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Nominierung der DFB-Elf: Zarte Überraschungseffekte
Julian Nagelsmann stellt Torjäger Kleindienst und Torwart Blaswich für die kommenden Länderspiele auf
Im weißen Rollkragenpullover mit schwarzer Jacke hatte sich Julian Nagelsmann vor die Kamera gesetzt, um in einem vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) angefertigten Video seine Kadernominierung zu erläutern. Dass direkt hinter ihm ein Scheinwerfer leuchtete, machte die Erklärungen am Tag der Deutschen Einheit gleich noch ein bisschen erhellender. Hatte der Bundestrainer zuletzt einen eher konservativen Ansatz walten lassen, werden nun für die Nations-League-Spiele gegen Bosnien und Herzegowina in Zenica (11. Oktober) und die Niederlande in München (14. Oktober) mal wieder kleine Überraschungseffekte inszeniert.
Die Berufung des zu Borussia Mönchengladbach gewechselten Torjägers Tim Kleindienst kommt genauso unerwartet wie die Nominierung des inzwischen bei Red Bull Salzburg spielenden Torhüters Janis Blaswich. »Die Gruppe, die bei der EM dabei war, hat es sich verdient, weiter im Fokus zu sein«, sagte Nagelsmann, gleichwohl sind »minimale Änderungen« wegen einiger Ausfälle nun alternativlos. Da ist zum einen der Patellasehnenriss von Torwart Marc-André ter Stegen, dessen Fall Nagelsmann »tragisch« nannte.
»Er ist unsere Nummer eins – und das bleibt er auch.«
Julian Nagelmann Bundestrainer, über den verletzten Marc-André ter Stegen
Er habe natürlich mit dem 32-Jährigen telefoniert. »Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er wirkte traurig, aber gefasst. Er ist unsere Nummer eins – und das bleibt er auch.« Ein Vertrauensbeweis, den der gebürtige Mönchengladbacher gut gebrauchen kann. Der längst operierte Ballfänger vom FC Barcelona solle gar »keine unnötige Hektik« betreiben, denn: »Wenn er ein Jahr vor der WM zurückkommt, wird er immer noch eine Top-WM spielen können und eine gute WM-Quali.«
Der 37-Jährige versprach nun bereits Oliver Baumann das Debüt. Der Keeper und Kapitän der TSG Hoffenheim habe es sich »verdient, mal ein Länderspiel zu kriegen«. Nagelsmann fand auch dessen Leistungen im Kraichgau ungeachtet aller Turbulenzen »herausragend«. Noch nicht entschieden sei, ob der 34-Jährige gleich beide Nations-League-Partien bestreite oder ob auch Alexander Nübel vom VfB Stuttgart zum Zuge komme. Als dritter Torwart wurde der von Leipzig an den österreichischen Schwesterverein verliehene Blaswich nominiert. »Janis war schon mal dabei: Er ist ein guter Typ, der die Gruppe zusammenhält«, begründete der Bundestrainer. Teamfähigkeit ist in der Torwartgruppe bekanntlich ein hohes Gut.
Anders ist die Causa Kleindienst gelagert, die dazu dient, die Abteilung Angriff zahlenmäßig zu erweitern: Die Zwangspause des verletzten Niclas Füllkrug, der seit dem letzten Länderspiel in Amsterdam gegen die Niederlande (2:2) pausieren muss, sei eine gute Gelegenheit, Kleindienst auf internationaler Bühne zu testen. »Seine Reaktion am Telefon war vielversprechend – sehr euphorisch«, verriet Nagelsmann mit einem Schmunzeln. Der 29-Jährige ist der nächste Spätstarter auf der Mittelstürmerposition. Erst schoss Kleindienst den Emporkömmling 1. FC Heidenheim mit 25 Toren in die Bundesliga, dann steuerte er in seiner Premierensaison zwölf Treffer zum Europapokaleinzug bei. Der in seinen ersten zwei Spielen für die Fohlenelf erfolgreiche 1,94-Meter-Mann gibt den einzigen Neuling im 23er-Aufgebot.
Dass Türen wieder leichter aufgehen, davon profitiert nun auch Serge Gnabry. Der insbesondere rund um die WM in Katar in der DFB-Trikot nur selten überzeugende Dribbler bekommt eine neue, vielleicht letzte Chance. »Er hat es nach einem schweren Jahr geschafft, sich zu stabilisieren«, begründete Nagelsmann die Rückholaktion eines Stars, der mit 29 Jahren vielleicht eine neue Bewährungsprobe erhält, sich zu behaupten im Nationalteam, das sich ab Montag erneut im fränkischen Herzogenaurach versammelt.
Anders ist es bei einem wie dem erst 21-jährigen Maximilian Beier gelagert. Der Neuzugang von Borussia Dortmund hat auf Vereinsebene indes »noch nicht so den Flow, die Minuten, die Scorerpunkte«, erklärte der Bundestrainer, der deshalb mit U21-Nationaltrainer Antoni Di Salvo übereingekommen ist, dass Beier genau wie Karim Adeyemi lieber »zweimal bei der U21 Rhythmus sammeln« solle, denn schließlich stehen für den deutschen Nachwuchs gegen Bulgarien und in Polen zwei wichtige EM-Qualifikationsspiele an. Klubkollege Adeyemi hatte in der letzten Abstellungsperiode bei der U21 übrigens fünf Tore in zwei Begegnungen erzielt – und diesen Flow direkt beim BVB fortgeführt. Beier darf es gerne nachmachen, um »die Verzahnung« (Nagelsmann) der beiden wichtigsten Auswahlteams mit Leben zu füllen.
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