Stuttgarts Dacapo gegen Paris

Vor 15 Jahren stand der VfB Stuttgart zum letzten Mal in der K.-o.-Phase der Champions League

  • Sven Goldmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Stuttgarts Georg Niedermeier (u.) im Duell mit Barcelonas Pedro im Achtelfinale der Champions League im März 2010.
Stuttgarts Georg Niedermeier (u.) im Duell mit Barcelonas Pedro im Achtelfinale der Champions League im März 2010.

Natürlich geht jede Serie mal zu Ende, aber musste es ausgerechnet in Mainz sein? Bei einem Fußballverein, von dem die Messieurs aus Paris wahrscheinlich noch nie gehört haben; aber die haben ja am Samstag auch nicht so aufgespielt, wie sie das von sich selbst erwarten. Ein 1:1 daheim gegen Stade Reims fühlt sich für Paris Saint-Germain nicht viel besser an als das 0:2 für den VfB Stuttgart am Samstag in der Karnevalshochburg Mainz.

Am Mittwoch gastiert PSG zur finalen Vorrundenvorstellung des europäischen Fußballzirkus in Stuttgart. Beide müssen sie noch ein bisschen um den Einzug in die Playoffs der Champions League zittern, was dem mittelständischen Betrieb aus dem Ländle allemal mehr schmeichelt als der katarischen Dependance aus Paris. Für PSG ist der Einzug ins Achtelfinale eine Selbstverständlichkeit. Für den VfB wäre es der größte Erfolg seit ziemlich genau 15 Jahren.

Zirkus Europa

Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.

Auch im Winter 2010 wurde eine Großmacht in Stuttgart vorstellig, sie war noch ein gutes Stück größer, als es Paris Saint-Germain im Winter 2025 ist. Der FC Barcelona kam zum Achtelfinal-Hinspiel als Europas regierender Champion mit einer Ansammlung von Weltstars. Sie hörten auf die Namen Messi, Xavi, Iniesta, Puyol oder Ibrahimović und wurden vom katalanischen Maestro Pep Guardiola angeleitet. Die Stuttgarter hatten eigentlich keine Chance, aber wie sie diese nutzten, hinterließ Eindruck. Mit viel Leidenschaft und wenig Respekt dominierte der VfB das Spiel und schoss schnell ein schönes Tor. Am linken Eck des Torraums sprang Cacau höher als Barças Kapitän Carles Puyol und vollendete mit einer zärtlichen Eleganz, wie sie der Ball sonst nur von Lionel Messi erfährt.

Zur Pause hätte der VfB gut und gerne mit zwei oder drei Toren vorn liegen können, aber Tore im Konjunktiv zählten schon damals nicht. Auch in der zweiten Halbzeit mochten die Stuttgarter Beine nicht so schnell müde werden, wie es die Katalanen wohl erwartet hatten. Zlatan Ibrahimović gelang zwar früh ein glückliches Ausgleichstor, aber viel mehr war nicht zu sehen vom FC Barcelona. Sami Khedira und Ciprian Marica hatten das 2:1 auf dem Fuß, und am Ende ärgerten sie sich in Stuttgart mehr als nur ein bisschen über die ausgebliebene Sensation. Der deutsche Jung-Nationalspieler Khedira sprach von einem »tollen Fight« und »dass wir sicher nicht als Sparringspartner zum Rückspiel nach Barcelona fahren werden«.

Das war eine mutige Prophezeiung, die allerdings vergeblich ihrer Umsetzung harrte. Beim Rencontre zwei Wochen später im Nou Camp erwischte Messi einen seiner zahlreichen Glanztage. Der Argentinier schoss zwei Tore, und weil dazu noch Bojan Krkić und Pedro trafen, hieß es am Ende 4:0 für Barça. Egal, der VfB hatte es so weit gebracht wie seitdem nie wieder auf der ganz großen Bühne, und 15 Jahre später könnte die Zeit nun reif sein für ein Dacapo. PSG kommt am Mittwoch mit Gianluigi Donnaruma, Ousmane Dembelé und Lucas Hernandez. Aber ohne Lionel Messi, denn der hat Paris im Sommer 2023 glücklicherweise in Richtung Miami verlassen.

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