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Serbiens Fußballer retten ihre EM in letzter Sekunde
Favorit Serbien stand kurz vor dem Aus gegen Außenseiter Slowenien. Bis Luka Jović traf
Wie laut es in der Münchner Arena sein kann, war am Donnerstag spätestens in der 69. Minute zu erfahren. Rechtsverteidiger Žan Karničnik hatte im EM-Spiel der Gruppe C gegen Serbien zum 1:0 für Slowenien getroffen und einen Jubelsturm entfacht, der die Trommelfälle wackeln ließ. Am Ende reichte den Slowenen dieses Tor aber nicht zu ihrem ersten Sieg ihrer EM-Geschichte. Der kurz zuvor eingewechselte frühere Frankfurter Luka Jović glich in der letzten Aktion des Spiels mit einem Kopfball aus. Die Trommelfälle erzitterten in der Ekstase der serbischen Fans nochmals wie Laub bei Orkan. Durch das 1:1 (0:0) dürfen beide Teams weiter auf das Achtelfinale hoffen.
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Begleitet worden war das Spiel allerdings von unschönen Aktionen der serbischen Fans. Massenweise warfen sie unter anderem Bierbecher auf den Platz und auf slowenische Spieler. Zuvor hatte die Serben bereits mit einer Drohung für Aufsehen gesorgt. »Wir verlangen von der Uefa Sanktionen, letztlich auch um den Preis, dass wir die Europameisterschaft nicht fortsetzen«, hatte Jovan Surbatovic dem TV-Sender RTS gesagt. Der Generalsekretär des nationalen Fußballverbandes bezog sich auf feindselige Gesänge, die kroatische und albanische Fans am Mittwoch beim 2:2 in Hamburg angestimmt haben sollen. Englischen Medien zufolge hatten Anhänger beider Länder »Tötet die Serben!« gerufen. Surbatovic sprach von einem »Skandal«.
Die Äußerungen des 56-Jährigen sind im Zusammenhang mit dem Krieg auf dem Balkan in den 90er-Jahren zu verstehen. Und ebenso mit den Geldstrafen in Höhe von je 10 000 Euro, die bei der laufenden Europameisterschaft gegen seinen Verband und gegen den der Albaner wegen provokanter Botschaften bereits verhängt worden sind. Womöglich müssen sich die Serben auf weitere Sanktionen einstellen. Laut englischen Medien sollen ihre Fans rassistisch aufgefallen sein. Demnach soll es am Sonntag bei der 0:1-Niederlage gegen England zu Affenlauten gegen dunkelhäutige Spieler der »Three Lions« gekommen sein. Die Uefa leitete eine Untersuchung ein. Zudem war es vor dem Spiel in Gelsenkirchen zu Schlägereien zwischen serbischen und englischen Fans gekommen.
Beim Spiel gegen Slowenien war die serbische Mannschaft weit von einem EM-Boykott entfernt. Vielmehr lieferten sich beide Teams einen packenden Vergleich. Dazu trug das stimmungsvolle Ambiente durch Zehntausende Fans aus beiden Ländern bei. Die vorherrschenden Farben rot und weiß erinnerten zwar ein wenig an die Heimspiele des FC Bayern. Der infernalische Lärm, den beide Fanlager teils schon wegen eines gewonnenen Zweikampfes veranstalteten, hatte mit der in diesem Stadion sonst eher gedämpften Akustik aber wenig gemein. Schon vor dem Anpfiff hatten die Serben euphorisch gejubelt, als sich ihr Landsmann, der Tennisspieler Novak Djokovic, in ihrer Landessprache mit einer Videobotschaft auf den Stadionleinwänden an sie richtete.
Im Spiel waren es aber zunächst vor allem die Slowenen, die die Dezibelzahl in die Höhe trieben. Das lag vor allem daran, dass ihre Mannschaft anfangs gefährlicher agierte. Die Serben kamen erst nach knapp einer halben Stunde zu ihrer ersten Gelegenheit, doch Sloweniens Torwart Jan Oblak parierte den Kopfball von Dušan Vlahović. Erst in der zweiten Hälfte schloss erst Karničnik nach Zuspiel von Timi Elsnik jenen Konter erfolgreich ab, den er eingeleitet hatte, ehe auch die Serben mit ihrem Jubelschrei nach dem Tor von Jović das Arenadach fast abheben ließen.
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