Wirbel bei CCOO

Gewerkschaftsverband im heftigen Führungsstreit

  • Ralf Streck, Bilbao
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Die Krise innerhalb der Arbeiterkommissionen (CCOO) in Spanien geht weiter. Der Verantwortliche für Organisation und Kommunikation in der CCOO, die der kommunistisch dominierten Vereinten Linken (IU) nahe steht, war am Montag entlassen worden. Daraufhin traten drei weitere Führungsmitglieder zurück, die Benito nahe stehen.

Dass der im Mai 2000 an die Spitze der Gewerkschaft gewählte José María Fidalgo ausgerechnet José Luis Sánchez García zu seinem neuen Stellvertreter machte, verfestigt den Kurs der Loslösung der CCOO von der Vereinten Linken (IU). Dieser Trend wurde schon mit der Wahl des 52-jährigen Fidalgo deutlich. Er ist der erste Vorsitzende, der keinen Posten in der Kommunistischen Partei (PCE) inne hat, die hinter der IU steht. Fidalgo ist ein selbst ernannter Verfechter der »Autonomie der Gewerkschaften gegenüber der Politik«. Dafür steht auch seine neue rechte Hand. Der 31-jährige Sanchez gilt als moderater Realo. Als bisheriger Verantwortlicher für Einwanderung und Soziale Bewegungen hatte er mit Alleingängen schon zuvor die gewerkschaftliche Einheit in Spanien erschüttert. Gegen die große UGT beispielsweise, die den Sozialisten (PSOE) nahe steht, hatte Sanchez mit der konservativen Regierung einen Kompromiss in der Rentenfrage ausgehandelt und damit die UGT erzürnt. Anlässlich des Wahl-Kongresses waren erstmals auch Führungsmitglieder der regierenden Volkspartei (PP) anwesend. So erstaunt es nicht, dass ausgerechnet die regierungsnahe Zeitung, El Mundo, den Aufstieg von Sanchez lobt. Parallel zur Annäherung an die Konservativen verlieren immer mehr Linke innerhab der CCOO ihre Posten. So wurde zum Beispiel im letzten Jahr Berta Savil Montoya entlassen, die im Bereich Einwanderung gearbeitet hat. Die vor den Todesschwadronen in El Salvador geflüchtete Frau hatte geklagt, dass auch in der CCOO Einwanderer benachteiligt werden. Auf den Hinweis, dass ihre spanische Kollegin fast das Doppelte verdiene, hielt man ihr lediglich entgegen, dass viele »Spanier froh wären«, solch eine Stelle zu haben. Die Entlassung Benitos ist Ergebnis des Konkurrenzkampfes an der CCOO-Spitze, in dem sich Fidalgo nun eines möglichen Konkurrenten entledigte. Es war der moderate Benito, der Fidalgo auf den Führungsstuhl gehievt hat. Durch einen Pakt der beiden war damals jene Fraktion in der Minderheit geblieben, die sich gegen eine Neubestimmung der Gewerkschaft ausgesprochen hat. Bei der Abstimmung über seine Entlassung, die mit 15 zu 11 Stimmen ausgegangen war, fehlten ihm diese Stimmen. Da nützte es wenig, dass Benito die Politik Fidalgos als das »Ende der Toleranz« beschrieb. Beobachter erwarten, dass die Entscheidung in der Führung der Arbeiterkommissionen bei den Betriebsratswahlen in diesem Jahr viele Stimmen kosten werden. Mit den Stimmen aus dem Lager um Benito ist der kritische Sektor aus der Gewerkschaftsführung verbannt worde...

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