Zittern und Hoffen: Ungarn nach dem Sieg gegen Schottland

Erst sorgten sich die Ungarn um ihren Mitspieler, jetzt bangen sie nach dem 1:0 gegen Schottland um das Weiterkommen

  • Felix Neubauer, Stuttgart
  • Lesedauer: 2 Min.
Hektik in der Arena Stuttgart: Medizinische Betreuer und Ungarns Dominik Szoboszlai holen eine Trage herbei, da Ungarns Barnabas Varga (nicht im Bild) nach einem Zusammenprall behandelt wird.
Hektik in der Arena Stuttgart: Medizinische Betreuer und Ungarns Dominik Szoboszlai holen eine Trage herbei, da Ungarns Barnabas Varga (nicht im Bild) nach einem Zusammenprall behandelt wird.

Den Schreckmoment um ihren Mitspieler überstanden, die Chance aufs Achtelfinale gewahrt: Noch am Abend begann für Ungarn das große Zittern.

Dominik Szoboszlai konnte schon wieder lachen. Im Trikot seines verletzten Mitspielers Barnabas Varga feierte der Kapitän der ungarischen Fußball-Nationalmannschaft gemeinsam mit dem Rest des Teams den emotionalen Last-Minute-Sieg gegen Schottland. Im Stuttgarter Stadion war die lähmende Stille, die nach Vargas heftigem Zusammenstoß mit dem schottischen Torwart Angus Gunn geherrscht hatte, dem großen Jubel der Ungarn gewichen.

Das Achtelfinale ist nach dem 1:0 wieder möglich, die Entwarnung rund um Varga sorgte für kollektives Aufatmen. Zwar habe der Stürmer von Ferencvaros Budapest schwere Gesichtsverletzungen erlitten, sei jedoch »stabil«, teilte der ungarische Verband kurz nach dem Schlusspfiff mit. Das Bangen um Varga hatte ein Ende, das Zittern um die K.o.-Runde begann.

Reicht’s trotz schlechter Tordifferenz?

Immerhin: Nach dem späten Treffer von Kevin Csoboth (90.+10) lebt die Hoffnung, als einer der vier besten Gruppendritten die K.o.-Phase zu erreichen. Doch die Ausgangslage für die Mannschaft von Trainer Marco Rossi könnte angesichts von nur drei Punkten und einer klar negativen Tordifferenz (-3) komfortabler sein.

»Ich hoffe, dass die anderen Spiele zu unseren Gunsten verlaufen werden«, sagte der Freiburger Roland Sallai. Seit der Einführung des neuen Modus zur EM 2016 wären die Ungarn mit der aktuellen Ausbeute jedes Mal nach der Gruppenphase ausgeschieden. Frühestens am Dienstag könnte Gewissheit herrschen.

Bis dahin dürfen sie in Ungarn stolz sein, immerhin die Hoffnung am Leben gehalten zu haben, trotz des Schreckmoments um Varga. »Wir Ungarn geben nie auf, das haben wir heute gezeigt«, sagte Szoboszlai: »Jetzt schauen wir, was die anderen Mannschaften machen.«

Zuvor war der Profi des FC Liverpool noch den Tränen nahe gewesen. »Ich war einer der ersten, der da war. Ich war schockiert«, beschrieb Szoboszlai den Schreckmoment um seinen Mitspieler Varga.

Varga wird operiert

Der Stürmer war in der 68. Minute mit Gunn zusammengeprallt und musste minutenlang behandelt werden. Tücher wurden als Sichtschutz hochgehalten, Varga wurde auf einer Trage abtransportiert. »Ein grausamer Moment, Barnabas so zu sehen«, sagte Sallai.

Varga sollte am Montag operiert werden. Wenn alles nach Plan laufe, werde er am Mittwoch wieder entlassen, hieß es. SID

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -