Erneute Razzia bei Umweltaktivisten

17 Personen wegen Aktion gegen Zementwerk festgenommen

  • Luc Śkaille
  • Lesedauer: 2 Min.
Aktionstage »gegen die Welt des Betons«: Aufruf vom vergangenen November in Frankreich
Aktionstage »gegen die Welt des Betons«: Aufruf vom vergangenen November in Frankreich

Sondereinheiten des französischen Terrorismusabwehrzentrums SDAT haben am Montag 17 Wohnungen französischer Umweltschützer im Großraum Paris und in der Normandie durchsucht. Hintergrund sind Aktionstage »gegen die Welt des Betons« im Dezember 2023. Anlässlich der damaligen Mobilisierung waren rund 100 Aktivisten in eine Zementfabrik des Baustoffkonzerns Lafarge nahe der Kleinstadt Val-de-Reuil eingedrungen.

Die Vorwürfe für die Festnahmen lauten nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf Sachbeschädigung und Freiheitsberaubung des Wachschutzes. Alle Betroffenen seien erwachsen, heißt es in einer Pressemitteilung. »In weiße Overalls gekleidet, mit verdeckten Gesichtern und mit Handschuhen« hätten diese den Wachmann daran gehindert, das Gelände zu verlassen, bevor sie »erheblichen Schaden« anrichteten.

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Dieser Schaden soll mehr als 450 000 Euro betragen haben, da die Aktivisten Bauschaum in Geräte gesprüht, Beton in Wasserleitungen gefüllt und Fensterscheiben eingeworfen hätten. Einem Teil der betroffenen Personen droht nun ein bis zu 96-stündiges Gewahrsam.

Die Aktionstage, zu denen unter anderem das radikale linke Netzwerk Soulèvements de la terre (Aufstände der Erde) aufriefen, fanden damals auch in Deutschland Beachtung. In Berlin hatten Autonome Ende Dezember eine Zementfabrik des Herstellers Cemex in Brand gesetzt. Die radikale Umweltgruppe Switch Off bezog sich in einem Schreiben auf die Beteiligung der Firma am Bau der Autobahn A100 und ihre Rolle im Nahost-Konflikt.

Der Eidgenössische Konzern Lafarge steht wegen seiner Zusammenarbeit mit dem Islamischen Staat in der Kritik und geriet bereits mehrfach ins Visier linker Bewegungen. Zuletzt hatte eine ähnliche Aktion in der Nähe von Marseille zu Hausdurchsuchungen und zum Einsatz der SDAT geführt.

Dutzende Gruppen der Klima- und Umweltbewegung verurteilten den neuerlichen Repressionsschlag gegen die linke Bewegung in Frankreich. Rund 150 Organisationen veröffentlichten noch am selben Tag eine gemeinsame Solidaritätsadresse. Kritisiert wird auch, dass sich die Behörden wiederholt Mitteln zur Terrorismusbekämpfung bedienten, um friedliche Proteste zu »verteufeln«. Kürzlich wurde bekannt, dass auch Europol die Klimabewegung verstärkt ins Visier nimmt.

An diesem Dienstag soll es Demonstrationen vor dem Terrorabwehrzentrum in Paris, der Präfektur von Caen und dem zuständigen Gerichtshof in Rouen und geben.

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