Im Griff des epochalen Winters
Die ökologische Krise verweist auch auf die Krise der Religion
Seinen Urlaub, den Papst Benedikt XVI. wie üblich in der Residenz Castelgandolfo verbrachte, ließ das katholische Kirchenoberhaupt in diesem Jahr mit einem Kammermusikkonzert ausklingen. Auf dem Programm stand Franz Schuberts Liederzyklus »Winterreise«. Der Wiener Komponist, so bemerkte der Pontifex nach der Darbietung, drücke in diesem Werk »eine intensive Atmosphäre trauriger Einsamkeit aus, die er in seinem Seelenzustand besonders empfand aufgrund einer langen Krankheit und einer Reihe sentimentaler wie beruflicher Misserfolge«.
»Ihr werdet es bald hören und begreifen«, hatte Schubert Anfang 1827 zu Freunden geäußert, die in Sorge waren über seine düstere Stimmung und bald darauf »einen Kranz schauerlicher Lieder« (Schubert) präsentiert bekamen.
Dieses »Hören und Begreifen« wurde immer wieder als Aufforderung verstanden, die Deutung der »Winterreise« nicht auf das im Werk verarbeitete individuelle Schicksal zu beschränken. Den manni...
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