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Verjüngungskur bei den DFB-Frauen

Bundestrainer Christian Wück setzt für die kommenden Länderspiele auf junge Spielerinnen

  • Frank Hellmann, Stuttgart
  • Lesedauer: 3 Min.
Die 18-jährige Alara Şehitler (2.v.r.) vom FC Bayern München soll für frischen Wind in der Offensive des DFB-Teams sorgen.
Die 18-jährige Alara Şehitler (2.v.r.) vom FC Bayern München soll für frischen Wind in der Offensive des DFB-Teams sorgen.

Als beim ersten Training der deutschen Fußballerinnen zum Abschluss noch ein Torschusstraining anstand, krachte der Ball auffällig oft gegen Latte und Pfosten. Es war Sara Doorsoun vorbehalten, unter der lautstarken Anfeuerung ihrer Mitspielerinnen am Montagabend auf dem Trainingsgelände des VfB Stuttgart die Kugel unhaltbar in den Winkel zu jagen. Die mit 33 Jahren älteste Akteurin im Kader machte vor, wie es in den Länderspielen der DFB-Frauen am Freitag in der Schweiz und am Montag gegen Italien in Bochum gehen kann.

Dabei hat Bundestrainer Christian Wück für diesen Doppelpack das Prinzip der Verjüngung ausgerufen. Das Motto: »Wir wollen den jüngeren Spielerinnen die Chance geben.« Im 23-köpfigen Aufgebot sind 14 Spielerinnen, die nicht älter sind als 25 Jahre, nur noch drei sind 30 oder älter.

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Man müsse von dem Denken wegkommen, dass die nachrückenden Generationen »keine Spiele gewinnen können beziehungsweise nicht spielentscheidend sind«, beteuert der Talentförderer Wück. »Es ist kein Widerspruch, mit einer jüngeren Mannschaft beide Spiele gewinnen zu wollen.« Die neu gegründete U23 habe schließlich jüngst auf dem DFB-Campus auch Frankreich mit 3:0 geschlagen.

Nachdem Merle Frohms (29 Jahre) zurückgetreten ist und auch die zuletzt arg gestresste Ann-Katrin Berger (34) in den USA bleiben durfte, soll sich eine jüngere Torhüterin international beweisen: Ena Mahmutovic (20) oder Sophia Winkler (21) winkt das Länderspieldebüt im deutschen Tor.

Bei Wücks Einstand gegen England (4:3) und Australien (1:2) zeigte sich, dass das Risiko von Rückschlägen in solch einem Prozess mitspielt. Lisanne Gräwe (21) war ihre Nervosität beim Abschied von DFB-Kapitänin Alexandra Popp in Duisburg deutlich anzumerken, doch grundsätzlich hat sich die Mittelfeldspielerin bei Eintracht Frankfurt zur Leistungsträgerin entwickelt.

Dem Bundestrainer schwebt für die Endrunde der Europameisterschaft in der Schweiz (2. bis 27. Juli 2025) ein Pool von 30 bis 40 Spielerinnen vor, »davon sind wir noch weit weg«. Ziel sei es, »mit einer gut strukturierten Mannschaft in die Nations League und in die Vorbereitung auf die Europameisterschaft im nächsten Jahr zu gehen«, kündigte Wück an.

Die Aufgaben im ersten Halbjahr 2025 gegen die Niederlande, Österreich und Schottland gelten dann schon wieder als Pflichtspiele. Diesmal hat Wück erfahrene Kräfte wie Sara Däbritz (29) oder Lina Magull (30) – Leistungsträgerinnen bei der EM 2022 – gar nicht erst nominiert, sondern erstmals Cora Zicai (19) vom SC Freiburg und Alara Şehitler (18) vom FC Bayern eingeladen. Beide gelten als Toptalente.

»Sie zeigen in der Bundesliga, dass sie trotz ihres jungen Alters fähig sind, gut mitzuspielen«, lobt der Bundestrainer die beiden Nachwuchskräfte. Insbesondere die trickreiche Şehitler kann jederzeit Überraschungsmomente kreieren: Mit drei Toren in ihren ersten 14 Pflichtspielen im Münchner Starensemble sorgte Şehitler auch schon unter Wücks Augen für Aufsehen. Warum nicht auch im Nationalteam?

Der 51-Jährige predigte bereits als erfolgreicher Nationaltrainer der U17-Junioren unentwegt, den deutschen Talenten bitteschön mehr Einsatzzeiten anzuvertrauen. In seinem Trainerteam arbeitet mit Maren Meinert eine Übungsleiterin, die sich als erfolgreiche Nachwuchstrainerin einen Namen machte und sich exzellent im Bereich der Juniorinnen auskennt.

»Wir müssen irgendwann mit dem Lernfaktor anfangen«, sagt Wück, der bei seinen zahlreichen Inspektionstouren aber auch festgestellt hat, dass es eklatante Leerstellen im deutschen Frauenfußball gibt, beispielsweise in der Verteidigung. »Wir haben nicht die Talentfülle in der Defensive.« Deshalb vertraut der Bundestrainer weiterhin Kathrin Hendrich (32) und baut auch auf Sara Doorsoun, die sich bereits bei der WM 2023 mit einem Augenzwinkern als »Oma« bezeichnete.

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