Tesla: Schambesetztes Problemvehikel

Manfred Kriener führt den Verlust von Marktanteilen bei Tesla vor allem auf Konzernchef Elon Musk zurück

  • Manfred Kriener
  • Lesedauer: 3 Min.
Marktanteile – Tesla: Schambesetztes Problemvehikel

Der Lack ist ab. Die Automarke Tesla verliert rasant an Marktanteilen. Aus der glitzernden Wunschmaschine, die der behäbigen deutschen Automobilindustrie das Fürchten lehrte, ist ein schambesetztes Problemvehikel geworden. Dabei war Tesla doch der Liebling der »First Mover«, der fahrbare Untersatz der ersten Käufer von Elektroautos, die mit dem Wohlgefühl des Avantgardisten hinterm Steuer saßen. Sie konnten, begleitet vom sirrend leisen Sound des Stromers, schnell und weit fahren; beim Kampf um die Pole-Position jederzeit rassig beschleunigen, und sie hatten dennoch einen ethisch grünen Bonus im Kofferraum. Tesla – das war die seltsame Trias aus Tempo, Coolness und gutem Gewissen.

Vorbei! Die neuen Zulassungszahlen für Januar bestätigen den schon in der Jahresbilanz 2024 erkennbaren Absturz der Marke. Während der Verkauf von Elektroautos in Deutschland im Januar um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vormonat zugelegt hat, fuhr Tesla im Rückwärtsgang mit einem Minus von fast 60 Prozent. Der Marktanteil soll von 14 auf nur noch vier Prozent geschrumpft sein. Im Ranking der einzelnen Modelle dasselbe Bild: Das Modell Y verlor seine lange behauptete Spitzenstellung und rutschte auf Platz sieben ab.

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Ähnlich herbe Einbußen musste Tesla in Großbritannien, Frankreich, Schweden, Norwegen und den Niederlanden hinnehmen. Außerhalb Europas fällt vor allem der starke Rückgang in Kalifornien auf. Auch die Aktie von Tesla, über viele Jahre der Überflieger an den Weltbörsen, ist eingebrochen mit teils heftigen Tagesverlusten.

Manfred Kriener
Manfred KrienerFoto: Privat

Manfred Kriener ist Journalist und Autor in Berlin. Er schreibt regelmäßig über Umwelt, Klima und Ernährung.

Wer nach den Ursachen des Niedergangs sucht, der bekommt die Erklärung fast täglich frei Haus geliefert mit immer neuen Gruselnachrichten über Tesla-Chef Elon Musk. Wie bei einem Staatsstreich fegt der Schattenpräsident von Donald Trump mit eisernem Besen herrisch durch die staatlichen US-Institutionen, um – frei von jeder Sachkenntnis – abertausende Staatsdiener empathielos vor die Tür zu setzen. Zugleich mausert er sich zum Fürsprecher der rechtspopulistischen und zu Teilen rechtsextremen Demokratiefeinde Europas. In Deutschland betreibt er massive Wahlwerbung für die AfD und lädt Alice Weidel zum Plausch. Wer will solch einem Menschen einen Staubsauger abkaufen, geschweige denn ein Auto? Der nachdenkliche Teil der Bevölkerung sicher nicht, zumal es genug neue Konkurrenzmodelle gibt, während die Teslas in die Jahre gekommen sind.

Schon müssen sich deren Besitzer rechtfertigen, sie hätten ja nur ein Auto gekauft und nicht den CEO. Manche, so hört man, trauen sich nicht mehr aus der Garage mit ihrem Gefährt, etliche Unternehmen säubern ihre Flotte und mustern die imagegeschädigten Fahrzeuge aus. Einen Ausgleich durch massenhafte Tesla-Käufe von AfD-Anhängern darf Musk nicht erwarten. Seine Lieblingspartei setzt unverdrossen auf eine Rückkehr zum Verbrenner, Parteichefin Weidel bezeichnete Elektroautos noch 2019 als »Sondermüll«.

Angefeuert von den schwachen Verkaufszahlen des einstigen Vorreiterautos könnte sich womöglich eine echte Boykottbewegung entwickeln, auch wenn noch niemand das böse B-Wort in den Mund nimmt. Aber König Kunde ist ganz offensichtlich über Elon Musk und sein Treiben empört. Und das ist auch gut so.

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