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1. FC Union steckt mitten im Abstiegskampf
Nach dem 1:5 gegen München steigt in Köpenick die Angst vor der Rückkehr in die Zweitklassigkeit
Die Kicker des 1. FC Union Berlin drehten nach der Partie gegen den FC Bayern München wie immer eine Ehrenrunde durchs Stadion An der Alten Försterei. Nach der 1:5-Pleite gegen den Rekordmeister waren die Blicke der Spieler ernst – so wie die Lage der Köpenicker.
Die Fans versuchten, die von sich selbst enttäuschte Mannschaft mit Beifall und Anfeuerungsrufen aufzubauen. Mit einem riesigen Transparent, das die Aufschrift »Mit aller Gewalt – Klassenerhalt« trug, wurde von der aktiven Fanszene das Motto für die vier Partien bis Saisonende plakatiert. Dieses Banner wird seit der Saison 2009/10, als die Wuhlheider in der 2. Bundesliga spielten, in sportlich schwierigen Phasen hervorgekramt. Nun ist es wieder soweit.
Die Abfuhr gegen den von Leverkusen entthronten Champion tat weh. »Es gibt Spiele in der Bundesliga, wo du einfach einen in die Fresse bekommst. Das ist am Samstag passiert. Wichtig ist, wie wir es aufnehmen«, sagte Kapitän Christopher Trimmel. »Ich sehe keine Mannschaft, die die Hosen voll hat. Man darf auch nicht vergessen, dass wir gegen Bayern München gespielt haben.«
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Das 1:5 gehört zu den höchsten Heimniederlagen, die Union in seinen bisherigen fünf Bundesliga-Jahren hinnehmen musste. Ähnlich bitter ging es 2019/20 gegen RB Leipzig (0:4) und 2021/22 ebenfalls gegen die Bayern (2:5) zu.
Ein Stück weit wären es wohl Bonuspunkte gewesen, sofern die Unioner diese gegen einen ihrer größten Angstgegner eingefahren hätten. Auch im zehnten Anlauf reichte es nicht zu einem Dreier gegen die Bayern. Man darf aber auch nicht vergessen, dass der FCB in den letzten Wochen auch beim 1. FC Heidenheim und beim VfL Bochum jeweils mit 2:3 verloren hatte.
Union-Trainer Nenad Bjelica haderte erneut mit der Chancenverwertung. Doch noch vor der Pause bogen die Münchner durch einen Gewaltschuss des um seine EM-Chance kämpfenden Mittelfeldspielers Leon Goretzka und einen Freistoß durch eine sich auflösende Mauer von Torjäger Harry Kane auf die Siegerstraße ein.
Im zweiten Abschnitt wollte Union mit der Umstellung von einer Dreier- auf eine Vierer-Abwehrkette den Champions-League-Halbfinalisten aus München in Verlegenheit bringen. Vergeblich. Innerhalb von 20 Minuten legten Thomas Müller mit einem Doppelpack und Mathys Tel mit Treffern nach. »In der zweiten Halbzeit sind wir komplett zerbrochen. Das darf uns nicht passieren. Wir müssen es auf dem Platz vielleicht selbst regeln, dass wir wieder kompakter stehen«, sagte Angreifer Kevin Volland.
Es gab für die Hausherren immerhin noch Hoffnungsschimmer. Der eingewechselte Stürmer Yorbe Vertessen verhinderte mit dem Ehrentreffer in der Nachspielzeit, dass Union im vierten Spiel in Serie ohne eigenen Treffer blieb. Und Mitkonkurrenten wie der 1. FC Köln, VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach verloren ebenfalls. Union fiel an diesem Spieltag nicht auf Relegationsrang 16 zurück.
Die nächsten beiden Auftritte am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach und am 5. Mai daheim gegen Bochum kommen aber Endspielen gleich. Da darf sich Union keinen weiteren Einbruch leisten. »So ein Dämpfer wie gegen München schärft schon noch mal die Sinne – bei allen. Wir haben jetzt sehr wichtige Spiele. Die Partien in Mönchengladbach und gegen Bochum sind richtungweisend im Abstiegskampf«, erklärte Volland. »Da müssen wir auf jeden Fall etwas ziehen.« Union tritt dann noch bei den ebenfalls um den Ligaverbleib kämpfenden Kölnern und gegen den SC Freiburg an. Auf diese Partien sollte man es aber nicht ankommen lassen. Nachdem es in den jüngsten acht Spielen lediglich einen Sieg gab, sind nun Punkte gefragt. »Jetzt kommen die speziellen Spiele für da hinten. Da ist es wichtig, wie die Mannschaft auf die Niederlage reagiert. Es liegt auch an uns Führungsspielern, Verantwortung zu übernehmen«, sagte Trimmel.
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