Erneute Razzia bei Umweltaktivisten

17 Personen wegen Aktion gegen Zementwerk festgenommen

  • Luc Śkaille
  • Lesedauer: 2 Min.
Aktionstage »gegen die Welt des Betons«: Aufruf vom vergangenen November in Frankreich
Aktionstage »gegen die Welt des Betons«: Aufruf vom vergangenen November in Frankreich

Sondereinheiten des französischen Terrorismusabwehrzentrums SDAT haben am Montag 17 Wohnungen französischer Umweltschützer im Großraum Paris und in der Normandie durchsucht. Hintergrund sind Aktionstage »gegen die Welt des Betons« im Dezember 2023. Anlässlich der damaligen Mobilisierung waren rund 100 Aktivisten in eine Zementfabrik des Baustoffkonzerns Lafarge nahe der Kleinstadt Val-de-Reuil eingedrungen.

Die Vorwürfe für die Festnahmen lauten nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf Sachbeschädigung und Freiheitsberaubung des Wachschutzes. Alle Betroffenen seien erwachsen, heißt es in einer Pressemitteilung. »In weiße Overalls gekleidet, mit verdeckten Gesichtern und mit Handschuhen« hätten diese den Wachmann daran gehindert, das Gelände zu verlassen, bevor sie »erheblichen Schaden« anrichteten.

Europa to go

Ein Podcast, der dich anlässlich der Europawahl 2024 ins »Herz« der EU mitnimmt. Begleite uns nach Brüssel und erfahre mehr über Institutionen wie das Europäische Parlament, was dort entschieden wird und warum dich das etwas angeht. Der Podcast ist eine Kooperation von »nd«, Europa.Blog und die-zukunft.eu. Alle Folgen auf dasnd.de/europa

Dieser Schaden soll mehr als 450 000 Euro betragen haben, da die Aktivisten Bauschaum in Geräte gesprüht, Beton in Wasserleitungen gefüllt und Fensterscheiben eingeworfen hätten. Einem Teil der betroffenen Personen droht nun ein bis zu 96-stündiges Gewahrsam.

Die Aktionstage, zu denen unter anderem das radikale linke Netzwerk Soulèvements de la terre (Aufstände der Erde) aufriefen, fanden damals auch in Deutschland Beachtung. In Berlin hatten Autonome Ende Dezember eine Zementfabrik des Herstellers Cemex in Brand gesetzt. Die radikale Umweltgruppe Switch Off bezog sich in einem Schreiben auf die Beteiligung der Firma am Bau der Autobahn A100 und ihre Rolle im Nahost-Konflikt.

Der Eidgenössische Konzern Lafarge steht wegen seiner Zusammenarbeit mit dem Islamischen Staat in der Kritik und geriet bereits mehrfach ins Visier linker Bewegungen. Zuletzt hatte eine ähnliche Aktion in der Nähe von Marseille zu Hausdurchsuchungen und zum Einsatz der SDAT geführt.

Dutzende Gruppen der Klima- und Umweltbewegung verurteilten den neuerlichen Repressionsschlag gegen die linke Bewegung in Frankreich. Rund 150 Organisationen veröffentlichten noch am selben Tag eine gemeinsame Solidaritätsadresse. Kritisiert wird auch, dass sich die Behörden wiederholt Mitteln zur Terrorismusbekämpfung bedienten, um friedliche Proteste zu »verteufeln«. Kürzlich wurde bekannt, dass auch Europol die Klimabewegung verstärkt ins Visier nimmt.

An diesem Dienstag soll es Demonstrationen vor dem Terrorabwehrzentrum in Paris, der Präfektur von Caen und dem zuständigen Gerichtshof in Rouen und geben.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -