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Start der Bundesliga-Saison: neue Stärke, alte Konfliktfelder
Der deutsche Fußball überraschte zuletzt positiv, die Bundesliga startet dennoch mit Problemen
Die Namen und Gesichter von Steffen Merkel und Marc Lenz sind längst noch nicht jedem Fan ein Begriff. Popularität ist auch nicht das, wonach die beiden Geschäftsführer bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) streben. Die Doppelspitze aus dem Frankfurter Westend kommt meist nur dann mit aufs Bild, wenn Trophäen zu vergeben sind: Zuletzt empfing der Leverkusener Kapitän Lukas Hradecky die Meisterschale und den Supercup aus deren Händen. Dieses Bild empfanden viele wiederum als inspirierend: Die Vormachtstellung des FC Bayern vorübergehend überwunden zu haben, war das Beste, was einer Liga passieren konnte, aus der viele traditionsreiche Marken in der Zweitklassigkeit verschwunden sind.
Es gibt gute Gründe, dass der von Trainer Xabi Alonso meisterlich orchestrierte Erfolg der Werkself keine Eintagsfliege bleiben muss. »Das Selbstvertrauen und der Hunger, wieder eine erfolgreiche Saison zu spielen, sind da – und der Glaube auch«, sagt Manager Simon Rolfes vor dem Eröffnungsspiel dieser Saison von Bayer Leverkusen an diesem Freitag bei Borussia Mönchengladbach. Gleichzeitig hat Bayern Münchens Sportvorstand Max Eberl versprochen: »Wir werden nach einem titellosen Jahr als Jäger alles daran setzen, die Meisterschaft und den DFB-Pokal nach München zurückzuholen.«
Merkel und Lenz strichen insbesondere den Rekordzuspruch mit mehr 20 Millionen verkauften Tickets in 1. und 2. Bundesliga heraus, als sie kürzlich eine Standortbestimmung in der DFL-Zentrale vornahmen: »Wir erleben alle wieder Freude und Zuversicht rund um den deutschen Profifußball.« Anders als in Corona-Zeiten sei der Zungenschlag wieder positiv. Was übrigens auch für die meisten Bilanzen gilt.
Aber nicht nur wirtschaftlich, auch sportlich konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Deutschland holte hinter Italien in der Uefa-Fünfjahreswertung die zweitmeisten Punkte, bei der EM erzielten Bundesligaspieler mit insgesamt 26 Toren die meisten. In den vergangenen fünf Jahren stellte die Bundesliga mit neun Halbfinalisten in Champions League und Europa League einen mehr als die englische Premier League. Und dabei gilt die Personalkostenquote von 55 Prozent im Gesamtetat unter den Topligen als beispielhaft.
Internationale Erfolge sind auch ohne milliardenschwere Zuwendungen von Investoren, Oligarchen oder Staaten mit zweifelhaftem Ruf möglich. Mit dem Bekenntnis zur 50+1-Regel geht die Bundesliga einen Sonderweg – und offenbar führt auch der ans Ziel, sonst wären Dortmund und Leverkusen nicht ins Endspiel der Champions League und der Europa League gekommen.
Die Königsklasse ist jedoch mit ihren opulenten Ausschüttungen auch eine Gefahr, weil die nationalen Ligen in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zerfallen. So genießen Leverkusen, Bayern, Dortmund und Leipzig einen fast uneinholbaren finanziellen Vorsprung. Überraschungs-Vizemeister Stuttgart musste fast zwangsläufig Leistungsträger wie Hiroki Ito, Waldemar Anton oder Serhou Guirassy direkt an die Konkurrenz aus München und Dortmund abgeben.
Die Liga-Macher sehen aber immer noch einen Investitionsbedarf von mehr als 300 Millionen Euro. »Die Wachstumsfantasie liegt auf dem internationalen Feld«, meint Merkel, allerdings werde es »mindestens ein Mittelstreckenlauf«. Für die neue Saison rechnet die DFL mit 216 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung, ein Zuwachs von 14 Millionen. Die Premier League erhält das Zehnfache. Auch deshalb spricht Merkel von »Herausforderungen in Zeiten des Wandels«. Die Digitalisierung, die insbesondere vor dem Mediengeschäft nicht haltmacht, ist damit auch gemeint.
Mit Blick aufs Geld zeigt sich auch die derzeit größte Gefahr: Die abgebrochenen und somit immer noch offene Vergabe der Medienrechte ab der Saison 2025/26 hängt wie ein Damoklesschwert über der Liga. Die DFL streitet mit dem Streaminganbieter DAZN. Der hatte mit angeblich 400 Millionen Euro pro Saison für die Freitags- und Samstagspiele das beste Angebot abgegeben, das wegen fehlender Bankbürgschaften jedoch nicht angenommen wurde. Am 24. September wird die Entscheidung der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit erwartet. Es geht um viel Geld: Mit 1,5 Milliarden Euro machten die Einnahmen aus der medialen Verwertung im letzten Liga-Report für die Saison 2022/23 mehr als ein Drittel aus.
Sorgen bereitet auch der Spielkalender. Der wird international von immer mehr Terminen belegt; die massiv ausgeweiteten Europapokalwettbewerbe drängen neuerdings in den Januar. So hat die Bundesliga kaum eine Winterpause, spielt nach Weihnachten bereits am 10. Januar weiter und legt dann gleich eine Englische Woche ein, um den »Herbstmeister« im neuen Jahr zu küren. Genau wie die neuerdings 15 Spiele am Sonntag um 19.30 Uhr – eine äußerst unbeliebte Anstoßzeit für Stadionbesucher – dürfte das kaum im Sinne der Anhänger sein. Die Fanvereinigung »Unsere Kurve« hat fünf Forderungen für die neue Saison formuliert: kein »Weiter so« mit dem Videoschiedsrichter, legale Pyrotechnik ermöglichen, frühzeitige Terminierung der Spiele, sozialverträgliche Ticketpreise sowie Datenschutz einhalten.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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