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Frauenhass ist Terrorismus

Livia Lergenmüller lobt einen Vorstoß zum Schutz von Frauen in Großbritannien

Gewalt gegen Frauen – Frauenhass ist Terrorismus

Caren Miosga ist aus der Sommerpause zurück und wechselte am Morgen vor ihrer Sendung kurzfristig das Thema. »Nach Solingen – Wie schützen wir uns vor islamistischer Gewalt« hieß die spontane Auftaktfolge, nachdem vor wenigen Tagen ein mutmaßlicher IS-Terrorist drei Menschen im nordrhein-westfälischen Solingen mit einem Messer getötet hatte.

Ebenfalls im August ermordete eine andere Gruppe mindestens fünf Menschen: Die Täter sind Männer, und sie haben Frauen getötet. Dennoch gab es keine Sendung mit dem Titel »Nach Regenstauf – Wie schützen wir uns vor männlicher Gewalt?« Auch gab es keine Sendung nach Gelsenkirchen. Nicht nach Mönchengladbach, Zweibrücken, Altenstadt, Mainz, Landsberg am Lech, Weinsgarten, nicht nach Hamburg oder Berlin. In all diesen Orten wurden in den vergangenen acht Wochen Frauen von ihrem Partner oder Expartner getötet. Insgesamt 60 Femizide zählen verschiedene autonome Initiativen seit Beginn des Jahres in Deutschland.

Livia Sarai Lergenmüller

Livia Sarai Lergenmüller schreibt als freie Journalistin über Kultur und Gesellschaft mit einem Schwerpunkt auf geschlechtsspezifische Gewalt.

Männliche Gewalt ist statistisch gesehen die größte Gefahr für eine Frau. Frauen zwischen 15 und 44 Jahren werden der WHO zufolge eher durch die Gewalt ihres Partners getötet als durch Krebs, Autounfälle, Krieg und Malaria zusammen.

Es lohnt sich daher, nach Großbritannien zu blicken. Dort wird derzeit geprüft, ob extreme Frauenfeindlichkeit künftig als eine Form des Terrorismus eingestuft werden soll. In der »Anti-Extremismus-Strategie« des Innenministeriums wird derzeit etwa islamistischer oder nordirlandbezogener Extremismus als »besorgniserregend« eingestuft. Nicht dazu zählt jedoch Frauenfeindlichkeit – und das, obwohl in den Jahren 2022 und 2023 in England und Wales mehr als eine Million Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen registriert wurden. Daher soll die Strategie nun erweitert werden. Frauenfeindlichkeit würde dann ebenfalls als »besorgniserregene« Ideologie eingestuft und könnte wie islamistischer oder rechtsextremer Terror behandelt werden.

Lesen Sie auch: Der systemische Frauenmord – ein Interview mit dem »Netzwerk gegen Feminizide« über Gewalt gegen Frauen als Ausdruck von patriarchaler Gewalt und was man konkret tun kann

Das wäre auch für Deutschland der richtige Schritt. Dem Bundesinnenministerium zufolge werden beim Terrorismus »extremistische Ziele (...) durch systematische Anwendung massiver Gewaltakte« verfolgt. Als Kennzeichen gehört dazu auch die Verübung von arbeitsteilig organisierten Anschlägen durch verdeckt operierende Gruppen. Bedenkt man, dass in der Bundesrepublik statistisch gesehen fast jeden zweiten Tag ein Mann seine Partnerin oder Expartnerin tötet, ließe sich glatt von Arbeitsteilung sprechen. Terror, heißt es in der Definition des Innenministeriums weiter, sind Taten, welche »die Bevölkerung auf schwer wiegende Weise einschüchtern sollen« und zu »Angriffe(n) auf das Leben« oder auf »die körperliche Unversehrtheit einer Person« führen können. Auch das kennt man als Frau.

Es wäre nicht abwegig, den Schritt in Deutschland zu gehen. Zunächst wäre das sowohl hier als auch in Großbritannien nur ein Symbolakt. Aber: Symbolik beeinflusst die mediale Berichterstattung. Vielleicht würde Caren Miosga dann nach dem nächsten Femizid zu einer Sendung mit der Frage laden: Wie können wir uns vor männlicher Gewalt schützen?

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