Ein Chinese mit grünen Augen

In Heishantou, nahe der chinesisch-russischen Grenze, lebt Herr Zhang, ein Viertel-Russe

  • Sören Urbansky
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Staub wirbelt auf und verdeckt die grelle Sonne. Zhang Dongping schaut dem alten Jeep hinterher, der auf der Schotterpiste vorbeizieht. »Seit ein paar Jahren kommen wieder ein paar Russen durchs Dorf«, sagt der Chinese. Bis zur Grenze sind es knapp 20 Kilometer. Der russische Wagen ist nur noch an der Sandwolke am Horizont zu erkennen. Im Dorf Heishantou ist es wieder still.

Zhang Dongping vor seinem Lokal in Heishantou
Zhang Dongping vor seinem Lokal in Heishantou

Hier im Nordosten der Inneren Mongolei, einem autonomen Gebiet Chinas, sind die Farben der Natur satter als anderswo im Land. Der Himmel ist noch blau und das Steppengras leuchtet satt grün. Selbst einige Einheimische unterscheiden sich von den meisten Chinesen: Wie Herr Zhang hat mancher hier hell leuchtende Augen.

»Ja, ich bin ein Viertel-Russe. Meine Großmutter war Russin«, sagt Herr Zhang, seine grünen Augen peinlich berührt auf den Boden gerichtet. Neben Han-Chinesen, der größten Ethnie Chinas, zählt der Norden der Inneren Mongolei mehr als zwei Dutzend Minderheiten wie Mongolen, Mandschuren, Dauren und Russen. »Die ersten Russen kamen noch zur Zarenzeit hierher. Die meisten flohen aber nach der Oktoberrevolution, Rote wie Weiße. Während des Bürgerkrieges sind sie verstreut worden, nach Harbin, Shanghai, auch auf die Dörfer. Das ist wie heute bei Kriegen, wenn die Front näher rückt«, erklärt Zhang.

Lange war das Dorf Heishantou vo...


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