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Sie fliegen wieder

In Lillehammer gibt es am Freitag für Skispringer und Skispringerinnen erste Weltcup-Punkte zu gewinnen. Erstmals starten sie gemeinsam in die Saison

Nimmt Anlauf auf die Weltcup-Rekorde: Stefan Kraft (Österreich)
Nimmt Anlauf auf die Weltcup-Rekorde: Stefan Kraft (Österreich)

Wintersportfans, macht’s euch gemütlich! Das Darben hat ein Ende: Tagesfüllende TV-Übertragungen von den Pisten, Loipen, Rinnen, Eisbahnen und Sprungschanzen dieser Welt stehen in den kommenden dunklen Monaten bevor. Am Freitag starten die Skispringerinnen und Skispringer in den Kampf um die Kristallkugel, mit der zumindest der Skiweltverband FIS am Ende der Saison seine Punktbesten in den jeweiligen Disziplinen auszeichnet. Auf der Olympiaschanze gehen dabei die Springerinnen und Springer erstmals zum Weltcupauftakt gemeinsam in die Spur: Im Teamwettbewerb am Freitag geht es um erste Punkte für den World Cup, ehe am Samstag und Sonntag bei Männern und Frauen insgesamt jeweils zwei Einzelwettbewerbe auf der Großschanze anstehen.

Der Wettbewerb auf dem Lysgårdsbakken (HS140), einst für die Olympischen Winterspiele von 1994 erbaut, wird dabei der erste von immerhin drei Mixed-Team-Wettbewerben in diesem Winter sein. Allerdings liegen immer noch Welten zwischen Männern und Frauen, was die Siegesprämien und die Werbeeinnahmen anbetrifft. In Sachen Weltcup-Saisonsieg ist bei Frauen und Männern vor allem mit den beiden Athlet*innen zu rechnen, die auch den Winter 2023/24 bestimmten: Der Österreicher Stefan Kraft ist auch »heuer« der Kandidat Nummer eins auf den Gesamtsieg. Im vergangenen Winter gewann der Skiflugweltrekordler sensationelle 13 Springen. Mit nunmehr 43 Erfolgen auf dem Konto könnte der 31-Jährige sogar schon in diesem Winter den Rekord seines ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Gregor Schlierenzauer einstellen oder übertreffen. Schlierenzauer, jetzt 34 und zurückgetreten, gewann zwischen 2006 und 2014 insgesamt 53 Einzelspringen im Weltcup. Sein vermeintlich uneinholbarer Rekord ist für Kraft in greifbare Nähe gerückt. »Das wäre der absolute Wahnsinn, wenn es mir irgendwie gelingen würde«, räumte Kraft auf Nachfrage der »Kleinen Zeitung« aus Graz ein.

Allerdings ist da auch noch Ryōyū Kobayashi: Der Japaner hatte nach seinem Sieg bei der Vierschanzentournee auch noch mit einem 291-Meter-Flug auf einer eigens errichteten Schanze auf Island für Aufsehen gesorgt. Krafts Weltrekord von 2017 liegt bei »nur« 253,5 Metern. Der Wahnsinnsflug des 28-jährigen Japaners gilt allerdings nicht als offizielle Bestleistung.

Bei den Frauen scheint alles auf die neuerliche Dominanz der Weltmeisterin Nika Prevc hinauszulaufen. Die zierliche Slowenin hatte im Frühjahr erstmals die Kristallkugel gewinnen können, wenige Tage nach ihrem 19. Geburtstag. Gleich siebenmal hatte die stille junge Frau aus der Prevc-Dynastie (ihre Brüder Peter, Cene und Domen sind ebenfalls berühmte Springer) es in der Vorsaison aufs oberste Treppchen geschafft – Tendenz: steigend.

Doch auch der Deutsche Ski-Verband macht sich Hoffnungen: Katharina Schmid (28), Dreifach-Weltmeisterin von 2023, will sich nach der missratenen Vorsaison (Zehnte der Gesamtwertung) wieder ganz vorn einsortieren. Bei den Männern trauen viele Andreas Wellinger eine ganz große Saison zu, nach Rang zwei bei der Vierschanzentournee 2024 und Rang drei im Gesamtweltcup. Elfmal schaffte er es im vergangenen Winter aufs Weltcup-Treppchen: »Das Ziel wäre, dass wir es noch ein bisschen öfter schaffen – und dann ist bei Tournee, WM und im Gesamtweltcup sehr viel möglich.«

Neben der Vierschanzentournee zum Jahreswechsel ist die Nordische Ski-WM in Trondheim Anfang März das Saisonhighlight der Springerinnen und Springer. Unter besonderer Beobachtung wird dort vor allem Männer-Bundestrainer Stefan Horngacher stehen: Mit fünf Siegen durch Wellinger, Karl Geiger und Pius Paschke waren die DSV-Adler im Vorjahr bravourös gestartet, ehe in der zweiten Hälfte des Winters fast nichts mehr gelang. Der Bundestrainer geriet in die Kritik.

»Das Potenzial meiner Mannschaft ist riesengroß«, sagt Horngacher vor dem Saisonstart 2024. Zurück im Team ist der sechsmalige Weltmeister Markus Eisenbichler, der im vergangenen Winter schwächelte und im Weltcup fehlte. Allerdings hadert der Springer aus Oberbayern mit der neuen Regel, nach der die Punktrichter bei verpatzter Landung statt wie bisher zwei nun drei Punkte von der Höchstnote 20,0 abziehen sollen. »Bescheuert« findet der 33-Jährige die neue Wertung. Wer mit ihr am besten klarkommt, wird sich ab Freitag zeigen.

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