Recht à la carte

Cyrus Salimi-Asl zu türkischen Bombenangriffen auf Syrien und den Irak

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Der türkische Innenminister Ali Yerlikaya spricht nach dem Anschlag am Donnerstag in Ankara vor dem Gebäude der Turkish Aerospace Industries zu den Medien.
Der türkische Innenminister Ali Yerlikaya spricht nach dem Anschlag am Donnerstag in Ankara vor dem Gebäude der Turkish Aerospace Industries zu den Medien.

Nicht zum ersten Mal schreibt diese Zeitung über türkische Luftangriffe im Norden Syriens und des Iraks und konstatiert den Völkerrechtsbruch. Mindestens zwölf Menschen sollen durch die Bomben getötet worden sein. Ein sogenannter Kollateralschaden für die türkische Regierung, aber anscheinend auch für die EU und die USA, die das ungezügelte Bomben der türkischen Armee stillschweigend hinnehmen oder sich allenfalls zu einer Protestnote hinreißen lassen.

Den Ausschlag gibt das Gewicht, das die Türkei für den Westen hat: als wichtiger europäischer Handelspartner, Nato-Mitglied und Flaschenhals, durch den Schutzsuchende aus dem Nahen Osten nach Europa drängen. Damit der Korken auf der Flasche bleibt, zahlt die EU der Regierung in Ankara Millionen. Das will man nicht aufs Spiel setzen, fasst die Türkei mit Samthandschuhen an, liefert weiter Waffen, so wie von Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem Besuch in Istanbul versprochen.

Welche Werte leiten hier die Außenpolitik? Offensichtlich geht es um krude Interessen – wirtschaftliche, außen- und migrationspolitische. Das gleiche, durch Doppelzüngigkeit charakterisierte Vorgehen zeichnet auch die türkische Politik aus: Der Staatspräsident Erdoğan beschuldigt Israel, das nach eigener Lesart »Terroristen« im Gazastreifen jagt, des Genozids, schießt aber in Nachbarländern auf die eigenen »Terroristen«: dem einen die Hamas, dem anderen die PKK. Eine Beliebigkeit des Freund-Feind-Denkens, die kaum Raum lässt fürs Völkerrecht.

Besonders schwer wiegt, dass die türkischen Angriffe noch vor der Identifizierung der Attentäter erfolgten. Dafür starben unbeteiligte Menschen. Der staatliche Kampf gegen Terrorismus mit allen Mitteln senkt die Hemmschwelle und löst die Unterschiede auf zwischen Tätern und Unschuldigen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.