, Demagogie, Spaltung, Ausgrenzung, Gewalt, Bedrohung und Einschüchterung sind keine Lösung.«
Bis zum Sommerfest im September möchte eine Frau, die sich in Wandlitz in die Menschenkette einreiht, auf gar keinen Fall warten müssen, um sich erneut gegen rechts zu engagieren. Die Frau bittet Isabelle Czok-Alm, viel häufiger etwas auf die Beine zu stellen. »Politisch ist gerade Bewegung«, freut sie sich über die Demonstrationen in ganz Deutschland und die nun auch in Wandlitz ergriffene Initiative. Aber die Frau befürchtet, die Bewegung könnte wieder abflauen – das wäre doch sehr schade.
Czok-Alm gibt jedoch zu bedenken: Jede Woche etwas auf die Beine zu stellen, das würde den kleinen Kreis von Personen überfordern, die im Bündnis aktiv sind. Wer aber Ideen habe und die Zeit, diese Ideen umzusetzen, der sei im Bündnis herzlich willkommen. Seit das Rechercheteam Correktiv Anfang Januar enthüllte, dass Rechtsextremisten bei einem Treffen am 25. November in Potsdam über die Vertreibung von Millionen Menschen gesprochen haben, demonstrierten bundesweit schon mehr als zwei Millionen Menschen.
»Das gibt uns Hoffnung«, sagt Czok-Alm, die Kreisvorsitzende ihrer Partei ist und auch dem Landesvorstand angehört. »Aber auch im Barnim glauben immer noch viele Menschen den schrägen Behauptungen der AfD, sie würde Deutschland zu Aufschwung und neuer Stabilität verhelfen«, bedauert sie. Wer Parteiprogramme und Publikationen der AfD lese, finde dort Menschenverachtung, aber keine »Lösungen für die Probleme der Menschen in unserem Land«. Die AfD sei eine Katastrophe für Deutschland – keine Alternative. Sie sei »eine demokratiefeindliche Partei, mit der es keine Zusammenarbeit geben darf«.
Am Wochenende haben auch anderswo in Brandenburg Menschen gegen rechts demonstriert. Allein 2700 kamen zu einer Kundgebung in Potsdam. In Forst sprach Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zu 400 Menschen und erklärte ihnen, er sehe das Grundgesetz und seine Werte bedroht. Weitere Aktionen gab es in Gransee, Königs Wusterhausen, Falkensee, Luckenwalde, Prenzlau und Neuruppin.
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