Modedroge bei Ausdauerleistern
OLYMPIA UND DOPING: Was steckt hinter Darbepoetin? / Johann Mühlegg offiziell überführt / Auch die B-Probe ist positiv
Der größte Doping-Skandal seit dem Sündenfall des kanadischen Sprinters Ben Johnson bei den Sommerspielen 1988 in Seoul ist offiziell: Auch die B-Probe des Skilangläufers Johann Mühl-
egg ist positiv. Dies gab der für Sport zuständige spanische Staatssekretär Gomez Angulo nach dem Vorliegen des Ergebnisprotokolls der im IOC-Dopinglabor in Salt Lake City analysierte B-Probe bekannt. Damit ist der für Spanien startende Deutsche endgültig des Dopings überführt. Er sorgte für den ersten Blutdoping-Fall seit Einführung dieser Kontrollen bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney, wo das IOC zum ersten Mal verlässliche EPO-Kontrollen durchführen konnte.
Nun wird sich das spanische NOK mit dem Doping-Fall Mühlegg befassen müssen. Der Internationale Skiverband FIS wird den überführten Doper mit einer zweijährigen Sperre belegen. Diese Frist ist laut FIS-Reglement für Erstsünder vorgesehen. Der FIS-Vorstand wird aber erst auf seiner nächsten Sitzung im Juni offiziell die Sperren beschließen.
Dem gebürtigen Bayern war schon am Sonntag nach positiver A-Probe die Goldmedaille über 50 km wegen des Verdachts auf Blutdoping vom IOC aberkannt worden. Blutdoping steht seit 1988 auf der IOC-Liste der verbotenen Methoden. Dem 31-Jährigen war bei einer unangemeldeten Trainingskontrolle zwei Tage zuvor das Blutdopingmittel Darbepoetin alfa nachgewiesen worden. Die beiden Goldmedaillen, die er über 30 km und im Verfolgungsrennen gewonnen hatte, darf er laut den IOC-Regeln behalten. Die Tests nach diesen Wettkämpfen waren negativ.
Das bei der Analyse der Mühlegg-Probe herausgefundene Blutdopingmittel Darbepoetin alfa ist unter dem Begriff NESP bekannt. NESP hatte erstmals im Zusammenhang mit der Spanien-Rundfahrt für Radprofis im vergangenen Jahr für Aufmerksamkeit gesorgt. Es ist dem Blutdopingmittel Erythropoietin - unter dem Kürzel EPO bekannt - verwandt.
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Doping-Fälle bei Winterspielen
Von April 2001 bis zu Beginn der Spiele am 8. Februar wurden von der Welt-Anti-Doping-Agentur 3639 Trainingstests - darunter 1621 bei Wintersport-Athleten - veranlasst. Bei den 213 Blutdoping-Kontrollen vor den Winterspielen wurde bei 27 ein positives Resultat analysiert. In Salt Lake City wurden rund 1200 Doping-Kontrollen (darunter 800 EPO-Tests) vorgenommen. Offiziell wurden drei Fälle angegeben. Die bisherigen offiziellen Doping-Fälle bei Winterspielen:
1968 Grenoble keine
1972 Sapporo Alois Schloder (BRD), Eishock.
1976 Innsbruck Galina Kulakowa (UdSSR), Langlauf, Frantisek Pospisil (CSSR), Eishockey
1980 Lake Placid keine
1984 Sarajevo Batsuch Purewjal (Mongolei), Langlauf
1988 Calgary Jaroslav Morawiecki (Polen), Eishockey
1992 Albertville keine
1994 Lillehammer keine
1998 Nagano keine
2002 Salt Lake City Johann Mühlegg (Spanien), Larissa Lazutina, Olga Danilowa (beide Rus), alle Langlauf
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Das künstlich hergestellte EPO vermehrt die Zahl der roten Blutkörperchen. Je mehr diese vorhanden sind, umso mehr Sauerstoff kann im Körper transportiert werden. Dies führt bei Dauerleistern zu Leistungssteigerungen. EPO wird seit 1988 gentechnisch hergestellt.
Die bei Mühlegg aufgespürte Substanz Darbepoetin alfa (NESP) ist seit Juni 2001 auf dem Markt und seither Modedroge bei Ausdauerleistern. Sie ist nach Angaben in den USA und der EU als Medikament zugelassen. NESP ist wirksamer als EPO und hat mit 25,3 Stunden nach intravenöser Injektion eine längere Halbwertzeit. Bei EPO beträgt die Verfalldauer und damit die Nachprüfbarkeit als Dopingmittel nur 8,5 Stunden. Darbepoetin fördert die Produktion von roten Blutkörperchen und wird als Mittel gegen Blutarmut und chronische Nierenprobleme eingesetzt.
Der Skilanglauf steht nach den Doping-Vorfällen der finnischen Langläufer bei den WM 2000 in Lahti zum zweiten Male massiv in den Negativ-Schlagzeilen. Damals war der finnischen Männer-Staffel sowie Verfolgungs-Siegerin Kuitonen das WM-Gold aberkannt worden. Die finnischen Team-Ärzte und die verantwortlichen Trainer wurden entlassen. Gegen insgesamt sechs Läuferinnen und Läufer verhängte die FIS zweijährige Sperren.
Im Falle der Langläuferinnen Larissa Lazutina und Olga Danilowa, die ebenfalls positiv auf das Blutdoping-Mittel Darbepoetin alfa getestet worden sind, machte das NOK Russlands zur B-Probe bislang noch keine Angaben. Lazutina spricht von einer »Verschwörung gegen mich und gegen andere russische Sportler«.
Bereits vor den Winterspielen hatte FIS-Präsident Gian-Franco Kasper befürchtet: »Der Skandal von Lahti ist nur die Spitze des Eisbergs. Weitere Doping-Fälle werden öffentlich, weil wir mit aller Kraft daran arbeiten, den Sumpf auszutrocknen.« So war im Januar die russische Langläuferin Natalja Baranowa-Masolkina bei einer Trainingskontrolle auf der Tauplitz-Alm mit verbotenen Substanzen erwischt worden. Und die nächsten Fälle werden nicht lange auf sich warten lassen...
egg ist positiv. Dies gab der für Sport zuständige spanische Staatssekretär Gomez Angulo nach dem Vorliegen des Ergebnisprotokolls der im IOC-Dopinglabor in Salt Lake City analysierte B-Probe bekannt. Damit ist der für Spanien startende Deutsche endgültig des Dopings überführt. Er sorgte für den ersten Blutdoping-Fall seit Einführung dieser Kontrollen bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney, wo das IOC zum ersten Mal verlässliche EPO-Kontrollen durchführen konnte.
Nun wird sich das spanische NOK mit dem Doping-Fall Mühlegg befassen müssen. Der Internationale Skiverband FIS wird den überführten Doper mit einer zweijährigen Sperre belegen. Diese Frist ist laut FIS-Reglement für Erstsünder vorgesehen. Der FIS-Vorstand wird aber erst auf seiner nächsten Sitzung im Juni offiziell die Sperren beschließen.
Dem gebürtigen Bayern war schon am Sonntag nach positiver A-Probe die Goldmedaille über 50 km wegen des Verdachts auf Blutdoping vom IOC aberkannt worden. Blutdoping steht seit 1988 auf der IOC-Liste der verbotenen Methoden. Dem 31-Jährigen war bei einer unangemeldeten Trainingskontrolle zwei Tage zuvor das Blutdopingmittel Darbepoetin alfa nachgewiesen worden. Die beiden Goldmedaillen, die er über 30 km und im Verfolgungsrennen gewonnen hatte, darf er laut den IOC-Regeln behalten. Die Tests nach diesen Wettkämpfen waren negativ.
Das bei der Analyse der Mühlegg-Probe herausgefundene Blutdopingmittel Darbepoetin alfa ist unter dem Begriff NESP bekannt. NESP hatte erstmals im Zusammenhang mit der Spanien-Rundfahrt für Radprofis im vergangenen Jahr für Aufmerksamkeit gesorgt. Es ist dem Blutdopingmittel Erythropoietin - unter dem Kürzel EPO bekannt - verwandt.
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Doping-Fälle bei Winterspielen
Von April 2001 bis zu Beginn der Spiele am 8. Februar wurden von der Welt-Anti-Doping-Agentur 3639 Trainingstests - darunter 1621 bei Wintersport-Athleten - veranlasst. Bei den 213 Blutdoping-Kontrollen vor den Winterspielen wurde bei 27 ein positives Resultat analysiert. In Salt Lake City wurden rund 1200 Doping-Kontrollen (darunter 800 EPO-Tests) vorgenommen. Offiziell wurden drei Fälle angegeben. Die bisherigen offiziellen Doping-Fälle bei Winterspielen:
1968 Grenoble keine
1972 Sapporo Alois Schloder (BRD), Eishock.
1976 Innsbruck Galina Kulakowa (UdSSR), Langlauf, Frantisek Pospisil (CSSR), Eishockey
1980 Lake Placid keine
1984 Sarajevo Batsuch Purewjal (Mongolei), Langlauf
1988 Calgary Jaroslav Morawiecki (Polen), Eishockey
1992 Albertville keine
1994 Lillehammer keine
1998 Nagano keine
2002 Salt Lake City Johann Mühlegg (Spanien), Larissa Lazutina, Olga Danilowa (beide Rus), alle Langlauf
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Das künstlich hergestellte EPO vermehrt die Zahl der roten Blutkörperchen. Je mehr diese vorhanden sind, umso mehr Sauerstoff kann im Körper transportiert werden. Dies führt bei Dauerleistern zu Leistungssteigerungen. EPO wird seit 1988 gentechnisch hergestellt.
Die bei Mühlegg aufgespürte Substanz Darbepoetin alfa (NESP) ist seit Juni 2001 auf dem Markt und seither Modedroge bei Ausdauerleistern. Sie ist nach Angaben in den USA und der EU als Medikament zugelassen. NESP ist wirksamer als EPO und hat mit 25,3 Stunden nach intravenöser Injektion eine längere Halbwertzeit. Bei EPO beträgt die Verfalldauer und damit die Nachprüfbarkeit als Dopingmittel nur 8,5 Stunden. Darbepoetin fördert die Produktion von roten Blutkörperchen und wird als Mittel gegen Blutarmut und chronische Nierenprobleme eingesetzt.
Der Skilanglauf steht nach den Doping-Vorfällen der finnischen Langläufer bei den WM 2000 in Lahti zum zweiten Male massiv in den Negativ-Schlagzeilen. Damals war der finnischen Männer-Staffel sowie Verfolgungs-Siegerin Kuitonen das WM-Gold aberkannt worden. Die finnischen Team-Ärzte und die verantwortlichen Trainer wurden entlassen. Gegen insgesamt sechs Läuferinnen und Läufer verhängte die FIS zweijährige Sperren.
Im Falle der Langläuferinnen Larissa Lazutina und Olga Danilowa, die ebenfalls positiv auf das Blutdoping-Mittel Darbepoetin alfa getestet worden sind, machte das NOK Russlands zur B-Probe bislang noch keine Angaben. Lazutina spricht von einer »Verschwörung gegen mich und gegen andere russische Sportler«.
Bereits vor den Winterspielen hatte FIS-Präsident Gian-Franco Kasper befürchtet: »Der Skandal von Lahti ist nur die Spitze des Eisbergs. Weitere Doping-Fälle werden öffentlich, weil wir mit aller Kraft daran arbeiten, den Sumpf auszutrocknen.« So war im Januar die russische Langläuferin Natalja Baranowa-Masolkina bei einer Trainingskontrolle auf der Tauplitz-Alm mit verbotenen Substanzen erwischt worden. Und die nächsten Fälle werden nicht lange auf sich warten lassen...
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