- Berlin
- Jugendfußball
Makkabi-Fußballer in Berlin bedroht
Spieler einer Jugendmannschaft bei Spiel gegen Schwarz-Weiß Neukölln antisemitisch beschimpft
Berlin. Die Polizei ermittelt zu den mutmaßlichen antisemitischen Beschimpfungen und Bedrohungen gegen jüdische Jugend-Fußballer in Berlin. Die Berichte darüber hatten bundesweit für Bestürzung gesorgt. Es wurden Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs, Volksverhetzung und Beleidigung von Amts wegen eingeleitet, teilte die Polizei am Sonntag mit.
Die Vorfälle sollen sich nach dem Spiel einer Jugendmannschaft des jüdischen Vereins TuS Makkabi Berlin beim DJK Schwarz-Weiß Neukölln am Donnerstag ereignet haben. Der Polizei zufolge sollen Unbekannte die Spieler von Makkabi beleidigt und sich ihnen gegenüber antisemitisch geäußert haben. Zudem soll es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen sein, bei der die Unbekannten mit Stöcken und Messern bewaffnet gewesen sein sollen. Die Polizei sei an dem Tag nicht alarmiert worden, heißt es.
Wie die Nachrichtenagentur dpa erfuhr, wurden am Wochenende alle Spiele der Berliner Makkabi-Vereinsmannschaften von der Polizei geschützt. Zu weiteren Vorfällen kam es dabei bis Sonntagmittag nicht, wie eine Polizeisprecherin erklärte. Auch beim Auswärtsspiel der ersten Mannschaft von Makkabi im brandenburgischen Ahrensfelde blieb es am Samstag ruhig.
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte harte Konsequenzen gefordert. Mit Blick auf den Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 sagte sie: »Erst kürzlich kam es zu Angriffen auf Spieler des Sportvereins TuS Makkabi Berlin. Diese Taten zeigen, dass antisemitische Gewalt und Diskriminierung auch in unserer Stadt nicht verschwunden sind.« Wer Menschen attackiere, müsse mit der vollen Härte des Rechtsstaats rechnen. Spranger versprach: »Wir setzen alles daran, dass jüdisches Leben in Berlin sicher ist und bleibt.«
Der deutsche Makkabi-Präsident Alon Meyer sicherte dem Berliner Ortsverein Unterstützung bei der Aufarbeitung des Vorfalls zu. Die Gegner aus der B-Jugend sollen mehrfach »Free Palestine« (Befreit Palästina) gerufen haben. Die Zeitung »Tagesspiegel« zitierte auch einen Vertreter von Schwarz-Weiß Neukölln, demzufolge die Angriffe vor allem von Zuschauern kamen. »Wenn fest steht, dass einer der Spieler sich an antisemitischen Äußerungen beteiligt hat, steht fest, dass der heute Abend nicht mehr im Verein ist.« Der Verein habe eine klare Satzung, die Antisemitismus ausschließe, sagte er.
In den Niederlanden waren am Donnerstagabend nach einem Fußballspiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv israelische Fans gezielt angegriffen worden. Insgesamt 20 bis 30 Menschen sind dort verletzt worden, die meisten leicht. Außerdem wurde bei einem Spiel von Paris Saint-Germain und Atletico Madrid ein großes Banner mit der Aufschrift »Free Palestine« mit einer Landkarte entrollt, auf der Israel fehlte.
»Es ist eine neue Welle seit dem unsäglichen Überfall zu spüren«, sagte Makkabi-Präsident Meyer über die Auswüchse in den Stadien und auf den Fußballplätzen. »Bei den Profis wird es vorgemacht. Da darf man sich nicht wundern, wenn es sich auf den Amateurbereich überträgt.«
»Bei den Profis wird es vorgemacht. Da darf man sich nicht wundern, wenn es sich auf den Amateurbereich überträgt.«
Alon Meyer Makkabi-Präsident
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.