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Eintrittswelle bei Linke: Über 2000 Mitglieder mehr in acht Tagen

Die Landesverbände der Linken in Berlin und Brandenburg erleben eine ungeahnte Eintrittswelle

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Brandenburgs Linke, hier bei einem Parteitag in Brandenburg, darf wieder hoffen, die fünf Prozent zu schaffen.
Brandenburgs Linke, hier bei einem Parteitag in Brandenburg, darf wieder hoffen, die fünf Prozent zu schaffen.

»Stündlich erreichen uns Mitgliedsanträge, und wir werden immer mehr«, frohlockte bereits am 3. Februar Franziska Brychcy, Vorsitzende der Berliner Linken. Da zählte ihr Landesverband erstmals seit dem Jahr 2009 wieder mehr als 9000 Mitglieder. Seit Jahresbeginn waren 726 Eintritte zu verzeichnen. Nun stieg die Mitgliederzahl innerhalb von nur acht Tagen rasant weiter: von 9002 auf 11 153.

»Der Mitgliederboom hält an«, verkündete Brychcy am Dienstag. »So eine Eintrittswelle gab es noch nie; in allen Bezirken strömen Menschen zu uns und wollen sich engagieren. Nachrichten lösen derzeit oft ein Ohnmachtsgefühl aus, den Entwicklungen nur ausgeliefert zu sein. Doch kommt man derzeit zu Aktionen und Treffen in der Partei, spürt man eine wahnsinnige Energie, dagegen etwas tun zu können.«

Los ging es mit der Eintrittswelle, als die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht im Oktober 2023 verkündete, eine eigene Partei zu gründen. Es wurde damals damit gerechnet, dass ihr viele Genossen folgen werden und die Landesverbände der Linken schrumpfen. Doch das Gegenteil war der Fall.

Auch in Brandenburg geht es nach drei Jahren, in denen der Landesverband unter dem Strich jeweils rund 400 Mitglieder einbüßte, nun wieder aufwärts. Seit 1. Januar kletterte die Mitgliederzahl von 4118 auf 4580. So viele Genossen zählte Brandenburgs Linke zuletzt Ende 2022. Eine solche Entwicklung habe die Partei seit 1990 nicht mehr erlebt, erklärte Landesgeschäftsführer Stefan Wollenberg. »Es freut uns natürlich ungemein, dass sich so viele Menschen mit uns für soziale Gerechtigkeit, Antifaschismus und Frieden starkmachen wollen«, sagte er. Eine eindeutige Haltung mache die Partei wieder wählbar. »Wir werden dieses Land nicht den Faschisten überlassen – und auch nicht denen, die um der Macht willen bereit sind, mit Faschisten zu paktieren!«

Am 23. Februar ist Bundestagswahl. Zwar hatte der Linke-Landesvorsitzende Sebastian Walter nach der verheerenden Niederlage bei der Landtagswahl im September mit nur noch drei Prozent der Stimmen das Ziel ausgegeben, bei der kommenden Bundestagswahl die Hürde von fünf Prozent in Brandenburg zu nehmen und damit zu beweisen, dass mit dem Landesverband weiter zu rechnen sei. Insgeheim musste Walter allerdings daran zweifeln, dass die Trendwende so schnell zu schaffen sei. Doch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa bescheinigte der Linken in Brandenburg Ende Januar tatsächlich wieder fünf Prozent. Bundesweit sieht das ZDF-Politbarometer die Sozialisten sogar bei sechs Prozent, und die Partei zählt bundesweit inzwischen 81 210 Mitglieder.

Derweil erleben auch andere Zuwachs. Die Zahl der AfD-Mitglieder in Brandenburg stieg im vergangenen Jahr von 2183 auf 2771. Nun befinden sich 437 Aufnahmeanträge noch in Bearbeitung. Für AfD-Landeschef René Springer ist das »Ausdruck einer Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten ist«.

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