Um die Deutungshoheit
Der Streit um die Bewertung der DDR-Staatssicherheit wird heute nicht zuletzt publizistisch geführt. Ehemalige Mitarbeiter des MfS haben sich als eifrige Autoren erwiesen. Das freut einige Verleger und eine treue Leserschar. Andere sehen in den Veröffentlichungen unkritische Rechtfertigungsschriften. All das ist Teil der Auseinandersetzung um die DDR-Geschichte.
Zwei dieser Bücher waren am Mittwochabend in Berlin Gegenstand einer Veranstaltung bei »ND im Club« (ND-Foto: B. Lange). Gotthold Schramm stellte das mit Klaus Eichner herausgegebene Buch »Angriff und Abwehr« vor. Die Gründungsgeschichte deutscher Geheimdienste zeigt, dass im Westen viele frühere Nazis, im Osten dagegen viele aktive Antifaschisten zur ersten Generation zählten. Werner Großmann, letzter Chef der MfS-Auslandsaufklärung, präsentierte eine erweiterte Ausgabe seiner bereits 2001 erstmals erschienenen Erinnerungen »Bonn im Blick«.
Erst unlängst hatte eine in Berlin geplante und später abgesagte Signierstunde mit dem Autor für Schlagzeilen gesorgt. Großmann zeigte sich empört über die »hasserfüllte Hetze«, die gegen frühere Stasi-Mitarbeiter betrieben werde. Er erwarte allerdings nicht, »dass sich in der heutigen Gesellschaft andere so mit dem Thema befassen, wie wir es tun«. Auch künftig müsse man mit Büchern wie denen von Schramm und Eichner bzw. seinem »der Deutungshoheit im Westen etwas entgegenhalten«. tos
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