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Stellenabbau bei der Deutschen Bahn: Ohne Orientierung
Bernhard Knierim kommentiert den angekündigten Stellenabbau bei der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn AG (DB) hat kürzlich eine Halbjahresbilanz vorgestellt, in der sie große Verluste ausweist. Als Gegenmaßnahme kündigte das DB-Management an, 30 000 Stellen abbauen zu wollen. Dieser Abbau soll offensichtlich nicht im operativen Bereich stattfinden, sondern in der Verwaltung – und auch dort nicht durch Entlassungen, sondern indem Stellen nach der Verrentung von Mitarbeitenden nicht mehr besetzt werden.
Nun steht die DB seit Langem in der Kritik, eine ausufernde Verwaltung aufgebaut zu haben. Das DB-Management selbst sprach in der Vergangenheit schon von einer »Lehmschicht«, die die Umsetzung von Veränderungen schwierig mache. Wenn diese im Zuge der Umstrukturierung reduziert würde, wäre das sicherlich ein Gewinn. Neue Kolleg*innen werden im operativen Bereich – als Zugbegleiter*innen, Lokführer*innen, Fahrdienstleiter*innen oder in der Instandhaltung des Netzes und der Fahrzeuge – sicherlich dringender gebraucht. Fraglich ist allerdings, ob es gelingen kann, eben diese »Lehmschicht« konsequent zu identifizieren und zu schrumpfen, ohne dabei Abläufe zu lähmen. Ob diese Verschlankung der Prozesse möglich war oder die Umstrukturierung es noch schlimmer gemacht hat, wird wohl nur im Nachhinein zu beantworten sein.
Bernhard Knierim engagiert sich seit 2005 gegen den Börsengang der Bahn und ist Autor mehrerer Bücher zum Thema. Er ist Referent bei der Allianz pro Schiene.
Dieser Stellenabbau wird aber kaum ausreichen, um die Bahn aus der Krise zu führen. Denn ihr eigentliches Problem besteht darin, dass sie seit Jahren nicht weiß, wohin sie steuern soll. Bis 2009 wurde noch jede ihrer Sparten konsequent auf Profit getrimmt, denn sie sollte an die Börse gehen. Dass dies damals nicht gelang und beispielsweise nicht die russische RŽD – wie zwischenzeitlich geplant – als Teilhaber einstieg, sollte heute auch die ärgsten Befürworter dieses Börsengangs erleichtern. Viele der damals angerichteten Schäden verursachen noch heute massive Probleme – vom Verkauf Tausender Bahnhofsgebäude über den Abbau vieler Überhol- und Ausweichgleise bis zum Instandhaltungsstau, der sich laut DB-Angaben auf 92,2 Milliarden Euro summiert. Dies ist einer der wichtigsten Gründe für die vielen Verspätungen der Züge.
Seit der Absage des Börsengangs liegt das Ziel der Bahn jedoch im Nebel. Immer wieder wird die – völlig richtige – Erwartung formuliert, dass sie primär alle Menschen im Land klimafreundlich, bequem und barrierefrei mobil machen und zudem mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagern solle. Es fehlen aber konkrete Zielvorgaben der Regierung, an denen sich das DB-Management orientieren kann und die mit den notwendigen finanziellen Mitteln unterlegt sind. Stattdessen gilt für die DB als Aktiengesellschaft nach wie vor die latente Erwartung der Gewinnerwirtschaftung, die sich mit den gemeinwirtschaftlichen Zielen beißt. Zudem muss sie mit jedem neuen Bundeshaushalt um die Mittel für die Netzinstandhaltung und den Ausbau bangen.
Was die DB also vor allem braucht, ist eine klare Orientierung von der Politik, wie ein künftiger Schienenverkehr aussehen soll und wie dies verlässlich finanziert wird. Mit dem »Deutschlandtakt« liegt das Konzept dafür schon lange auf dem Tisch. Die Regierung muss aber endlich ihre Verantwortung für die Umsetzung übernehmen.
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