Gregor Gysi soll Spitzenkandidat der Berliner Linken sein

Berliner und Brandenburger Linke nominieren in Kürze ihre Landeslisten für die Bundestagswahl

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 5 Min.
Gregor Gysi soll bei der Bundestagswahl die Landesliste der Berliner Linken anführen.
Gregor Gysi soll bei der Bundestagswahl die Landesliste der Berliner Linken anführen.

In seinem Wahlkreis im Bezirk Treptow-Köpenick ist der Abgeordnete Gregor Gysi (Linke) bereits Anfang Dezember für die Bundestagswahl am 23. Februar nominiert worden. Nun soll er überdies als Spitzenkandidat auf der Landesliste der Berliner Linken in den Wahlkampf ziehen. So schlägt es der Landesvorstand vor. Aufgestellt werden soll die Liste am Freitag ab 16 Uhr bei einer Versammlung im nd-Gebäude am Franz-Mehring-Platz.

Für Listenplatz zwei empfiehlt der Landesvorstand die Parteivorsitzende Ines Schwerdtner. Platz drei, sechs und acht sollen demnach Katalin Gennburg, Ferat Koçak und Niklas Schenker einnehmen. Alle drei gehören der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus an. Für Platz vier ist Pascal Meiser vorgesehen. Er war Bundestagsabgeordneter, bis er sein Mandat im Februar 2024 einbüßte. Verantwortlich dafür war die Wiederholung der Wahl in einem Teil der Berliner Stimmbezirke. Meiser musste sein Mandat an einen Genossen aus Hessen abtreten.

Die Krankenpflegerin Stella Meredino, die direkt im Wahlkreis Mitte kandidiert, soll am Freitag Listenplatz fünf erhalten. Darüber hinaus empfiehlt der Landesvorstand Pilar Caballero Alvarez für Platz sieben, Claudia Engelmann für Platz neun und Hans-Ulrich Riedel für Listenplatz zehn.

Bereits am Donnerstagabend will die Brandenburger Linke ihre Landesliste bei einer Versammlung im Biotechnologiepark von Luckenwalde aufstellen. Hier möchte der Landesvorstand nur eine Empfehlung für den Listenplatz eins abgeben. Welcher Name da genannt wird, darauf will sich der Vorstand bei einer Sitzung am Dienstagabend verständigen. Allgemein wird damit gerechnet, dass der Bundestagsabgeordnete Christian Görke wie schon 2021 der Spitzenkandidat sein soll. Das wünscht sich auch der Kreisverband Lausitz, der Görke wieder als Direktkandidaten im Bundestagswahlkreis 64 (Cottbus und Spree-Neiße) aufgestellt hat.

Als Direktkanditin im Wahlkreis 58 (Oberhavel und ein Teil des Havellandes), in dem die scheidende Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg nicht erneut antritt, hat die Partei die erst 19 Jahre alte Annabelle Rathmann als Direktkandidatin nominiert. Weiterhin als Direktkandidaten aufgestellt sind zum Beispiel Carolin Schönwald, Christin Willnat und Robert Kosin, die bereits bei der Landtagswahl im September angetreten waren – als Die Linke die Fünf-Prozent-Hürde verfehlte und aus dem Parlament flog.

Mit der Nominierung der Direktkandidaten in den insgesamt zehn Brandenburger Bundestagswahlkreisen sind die Sozialisten noch nicht ganz durch. Es fehlen noch die beiden Wahlkreise 61 (Potsdam und Umgebung) sowie 57 (Uckermark und ein Teil vom Barnim). Für den Wahlkreis 57 stellt sich Isabelle Czok-Alm zur Verfügung. Für den Wahlkreis 61 wird am Mittwochabend im Thalia-Kino in Potsdam-Babelsberg voraussichtlich die Ex-Landtagsabgeordnete Isabelle Vandré nominiert. Nach Auskunft des Kreisverbands hat sich bislang niemand anders dafür gemeldet. Vandré würde es in diesem Wahlkreis mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zu tun bekommen.

Isabelle Vandré wisse aus der Stadtverordnetenversammlung und aus dem Landtag, welche verheerenden Folgen die Politik der Bundesregierung der letzten Jahre hatte, sagt die Linke-Kreisvorsitzende Iris Burdinski. »Sie ist die Bestmögliche, um Scholz und Baerbock mit der Wirklichkeit zu konfrontieren.«

Vandré selbst erklärt: »Die Konsequenz ihrer Politik könnten Scholz und Baerbock in ihrem eigenen Wahlkreis sehen, wenn sie denn aufmerksam wären. Akuter Wohnraummangel, steigende Armut und Haushaltslöcher in den Kommunen, die nun die bereits unterfinanzierte Jugendhilfe, die sozialen Dienste und zahlreiche Kultureinrichtungen in ihrer Existenz bedrohen, sind unsere Realität.« Die 35-Jährige möchte im Wahlkampf an Haustüren klingeln und mit den Menschen persönlich sprechen, so wie sie es bereits vor der Landtagswahl am 22. September getan hat. Damals läuteten sie und ihre Genossen bei mehr als 7000 Potsdamer Haushalten.

»Die Konsequenz ihrer Politik könnten Scholz und Baerbock in ihrem eigenen Wahlkreis sehen, wenn sie denn aufmerksam wären.«

Isabelle Vandré Linke-Kandidatin in spe

Bundeskanzler Scholz führt auch die Landesliste der Brandenburger SPD an, Außenministerin Baerbock ist die Spitzenkandidatin der Brandenburger Grünen. In Berlin haben die Grünen Bundesfamilienministerin Lisa Paus zu ihrer Spitzenkandidatin gemacht.

Die Berliner SPD stellt ihre Landesliste erst am Mittwochabend auf. Der ehemalige Regierende Bürgermeister Michael Müller hatte in Aussicht gestellt, zugunsten einer Frau auf Listenplatz eins zu verzichten. Deshalb läuft es womöglich auf die Abgeordnete Annika Klose als Spitzenkandidatin hinaus. Sie und der Abgeordnete Ruppert Stüwe kündigten laut Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am Montag an, dass sie als Doppelspitze antreten wollen.

Die CDU kürte in Berlin den Abgeordneten Jan-Marco Luczak zum Spitzenkandidaten und in Brandenburg den Abgeordneten Uwe Feiler. Auch die AfD hat Bundestagsabgeordnete zu ihren Spitzenkanditen erwählt: für Berlin Beatrix von Storch und für Brandenburg René Springer.

Das Brandenburger Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) wird seine Landesliste am kommenden Samstag in einer Grundschule in Bernau aufstellen.

In Berlin geht das BSW mit Oliver Ruhnert auf Listenplatz eins in den Bundestagswahlkampf. Der 53-Jährige ist beim Fußballverein 1. FC Union Berlin als Chefscout beschäftigt. Sein Wirkungskreis ist damit das Stadion An der alten Försterei in Köpenick. Um Beruf und Politik sauber zu trennen, entschied er sich gegen eine Direktkandidatur gegen Gregor Gysi in Treptow-Köpenick und ließ sich stattdessen für Marzahn-Hellersdorf aufstellen. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) tritt dort nicht wieder an. Die Linke nominierte an ihrer Stelle Katalin Gennburg.

2021 hatte in Marzahn-Hellersdorf Ex-Sozialsenator Mario Czaja (CDU) gesiegt. Er versucht, seinen damaligen Erfolg zu wiederholen. Nachdem ihn der CDU-Landesvorstand nicht für Listenplatz drei empfehlen wollte, verzichtete Czaja auf eine Listenkandidatur und tritt ausschließlich in seinem Wahlkreis an.

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