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Im Namen der Couch
Unser Kolumnist muss sich beim Fußballsonntag auf dem Sofa mit seiner anspruchsvollen Katze arrangieren
Geschmeidig ditschten die Bälle am Wochenende über die Rasenplätze der Regionalliga Nordost. Anmutige Besucherinnen schmückten das Stadionrund, die Wurst brutzelte, das Bier floss. Auch ich platzierte mich pünktlich 13 Uhr am Sonntag auf meine Couch, um Jena in Zwickau zu bewundern.
Kaum schalte ich den Ton der Glotze an, mauzte die Katz vorwurfsvoll vom Thron. Was fiel mir gemeinem Mitbewohner ein, den sechsstündigen Mittagsschlaf ihrer Majestät zu stören? Sie sprang zum Fernseher und setzte ihre Krallen ein. Ist ja gut, der Halbsachse im MDR nervte. Ich wuchtete mich von der Couch und stellte den Ton aus. Die Katze trollte sich zurück zu ihrem Ruhekissen. Jena kickte ohne sieben Verletzte, bei Zwickau spielte ein fast vierzigjähriger Polizist mit. Carl-Zeiss-Kapitän Butzen mahnte vorm Spiel die fabulöse Ekelhaftigkeit Zwickaus an. Beide Clubs haben kein Moos und müssen nehmen, was ihnen an Spielern in dunklen Gassen zuläuft. Sie füttern die Jungs mit Bockwurst und Runkelrübensuppe.
Frank Willmann blickt auf den Fußball zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana.
Den Zuschauern schien es zu gefallen, über 8000 Sachsen und Thüringer hatten sich eingefunden. Die Katze schnarchte, ich stellte den Ton wieder an, schon köpfte der junge Weinhauer mit der entzückenden Wischmoppfrisur zum 1:0 für Jena ein. Die Katze schaute streng, Ton wieder aus. Die Fans hüpften, hübsch sah es aus. Pyro war leider alle, die hatten sie zu Spielbeginn entzündet.
Aus Gründen, die nur der Beelzebub kannte, spielte Jena nun verhalten. Ich wälzte mich nervös auf der Couch, indes der Ball hurtig durch die Reihen gedroschen wurde. Eure Kinder fahren zu Rot-Weiß Erfurt, stichelten die Zwickauer Fans. Jena antwortete kokett: Eure Eltern gehen zum FCK. Die Kinder oder die Kühe gingen zum FC Karl Marx Stadt, könnte aber auch die Antwort der Jena-Fans gewesen sein. Wegen des Ruhebedürfnisses der Katze war kaum etwas zu verstehen. Ich fühlte mich wie ein Mitglied des Gefangenenchors von »Nabucco«. Umringt von schwerbewaffneten Katzen summen wir leise und traurig vor uns hin.
Einmal links eine Rolle auf der Couch und es war Halbzeit. Fernseher volles Rohr an. Die Katz fauchte, ich rief ihr motivierend zu: »Mach ma Kaffee, Alte!« Keine Reaktion. Ich forderte sie zum zweiten Mal scharf auf und ging anschließend selbst in die Küche, so nehme ich exakte 55 Gramm Bauchfett ab. Zurück auf die Couch. Die Katze schnarchte, der Moderator erzählte, wer wann wo warum gespielt hat. Ton aus. Zwickau wurde stärker, ich suhlte mich aufgeregt, der Kaffee wurde kalt.
Die Katze mauzte dreimal und spazierte zum Fernseher. Was sie nur hatte, der Ton war doch aus. Sie scharrte am Fernseher. Geh weg, du blödes Vieh! Sie ging weg und der alte Polizist schoss das 1:1. So trat sie zutage, die Ekelhaftigkeit der Zwickauer. Ich blickte strafend zur Katze, sie pennte schon wieder. Ich sang: »Katze, ich weiß, wo dein Fressnapf steht.« Ich lief aufgeregt durchs Zimmer. Als ich mich wieder auf die Couch werfen wollte, lag dort die Katze.
Ich setzte mich an den Rand der Couch, wie es sich für einen geduldeten Menschen in einer Katzenwohnung gehörte.
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