Weißblauroter

Thomas Jaud / Der 37-Jährige initiierte den Aufruf von Ex-CSU-Mitgliedern für die LINKE

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie – Weißblauroter

Thomas Jaud ist in Hochstimmung. Der gestrige Aufruf ehemaliger CSU-Mitglieder für die Wahl der LINKEN am 28. September in Bayern hat für Rummel gesorgt. Der 37-jährige Betriebsratsvorsitzende in einem Abfall-Entsorgungsgebiet im Ostallgäu (und nicht im Stadtrat von Kaufbeuren, wie ND gestern berichtete), der diesen Aufruf initiiert hat, wollte damit auch ein Bild geraderücken, mit dem die CSU-Spitze im Vorfeld der Landtagswahlen ihren »Kreuzzug« gegen die LINKE führt. Von wegen alles Verrückte oder aus Sachsen und Thüringen angekarrte Kommunisten. »Wir sind ganz normale Leute aus Bayern, die feststellen mussten, dass die CSU das Christliche und Soziale nur noch im Namen führt«, sagt Jaud.

Er muss das wissen, er war schließlich 15 Jahre CSU-Mitglied. Als er feststellen musste, dass die Union der Agenda 2010 sogar noch einen draufsetzen will, ist er ausgetreten. 2004 wurde der Vater eines vierjährigen Kindes WASG-Mitglied, seit einem Jahr ist er bei der LINKEN. Klar waren die Kollegen am Anfang skeptisch, sagt Jaud, »aber man muss mit ihnen nur über ganz normale Dinge, wie die Rente mit 67, die Pendlerpauschale oder die Geschichte mit der Landesbank reden, dann hören sie zu«. Neulich hat er es sogar bei einer Veranstaltung mit Gysi bei Mitgliedern der Jungen Union versucht, die das sattsam bekannte »Freiheit statt Sozialismus« krakeelten. Da ist er hingegangen und hat gefragt, welche Freiheit sie meinen – die des Einzelnen oder die der Großkonzerne. Hat ihm als Ex-JU-Mitglied Spaß gemacht, die Jungs ziemlich baff zu sehen.

In dem von Jaud organisierten Aufruf von zehn Ex-CSU-Mitgliedern wird auch für die Wahl der LINKEN geworben, weil die Unterzeichner erkannt haben, dass sich durch den Austritt aus einer Partei noch keine Politik verändert. Das aber wollen sie: die Interessen von Arbeitnehmern, Arbeitslosen, Kindern, Rentnern, Frauen, kleinen und mittelständischen Unternehmen und Selbstständigen besser vertreten wissen als bislang unter der absoluten CSU-Herrschaft. Und vielleicht gelingt es Thomas Jaud dabei sogar, seine Frau zu überzeugen, die »gänzlich unpolitisch ist, weil sie mit der bislang agierenden Politikerklasse in Bayern nichts zu tun haben will«.

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