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Mieter schikaniert, Verfügungen ignoriert

Hauseigentümer in Mitte von Behörden unbehelligt

  • Lesedauer: 2 Min.

(ND-Nowak). Die Mieter im Hinterhaus der Almstadtstraße 24 in Mitte wissen nicht, ob sie morgen noch ihre Wohnungen betreten können. Hauseigentümer Hans-Jürgen Thiedig hat angekündigt, dass er das Betreten des Gebäudes wegen Einsturzgefahr untersagen lassen will.

»Von einem Ersatzwohnraum hat Thiedig nichts gesagt«, erklärt Yulia Z., eine der Mieterinnen. Sie ist wütend, weil ihrer Meinung nach Thiedig für die Schäden am Gebäude verantwortlich ist. Schließlich hat der Hauseigentümer Mitte November Dach und Schornsteine an dem Gebäudeteil abreißen lassen. Die Mieter wehrten sich mit Einstweiligen Verfügungen. Thiedig wurden die Baumaßnahmen untersagt. Ferner wurde er zur Wiederherstellung des alten Zustands aufgefordert.

Obwohl dem Hausbesitzer Ordnungsgelder wegen der Missachtung der Einstweiligen Verfügungen auferlegt wurden, ging der Abbau von Dach und Schornsteinen weiter. »In diesem Fall versagen juristische Mittel«, sagt Rechtsanwältin Vera Hacke, die die Mieter vertritt. Kritik übten Mieter und Rechtsanwältin an der Bauaufsicht in Mitte. Die blieb untätig, obwohl sie über die Vorgänge unterrichtet war. »Müsste es nicht Aufgabe der Behörde sein, die Interessen von uns Mietern zur Durchsetzung zu verhelfen, die schließlich durch die gewonnenen Einstweiligen Verfügungen noch bekräftigt worden sind?« fragt Hausbewohnerin Anne-Marie L.

Doch die Schikanen nehmen zu. So kontrollierte ein vom Hausbesitzer beauftragter Wachdienst mehrere Tage lang rund um die Uhr alle Menschen, die das Hinterhaus betreten wollten und notierte ihre Namen. Wegen Schimmelbefalls in mehreren Wohnungen drohte Thiedig mit fristlosen Kündigungen, weil die Mieter für die Schäden verantwortlich seien. Doch die haben mit Fotos dokumentiert, wie es wegen des fehlenden Dachs in die Wohnungen regnete und Wasserschäden an Decke und Wänden entstanden.

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