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Ukraine greift in Kursk an
Russland meldet Offensive der ukrainischen Armee in der Region Kursk
Moskau. Die ukrainische Armee hat nach Angaben aus Moskau eine erneute Offensive in der russischen Region Kursk gestartet. »Der Feind hat einen Gegenangriff gestartet, um das Vorrücken der russischen Truppen in der Region Kursk zu stoppen«, hieß es am Sonntag in einer Erklärung der russischen Armee. Der Angriff erfolgte demnach am Morgen.
»Die Angriffsgruppe der ukrainischen Armee wurde durch die Artillerie und die Luftwaffe besiegt«, hieß es in der Erklärung der russischen Armee weiter. »Die Operation zur Zerstörung der Einheiten der ukrainischen Armee dauert an.« Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Ukraine habe zwei Panzer, ein Dutzend gepanzerter Fahrzeuge und eine Spezialeinheit bei der Offensive eingesetzt.
Russische Militärblogger hatten zuvor von einer neuen Offensive berichtet. Demnach rückten die ukrainischen Streitkräfte auf den Bezirk Bolschesoldatski vor und versuchten, die Ortschaft Berdin einzunehmen, die rund 20 Kilometer von der Grenze entfernt liegt. Es blieb zunächst unklar, wie weit die ukrainischen Streitkräfte tatsächlich in Kursk vorrücken konnten.
Laut dem den russischen Sicherheitsbehörden nahestehenden Telegram-Kanal Masch rückten »die Männer der ukrainischen Armee in kleinen Gruppen« vor. »Die Gesamtzahl ihrer Truppen beläuft sich auf 2000.«
Ukrainische Behörden gaben nur wenige Informationen über die Offensive bekannt. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak, erklärte: »Gute Nachrichten aus der Region Kursk: Russland bekommt, was es verdient.« Andrij Kowalenko vom Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine teilte mit, die Russen seien »von mehreren Seiten angegriffen« worden, »was sie überrascht hat«.
Die ukrainische Armee hatte erstmals im August vergangenen Jahres eine Offensive in der russischen Grenzregion Kursk gestartet. Die ukrainischen Truppen eroberten dabei mehrere hundert Quadratkilometer Land sowie die Kleinstadt Sudscha. Der ukrainische Vorstoß kam jedoch ins Stocken, nachdem Moskau Verstärkung in die Region entsandt hatte, darunter auch tausende nordkoreanische Soldaten. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vom Wochenende haben russische Einheiten beim Versuch der Rückeroberung des Gebiets Kursk schwere Verluste erlitten. »Bei Kämpfen heute und gestern allein im Umkreis der Ortschaft Machnowka im Gebiet Kursk hat die russische Armee ein Infanteriebataillon nordkoreanischer Soldaten und russischer Fallschirmjäger verloren«, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft, überprüfbar sind diese Informationen jedoch nicht. Ein Bataillon der russischen Streitkräfte hat offiziellen Angaben nach eine Truppenstärke von bis zu 500 Mann.
Dennoch bleibt die Lage auf dem Schlachtfeld für die Ukraine weiterhin schwierig. Russische Truppen greifen trotz der Verluste weiter an. Der Generalstab in Kiew sprach in seinem abendlichen Lagebericht von knapp 150 Gefechten im Tagesverlauf, davon allein 40 im Raum Pokrowsk. Dort ist der Schwerpunkt der Kämpfe, nachdem die Ukrainer vor Kurzem Berichten des Militärblogs »DeepState« zufolge die Kontrolle über Kurachowe aufgeben mussten. Die Kämpfe um Pokrowsk selbst, das ebenfalls als strategisch wichtiger Knotenpunkt gilt, könnten ukrainischen Medienberichten zufolge bereits in der kommenden Woche beginnen, nachdem die russischen Einheiten bis kurz vor die Stadtgrenze vorgerückt sind.
Russland hat Medienberichten aus Kiew zufolge im vergangenen Jahr fast 3600 Quadratkilometer ukrainischen Gebiets erobert – eine Fläche fast 1,5-mal so groß wie das Saarland. Die höchsten Gebietsverluste habe die Ukraine mit 610 Quadratkilometern im November erlitten, als die Russen täglich etwa 20 Quadratkilometer besetzten, berichtete der Militärblog »Militarnyi« unter Berufung auf Kartenmaterial von »Deepstate«. Die Verluste des Jahres 2024 sind ein Vielfaches des Vorjahres. Eine offizielle Bestätigung für die Zahlen gibt es nicht. Agenturen/nd
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