Werbung

PDS-Opposition gegen rot-roten Senat?

Interview mit Burkhard Kleinert, dem neuen Pankower Bezirksbürgermeister

  • Lesedauer: 3 Min.
Burkhard Kleinert, geboren 1948 im sachsen-anhaltischen Apollensdorf, wurde am 16. Januar 2002 zum Pankower Bürgermeister gewählt und trat jetzt sein Amt an.
Als Bezirksbürgermeister von Berlin-Pankow regieren Sie über etwa 330000 Einwohner. Kein anderer PDS-Bürgermeister kümmert sich um die Interessen so vieler Bürger. War Ihnen das bewusst?
Da mir mein persönlicher Status nicht so wichtig ist, habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Mein SPD-Amtsvorgänger redete allerdings manchmal davon, er sei gewissermaßen Chef der nach Dresden und Leipzig größten ostdeutschen Kommune.

Sie sind mit einer äußerst knappen Mehrheit von nur einer Stimme gewählt worden. Halten Sie die ganze Legislaturperiode durch?
Warum nicht? Abgewählt werden könnte ich nur mit einer Zweidrittelmehrheit im Bezirksparlament. Wie diese Mehrheit zustande kommen sollte, sehe ich nicht.

Was wird mit Ihnen als Bürgermeister anders?
Es wird darauf ankommen, die Anfang 2001 begonnene Fusion der Verwaltungen der drei Bezirke Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee weiter voranzutreiben. Einige Fachbereiche in den drei ehemaligen Bezirksverwaltungen machen nach wie vor ihren eigenen Stiefel. Klar werden muss, das die Verwaltung für den Bürger da ist und nicht der Bürger für die Verwaltung. Der Abbau von Bürokratie soll oberstes Gebot sein.

Die vom rot-roten Senat geplanten Sparmaßnahmen treffen auch Pankow. Muss ein PDS-Bezirksbürgermeister deswegen notfalls gegen einen Senat opponieren, an dem die PDS beteiligt ist?
Bei einer ersten Besprechung zwischen Bezirksbürgermeistern, Stadträten und Senatoren der PDS ist deutlich geworden, dass der klassische Konflikt zwischen Bezirken und Senat weiter bestehen wird. Das kann auch gar nicht anders sein. Ich bin natürlich als Bürgermeister in erster Linie dem Wohl und Wehe der Einwohner meines Bezirkes verpflichtet. Ein Parteitagsbeschluss der PDS spricht sich für eine Haushaltskonsolidierung aus. Das Sparen dürfe aber nicht so weit gehen, dass die Bezirke jede Handlungsmöglichkeit verlieren. Da sind wir ja fast angekommen. Ich verspreche mir von einer Regierungsbeteiligung der PDS eine gerechtere Verteilung der Lasten. In der Zeit der großen Koalition litten die Bezirke über Gebühr unter den Sparzwängen.

Was haben Sie gemacht, bevor Sie Bürgermeister wurden?
Ich habe ab 1967 in Riesa Ingenieurökonomie studiert. Dieses Studium musste ich ein Jahr unterbrechen, um mich im Stahlwerk Hennigsdorf zu bewähren. Hintergrund war eine Flugblattaktion anlässlich des Einmarsches der Warschauer-Pakt-Staaten in die CSSR. Ab 1971 arbeitete ich in der Präzisionsschmiede Berlin- später Kombinat Zentraler Industrieanlagenbau der Metallurgie mit 4500 Beschäftigten. Dort war ich in den letzten Jahren der DDR Ökonomischer Direktor, danach bis 1993 Geschäftsführer einer ausgegliederten GmbH, die es noch heute gibt. Ab 1996 war ich PDS-Stadtrat für Schule, Jugend und Sport bzw. für Kultur und Finanzen.

Sie waren aber auch schon einmal für wenige Wochen Bezirksbürgermeister?
Ja, ich hatte mich 1995 in einer Abstimmung im Bezirksparlament Prenzlauer Berg gegen den SPD-Kandidaten durchgesetzt. Der Senat annullierte die Wahl damals aber, weil eine konkurrierende Wahl gegen die Landesverfassung verstoße.

Fragen: Andreas Fritsche

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.