Zerwürfnis mit der Vernunft
Wiedergelesen: Hartmut Lange – die Novellen und der Roman »Die Selbstverbrennung«
Man kann nicht jeden Dichter lesen. Aber wann weiß man, welcher Dichter der richtige ist? Es gibt etwas, das zwischen Büchern und möglichen Lesern unsichtbare, unverhoffte, unplanbare Spuren legt, und irgendwann ist man als Lesender in dem, was man liest, ebenso festgelegt wie der Schreibende. Schreiben ist: Warten können. Lesen ist: gewartet haben zu können.
Was bedeutet es, den Dichter Hartmut Lange zu lesen? Für mich ist er der Dichter des Abschieds. Von der schönen Frömmigkeit des geschichtsgewissen Weges in den Fortschritt. Von den ebenso wohltuenden Überschätzungen der Vernunft und davon abgeleiteter linksgeistiger Zielschärfe.
Den Dichter Hartmut Lange zu lesen, seine Novellen und die tief melancholischen Selbst- und Weltbetrachtungen, bedeutet freiwilliges Betreten einer bodenlosen Weltstelle. Man schaut sich staunend, verwirrt in ihr um und registriert, zwischen Neugier und Gelassenheit, die Fremdheit dieser Gegend, in die man...
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