Werbung

Rüstungsmesse kommt nach Niedersachsen

Neu im Programm auf dem Messegelände Hannover: eine Waffenschau. Verteidigungsminister Pistorius gefällt das

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.
Krieg zum Anfassen: Sicherheitsmessen sind ein Ort, an dem Rüstungslobby und Politik zusammen kommen können.
Krieg zum Anfassen: Sicherheitsmessen sind ein Ort, an dem Rüstungslobby und Politik zusammen kommen können.

Wo während der international bedeutenden »Hannover-Messe« vor allem Maschinen und Anlagen zur Schau gestellt werden, die dem Konstruieren und Bauen dienen, werden künftig auch Exponate dargeboten, deren Zweck es ist, abzuwehren und zu zerstören: Erstmals im Januar 2027 soll in Hannover die Rüstungsmesse »Defence & Security Equipment International« (DSEI) stattfinden.

Wie der Titel schon verrät, soll es um »Verteidigungs- und Sicherheitsausstattung« gehen und so werden militärische Ausrüstung, Rüstungsgüter und entsprechende Technologien in der niedersächsischen Landeshauptstadt präsentiert werden. Seitens der Veranstalter heißt es: Es wird sich um Exponate handeln, die für nationale Verteidigung und geopolitische Sicherheit erforderlich seien.

Dargeboten wird die Militärmesse, so war von der ausrichtenden Deutsche Messe AG zu erfahren, in Zusammenarbeit mit einer gleichartigen, als marktführend geltenden Rüstungs- und Sicherheitsmesse in London. Diese findet im Zweijahresturnus statt, und ebenso soll es mit der Schau in Hannover geschehen. Wie die Ausrichter des Ganzen gegenüber dem NDR umrissen, sollen neben Industrieunternehmen und Zulieferern auch militärische Führungskräfte und politische Entscheidungsträger die Messe nutzen, um strategische Verteidigungsfragen und mögliche Partnerschaften zu erörtern.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Ihren Ursprung hatte die DSEI 1999 in Großbritannien. In jenem Jahr privatisierte die damalige Labour-Regierung die gemeinsamen Ausstellungen der britischen Armee und der Royal Navy, die seit 1976 stattgefunden hatten und schufen daraus die Ausstellung, die seit 2001 an ihrem derzeitigen Standort im Ausstellungszentrum in den Londoner Docklands gezeigt wird.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) begrüßt die in zwei Jahren nun auch nach Deutschland kommende Schau und betonte, die Bundesrepublik brauche eine solche Messe. »Die Zeitenwende erfordert von uns nicht nur eine strategische Neuausrichtung unserer Verteidigungspolitik, sondern auch die gezielte Förderung technologischer und industrieller Kompetenz«, so der Politiker.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Messe AG, Jochen Köckler, wertet die Wahl des Ausstellungsareals in Hannover für die Rüstungsschau als ideal, unterstrich er doch gegenüber der Presse: »Keine andere Messegesellschaft verfügt über ein besseres nationales und internationales politisches Netzwerk als unsere Messe AG.«

Niedersachsen sei ein wichtiger Standort für die Rüstungs- und Verteidigungsbranche, hob Landeswirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hervor. »Die Ankündigung der DSEI Germany ist ein Signal für Niedersachsen als bedeutender Industrie- und Messestandort.« Der Blick auf die Rüstungsindustrie habe sich nicht zuletzt durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine elementar verändert. Angesichts der aktuellen geopolitischen Herausforderungen zeige sich mehr denn je, betonte der Minister, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit von Industrie, Forschung und Politik sei, um neue Lösungen für die Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europa zu entwickeln. »Unsere Sicherheit und unsere Widerstandsfähigkeit hängen unmittelbar mit der Einsatzbereitschaft und den Fähigkeiten unserer Streitkräfte zusammen«, hob der SPD-Mann hervor.

Hannover als Standort der neuen Leitmesse stärke nicht nur die Verteidigungsindustrie, sondern auch zahlreiche Zulieferer und Partner, die eine Schlüsselrolle in der Wertschöpfungskette einnehmen, meinte Lies. Niedersachsen sei elementar für die Branche in Deutschland – »und daher ist es nur folgerichtig, dass sich die Deutsche Messe AG auch in diesem Sektor engagiert und zur Vernetzung der Branche entscheidend beiträgt«, sagte der Politiker. Die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) beschriebene Zeitenwende erfordere von Deutschland als Gesellschaft die richtigen Weichenstellungen für den Wirtschaftsstandort. Dass Niedersachsen Gastgeber der Rüstungsmesse wird, beweist für Lies, »dass wir bereit sind, Verantwortung zu übernehmen«.

Im Rückblick auf die bisherigen DSEI-Präsentationen in Großbritannien dürften die Ausrichter auch in Hannover mit Protestaktionen gegen die Waffenschau rechnen. In London kam es mehrmals zu Demonstrationen von Gegnern der Rüstungswerbung.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -