- Politik
- Demos gegen rechts
Booster für die AfD?
Experte: Partei könnte von Demos gegen rechts profitieren
Was haben die Großdemonstrationen mit inzwischen Millionen Teilnehmenden der vergangenen Wochen bewirkt und wie geht es weiter, wenn sie abebben? Fragen wie diese diskutierten die Linke-Bundestagsabgeordnete Martina Renner und David Begrich vom antifaschistischen Magdeburger Verein Miteinander e.V. am Mittwochabend in Berlin. Zu der Veranstaltung hatte der Bildungsverein Helle Panke eingeladen.
Beide Referent*innen begrüßten es, dass so viele Leute gegen rechts auf die Straße gehen. Sie warnten zugleich davor, darin schon den Beginn des Abstiegs der AfD zu sehen. »Wenn in Berlin, Hamburg und München viele Menschen auf die Straße gehen, hat das keinen Einfluss auf die Menschen in Altenburg und Greiz«, erklärte Begrich. Er nannte die Städte stellvertretend für die Bundesländer und Regionen, in denen in den nächsten Monaten Kommunal- und Landtagswahlen stattfinden.
Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.
»Wir müssen die Niederlagen der AfD stärker in den Mittelpunkt stellen«, lautete eine Aufforderung von ihm, die kontrovers diskutiert wurde. Eine knappe Niederlage hatte die Rechtspartei kürzlich im Thüringer Saale-Orla-Kreis erlitten. Sieger wurde in der Stichwahl jedoch mit Christian Herrgott ein CDU-Politiker, der sich für schnellere Abschiebungen und die Abschaffung des Bürgergelds ausspricht. Ein fragwürdiger Sieg »der Demokraten« also.
Begrich sieht indes bei Slogans wie »Der Unterschied zwischen 1933 und heute bist du« auf Demos die Tendenz zur Relativierung des Nationalsozialismus. Er und Renner kritisierten zudem, dass das Treffen Rechter in Potsdam in Medien häufig als »Wannseekonferenz 2.0« bezeichnet worden war. Darin sehen beide eine Verharmlosung der Wannseekonferenz, auf der der Massenmord an den Juden geplant wurde.
Zudem, so Renner, gerate durch solche falschen historischen Analogien in den Hintergrund, dass an dem Potsdamer Treffen wie auch an jenem bei dem früheren Berliner Senator Peter Kurth sowie weiteren Zusammenkünften auch CDU-Mitglieder teilgenommen haben. Begrich sieht in der Potsdamer Veranstaltung dennoch eine Besonderheit: »Da kamen unterschiedliche rechte Milieus zusammen, die lebensweltlich eigentlich nicht zusammenpassen.«
Zu den Wahlen in diesem Jahr wagt Begrich noch keine Prognose. Er schlägt aber vor: »Statt über ein hypothetisches AfD-Verbot zu diskutieren, sollten die progressiven Kräfte sich besser Gedanken machen, wie sie mit möglichen hohen AfD-Wahlerfolgen in wenigen Monaten umgehen.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.