Champions League: Der FC Bayern befreit sich gegen Arsenal

Den Münchnern gelingt im Viertelfinale ein überzeugendes 2:2 in London

  • Elisabeth Schlammerl, London
  • Lesedauer: 4 Min.
Sonderlob vom Klubchef: Serge Gnabry traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich.
Sonderlob vom Klubchef: Serge Gnabry traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

Manchmal ist der Job des Klubchefs beim FC Bayern München ein ganz angenehmer. Und das hängt nicht immer vom Ergebnis eines Spiels ab, wobei es Jan-Christian Dreesen nach einem Auftritt wie jenem am Dienstagabend bei Arsenal London ein größeres Vergnügen bereiten dürfte, das zu tun, was bei Auswärtsreisen in der Champions League eine seiner Aufgaben ist: Er hat beim traditionellen Bankett nach dem Spiel stets ein paar Worte zur Leistung der Mannschaft zu verlieren – und anschließend das Büfett zu eröffnen. Dass Dreesen dies schon mal vergisst und dezent darauf hingewiesen werden muss, mag man dem erst seit einem knappen Jahr im Amt befindlichen Banker verzeihen.

In London lief es gut für Dreesen, er hat ans Büfett gedacht. Noch wichtiger aber: Der Vorstandsvorsitzende konnte nach dem 2:2 im Viertelfinalhinspiel guten Gewissens die Mannschaft loben: »Ihr dürft stolz auf euch sein.« Einzelne Spieler wie die beiden Münchner Torschützen Harry Kane und Serge Gnabry hob er hervor und übertrieb am Ende sogar ein bisschen, als er von einem »fantastischen Spiel« sprach. Gut, im Vergleich zu den vergangenen Auftritten in der Bundesliga war diese Einschätzung fast noch untertrieben – so groß war der Unterschied zwischen Sonnabend und Dienstag, zwischen Heidenheim und London.

Aber der Anspruch des FC Bayern sind Spiele und Leistungen wie gegen Arsenal, wo Engagement, Kampfgeist und Konzentration passten, als nach einem frühen Rückstand die Partie noch gedreht werden konnte. Dass die Münchner am Ende dann doch noch den Sieg hergaben, schmälerte die Leistung nicht. Zumal sie in der 67. Minute noch um einen Elfmeter betrogen worden sind. Aber der schwedische Schiedsrichter Glenn Nyberg setzte die Regularien kurz außer Kraft, als Arsenals Torwart David Raya einen Abstoß zu Gabriel spielte, der den Ball mit der Hand aufnahm und ihn dann wieder zu Raya zurückspielte – offenbar hatte der Brasilianer den Pfiff des Unparteiischen überhört. Die Beschwerden der Bayern tat Nyberg ab, bezeichnete es laut Trainer Thomas Tuchel gegenüber den Spielern als »Kids Mistake«, Kinderfehler. So etwas würde er in einem Champions-League-Viertelfinale nicht ahnden.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Es passt in die Saison der Bayern, dass sie dem Tabellenführer der Premier League auf Augenhöhe begegnen, sich aber zuvor von einem Bundesliga-Aufsteiger auf der Schwäbischen Alb haben ausspielen lassen. Sportvorstand Max Eberl sprach von »Wellenbewegungen in der ganzen Saison«, die den Meistertitel gekostet und das Aus im DFB-Pokal beschert haben. Diese Schwankungen, sagte er mit Blick auf die Partie am Sonnabend gegen den 1. FC Köln und die Absicherung eines Champions-League-Platzes in den insgesamt sechs verbleibenden Bundesligaspielen, »sollen uns jetzt am Ende der Saison nicht mehr passieren«.

Einzig in der Königsklasse traten die Bayern mit einer Ausnahme im Achtelfinale bei Lazio Rom stets tadellos auf. Im Duell mit Arsenal spielte womöglich auch die größere internationale Erfahrung eine Rolle. »In so einem Spiel«, sagte der Londoner Stürmer Kai Havertz, »kommt es auf die kleinsten Details an«. Das Halbfinale, das nach den beiden jüngsten Bundesliga-Niederlagen fast schon als illusorisch betrachtet worden war, ist jetzt doch greifbar nahe für die Münchner, die im Rückspiel aber auf den gesperrten Alphonso Davies und wohl auf Gnabry, der sich erneut verletzte, verzichten müssen.

Zuletzt standen die Bayern 2020 in der Runde der letzten vier in der Königsklasse; so gesehen, wäre das zumindest ein kleiner Erfolg in dieser so verkorksten Saison. Dreesen wies bei seiner Rede auf die Besonderheit des Hotels hin, in dem die Bayern logierten und nach der Partie den Abend ausklingen ließen. Das »The Landmark« nahe dem Regent’s Park hatten die Münchner auch beim Champions-League-Finaltriumph 2013 gebucht. »Es soll euch inspirieren, wieder diesen Geist aufleben zu lassen«, um am kommenden Mittwoch im Rückspiel »mit Herz und Leidenschaft zu zeigen, wer der FC Bayern ist«. Oder wer der FC Bayern einmal war, früher, als er verlässlich auch in der Bundesliga seine besten Leistungen bot, wenn es darauf ankam.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!