- Sport
- DFB-Elf
Maximilian Beier spielt den aufdringlichen Emporkömmling
Der junge Hoffenheimer stellt sich in nur 30 Minuten die Ukraine in den Mittelpunkt und schafft es damit vielleicht noch ins EM-Team
Als Maximilian Beier über sein gelungenes Debüt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sprach, war von einem Dämpfer für die EM-Euphorie nicht viel zu spüren. Jedenfalls nicht bei dem 21-jährigen Angreifer der TSG Hoffenheim. Freudestrahlend berichtete Beier in einer Mischung aus jugendlichem Draufgängertum und etwas Schüchternheit von seinem gut 30-minütigen Einsatz, dem zur Krönung nur noch ein Torerfolg gefehlt hatte. »Ich bin schon stolz auf meine Leistung, aber auch ein bisschen enttäuscht, dass es nicht für den Sieg gereicht hat«, sagte Beier nach dem 0:0 gegen die Ukraine im vorletzten Test für die Europameisterschaft am Montagabend.
Der junge Beier hat sich in Nürnberg eindeutig in den Mittelpunkt gespielt. Einige Ergänzungsspieler hatten beim überwiegend guten und chancenreichen Testlauf gegen die Ukraine auf sich aufmerksam machen können. Das galt mit Abstrichen für Antonio Rüdigers Vertreter Waldemar Anton in der Innenverteidigung und schon etwas mehr für den kurzfristigen Toni-Kroos-Ersatz Pascal Groß in der deutschen Mittelfeldzentrale. Auch der eingewechselte Flügelspieler Chris Führich hatte in der zweiten Halbzeit auf der linken Seite im Verbund mit seinem Stuttgarter Vereinskollegen Maximilian Mittelstädt für mehrere gute Angriffsaktionen gesorgt. Besonders aber stach der flinke Beier hervor.
In nur gut einer halben Stunde auf dem Platz verdiente sich der Hoffenheimer die Bestnote aller Akteure, was auch daran lag, dass er dem Führungstor am nächsten gekommen war. Sofort nach seiner Einwechselung zeigte Beier eine bemerkenswerte Präsenz. Sein erster Schuss mit rechts prallte gleich mal vom Innenpfosten ab. Kurz darauf fehlte auch nicht viel, als er mit links flach abzog, der ukrainische Torwart Anatolij Trubin aber stark reagierte. Hinzu kam eine weitere Gelegenheit und viel Schwung, den der junge Stürmer einbrachte. Für etwas Defensivarbeit war er sich auch nicht zu schade.
Es sei nicht selbstverständlich, solche Chancen beim Debüt zu haben, befand Beier und strahlte später über das ganze Gesicht. Ob er jetzt näher dran sei am endgültigen EM-Kader, für den Bundestrainer Julian Nagelsmann direkt nach dem Test gegen Griechenland am Freitag in Mönchengladbach noch einen Spieler streichen muss. »Ja, so fühlt es sich jetzt schon an«, sagte Beier mit dem Selbstbewusstsein eines Emporkömmlings, der in seiner zurückliegenden ersten Bundesligasaison in 33 Einsätzen 16 Tore erzielt hatte.
Schon in der Liga hatte sich Beiers Markenzeichen immer wieder gezeigt: Wenn es einen Spieler gibt, für den die Fußballredewendung »der fackelt nicht lange« erfunden wurde, dann für ihn. Allerdings, das ist noch einer seiner Makel, fehlt es ihm zuweilen noch an der nötigen Ruhe und Präzision im Abschluss. Dennoch könnte genau so ein Stürmer wie Beier gerade in engen Spielen eine wertvolle Alternative im Kader sein. Zumal er gegen die Ukraine jene Jokerrolle fast ideal gespielt hatte, die ihm auch im Turnier zugedacht wäre. »Wenn ich reinkomme, soll ich noch mal richtig Stress machen«, beschrieb Beier seine Aufgabe und verwies vorsichtshalber auf seine Vielseitigkeit: »Ich kann Stürmer spielen, ich kann links spielen, ich kann rechts spielen.« Das klang nach selbstbewusstem Vorstellungsgespräch.
Aus Nagelsmanns Sicht hatte Beier »ein sehr, sehr gutes Spiel« mit »zwei Topabschlüssen« gemacht. Über eine endgültige EM-Nominierung sagte der Bundestrainer: »Er hat es auf jeden Fall wahrscheinlicher gemacht.« Zugleich erinnerte Nagelsmann, dass auch die anderen seinen Wünschen entsprechen würden: »Bisher ist keiner dabei, der es verdient hat, nach Hause zu fahren.« Nagelsmann möchte die Eindrücke der kommenden Tage und aus der Generalprobe gegen Griechenland noch abwarten. Erst danach muss er seine Entscheidung fällen. Maximilian Beier will auf jeden Fall bleiben, er fühle sich sehr wohl in der Nationalmannschaft.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.