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Sorbe oder Wende – am Ende eine Frage des Gefühls
Minderheiten-Rat zieht Bilanz vor der Brandenburger Landtagswahl im September
Die Sorben, die sich in Brandenburg auch als Wenden bezeichnen, sehen den geplanten Ausstieg aus der Braunkohle positiv. Ihre Dörfer mussten im Lausitzer Revier über anderthalb Jahrhunderte hinweg den Tagebauen weichen, womit nun Schluss ist. Die slawische Minderheit bekommt auch etwas ab von den Fördermitteln des Bundes für den Strukturwandel. Das erklärte Kathrin Schwella, Vorsitzende des Rates für die Angelegenheiten der Sorben/Wenden, als sie am Dienstag im Potsdamer Landtagsschloss gemeinsam mit anderen Ratsmitgliedern eine Pressekonferenz gab. Dabei blickte Schwella auf die Arbeit des Rates in den fünf Jahren seit der Landtagswahl 2019 zurück. Für den 22. September ist die nächste Landtagswahl angesetzt.
Schwella erwähnte Anstrengungen bei der Änderung der sorbisch-wendischen Schulverordnung und bei der Kita-Förderung. Ein Problem sei nach wie vor, genügend Lehrer für die niedersorbische Sprache zu finden. Beteiligt worden sei der Rat beim Anlegen eines Radweges. Befassen musste er sich auch mit Problemen der Binnenfischerei, niedrigen Wasserständen und der Verockerung der Spree – also der Ablagerung von bräunlichen Eisenmolekülen.
Weil die Sorben laut Landesverfassung eine beratende Stimme im Landtag haben, konnte Schwella achtmal von ihrem Rederecht im Parlament Gebrauch machen. Sie erwähnte noch gemeinsame Sitzungen mit dem sächsischen Sorbenrat.
In der sächsischen Oberlausitz leben rund 40 000 Sorben, in der brandenburgischen Niederlausitz etwa 20 000. Einen wirklichen Unterschied zwischen Sorben und Wenden gebe es nicht, stellte Schwella klar. Es seien unterschiedliche Bezeichnungen für die gleiche Menschengruppe. Dennoch sei die Erwähnung wichtig, weil sich Menschen durchaus als »Wenden« oder als »Sorben« fühlen und auch so angesprochen werden wollen.
Derzeit ist die Wahl eines neuen Rates für die Angelegenheiten der Sorben/Wenden im Gange, sagte Wahlvorstand Margit Neugebauer. Auch Menschen außerhalb des sorbischen Siedlungsgebietes können sich dafür eintragen. Sie müssen aber Einwohner des Landes Brandenburg sein. Tatsächlich kann man sich selbst als Sorbe beziehungsweise Wende zu erkennen geben. Eine Kontrolle gebe es nicht und eine Nachweispflicht bestehe auch nicht, erläuterte Neugebauer. »Wenn ich mich als Sorbe fühle, hat niemand das Recht, das infrage zu stellen.«
Der Sorbenrat sei »eine der wichtigsten Stimmen der Wenden im Land Brandenburg«, findet Brandenburgs Kulturstaatssekretär Tobias Dünow (SPD). »Er trägt maßgeblich dazu bei, dass ihre Anliegen ausreichend Gehör finden – im Parlament, aber auch in der Regierung, in Behörden, in der Gesellschaft. Und er tut das mit demokratischer Legitimation: Die Sorben/Wenden bestimmen ihre Vertreterinnen und Vertreter in Potsdam per Direktwahl selbst.« Dass Kultur, Sprache und Traditionen der Sorben nach wie vor lebendig sind, sei maßgeblich ein Verdienst des Rates. »Herzlichen Dank dafür«, sagte Dünow. Auf Sorbisch: »Za to wutšobny źěk!« Der Staatssekretär ermunterte, sich an der Wahl des Landtags und des Sorbenrats zu beteiligen: »Demokratische Errungenschaften wie Freiheit, Mitbestimmung und Schutz von Minderheiten werden über Wahlen gesichert.«
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