Potsdam: Preußen verschwindet aus Museumsnamen

Haus der brandenburgischen Geschichte in Potsdam bekommt Zukunft

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) wird über 20 Jahre nach seiner Einweihung einen neuen Namen erhalten. In Gegenwart von
Kulturstaatssekretär Tobias Dünow (SPD) verkündete ihn die Museumsleitung am Mittwoch: »Brandenburg-Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte«.

Es sei der Wunsch nach Klarheit und Prägnanz gewesen, der die Entscheidung geleitet habe, sagte Chefin Katja Melzer. Die Beteiligten hätten »das Gefühl gehabt«, dass der bisherige Name nicht vermittelt, was in diesem Gebäude stattgefunden habe und stattfinden werde. Man fühle sich einem erweiterten Geschichts-, aber auch Kulturbegriff verpflichtet.

Der neue Name soll »inhaltliche Schwerpunkte« widerspiegeln. Dass er aber keineswegs eindeutig ist, weil er ja irgendwie alles erfasst, ließ Melzer nicht gelten. Als der Prozess der Umbenennung eingeleitet wurde, geschah es auch im Hinblick auf die Länge und »Sperrigkeit« des überkommenen Namens. Nun wird ein noch längerer Titel über dem Gebäude stehen, räumte Melzer ein.

Namen sind Schall und Rauch, zitierte Staatssekretär Dünow aus »Faust« und stellte klar, dass das natürlich unwahr sei. Namen seien wichtig. Als 2003 das Haus der Geschichte – ein Herzensprojekt des 2002 aus dem Amt geschiedenen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) – seiner Bestimmung übergeben wurde, hatte man im Namen bewusst auf den »Angstbegriff« Museum verzichtet. Damit erhoffte man sich einen leichteren Zugang vor allem der jüngeren Generation zu den präsentierten Themen.

Nun aber habe man absichtsvoll und ganz bewusst wieder darauf zurückgegriffen, versicherte Dünow. Gelte es doch, ihn zu entstauben und ihm einen neuen Sinn zu verleihen. Umfragen haben Dünw zufolge ergeben, dass das Wort »Museum« ein »gigantisches Vertrauen« genieße. Musealität im altertümliche Sinne sei aber nicht geplant, vielmehr werde es ein Haus »zum Anfassen« sein, in dem es auch mal quirlig und laut zugehen dürfe. Dünow sprach von einem »Museum neuen Typs«. Der Begriff »Brandenburg« sollte im neuen Namen unbedingt auftauchen, erklärte Leiterin Melzer. Man habe neben »Museum« auch »Zentrum« oder »Forum« erwogen. Die aber seien im heutigen Potsdam schon stark im Gebrauch. Melzer bekannte sich zum definitiven Verzicht auf Preußen im neuen Namen. Marketingchefin Paulina Wielinski erklärte das mit dem Ziel, als geistigen Ausgangspunkt die Gegenwart zu wählen. Preußen komme im heutigen Potsdam genügend vor, etwa in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. »Das Thema Preußen ist abgedeckt«, findet Kuratorin Katalin Krasznahorkai. Es gebe keinen Preußen-Mangel, versicherte auch der Staatssekretär.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Er habe wenig Verständnis für die Namensdebatte, sagte Brandenburgs Linksfraktionschef Sebastian Walter. Wichtig sei ihm, dass bei künftigen Ausstellungen kein dogmatischer Ansatz gewählt wird.

In Potsdam geben es »nichts außer Himmel und Soldaten«, schrieb Heinrich
Heine. Unter den preußischen Königen und deutschen Kaisern war die Stadt ein Zentrum des verhängnisvollen Militarismus. Nicht umsonst wurde der Staat Preußen 1947 durch alliierten Kontrollratsbeschluss aufgelöst.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -